IDS Scheer SAP beflügelt Fantasien
Saarbrücken - Es ist erst einige Tage her, dass IDS-Scheer-Gründer August-Wilhelm Scheer die Veranstaltung Process-World 2006 in Miami eröffnete. Business Process Management ist seine Passion und rund 300 Teilnehmer aus 14 Ländern hörten ihm zu.
Derartige Veranstaltungen gehören zum Geschäft, auch andere Unternehmen oder Konzerne laden ihre Kunden und die, die es werden könnten, zu Events ein, informieren, bieten Workshops und Diskussionsrunden an. 6000 Kunden zählt IDS Scheer derzeit für das Produkt Aris, eine Software für das betriebliche Prozessmanagement, 10.000 sollen es bis 2010 werden. Demnächst wird das Produkt auf der SAP-Plattform Netweaver angeboten. Davon erhoffen sich der Gründer und das IDS-Management einen großen Schub.
Die Ankündigung ist indes nicht neu, tatsächlich hatte SAP den Start der neuen Architektur noch einmal verschoben. Nun steht er 2007 bevor, und erste Einnahmen fließen demnach ab kommendem Jahr. Das passt ins Konzept: Helmut Kruppke hatte Anfang des Jahres die Maßgabe vorgegeben, den Umsatz bis 2010 gegenüber 2004 verdoppeln zu wollen.
Am Rockzipfel von SAP
Sobald SAP mit der Auslieferung der neuen Plattform beginne, erhalte IDS Scheer einen erheblich erweiterten Zugang zu Kunden, sagte Kruppke. Die Plattform biete eine hohe Flexibilität, die besonders auch für den Mittelstand interessant werden könne. Kruppke meint, dass Nischenanbieter auch weiterhin gute Chancen auf dem Markt haben. Anders als noch vor wenigen Jahren prognostiziert, entwickele sich der Markt nicht hin zu großen Anbietern, die alle Produkte und Prozesse aus einer Hand anböten. Auch kleine Anbieter hätten ihren Platz. Den Takt gibt in diesem Fall allerdings SAP an, merken Branchenkenner an. Dem einen passt das, dem anderen nicht.
Für dieses Jahr erwartet Kruppke ein organisches Wachstum von 9 bis 10 Prozent. Zur Bekanntgabe der Zahlen 2005 bestätigte der Manager die Prognose noch einmal.
Der Überschuss für 2005 lag bei 18,8 Millionen Euro, ein Jahr zuvor wies IDS Scheer 21 Millionen Euro Gewinn aus. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte (Ebita) verdiente das Softwarehaus 33,6 Millionen Euro. Beim Umsatz legte IDS Scheer im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 318 Millionen Euro zu. Den Rückgang des Gewinns begründete das Unternehmen mit höheren Kosten für 400 neue Mitarbeiter.
Zukäufe und Neueinstellungen geplant
Zukäufe und Neueinstellungen geplant
Für dieses Jahr bekräftigte Kruppke noch einmal, dass die Ebita-Marge mit 0,5 bis 1 Prozentpunkt zulegen soll. Enttäuscht hatten sich Analysten im Januar über den Ausblick geäußert. "In der Aktie ist zu wenig Bewegung drin", kritisierten die Experten.
Ein Vorwurf, den Kruppke im Gespräch mit manager-magazin.de zurückweist. Die Analysten hätten IDS vorher hochgejubelt, als die Kooperation mit SAP bekannt wurde, nun komme man wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Die Aktie hat noch ein großes Potenzial", sagte der Vorstandssprecher. So will der Manager die Ebita-Marge zwischen den Jahren 2008 und 2010 auf 13 bis 15 Prozent steigern. Den Analysten scheint das zu gefallen, am Dienstag setzte beispielsweise SES Research die Aktie von "Halten" auf "Kaufen" hoch.
Bei IDS Scheer stehen die Zeichen also auf Wachstum. 120 Neueinstellungen sind geplant und Zukäufe von Softwarehäusern, die passende Produkte für die Business-Process-Management-Software (BPM) Aris entwickelt haben, sind nicht ausgeschlossen. "Wir sind dabei, mit Unternehmen zu reden", sagte Kruppke. Mal seien die Übernahmegespräche konkret, mal weniger. Da das nicht aus der Portokasse zu zahlen sei, erwäge IDS Scheer zur Finanzierung eine Kapitalerhöhung oder eine Wandelanleihe.
Business Process Management ist gefragt
"BPM findet zurzeit weltweit eine hohe Akzeptanz", sagte Kruppke. So gut sei es noch nie gewesen. Das haben auch andere Unternehmen erkannt. Die Software AG will beispielsweise ins BPM-Geschäft einsteigen.
Gartner bescheinigte IDS Scheer gerade gute Noten in diesem Bereich. So sei das Potenzial im Ausland noch nicht ausgeschöpft, sagte Kruppke. Der nordamerikanische Markt will erobert werden, in China wächst das Geschäft, wenn auch auf niedrigerer Ausgangsbasis, rasant.
Vor allem das Geschäft mit Aris-Lizenzen soll gestärkt werden, betont Kruppke Das Ziel: 18 Prozent Wachstum. Bis 2008 soll der Anteil der Produktsparte einen Umsatzanteil von 40 Prozent ausmachen. Gleichzeitig wird der Anteil der Beratung geringer. Branchenkenner sehen das als logische Folge, denn der Markt für IT-Beratung ist in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Hier könne man die Marge nicht so gut steigern wie mit Softwareprodukten, so Experten.
Derweil sieht Kruppke Wachstumsmöglichkeiten im Compliance Management - Anwendungen, die es Konzernen beispielsweise ermöglichen, nachzuweisen, dass ihre Prozesse testierbar seien. Interessant seien auch Branchen wie Stahl und Militär. Die Terrorismusbekämpfung und Einsätze in anderen Ländern stellten die Armeen vor neue Herausforderungen. Erfahrung haben die Saarländer schon gesammelt. Vom Pentagon erhielten sie im vergangenen Jahr den etwa 40 Millionen Dollar schweren Auftrag, die taktische und strategische Logistik der US-Streitkräfte zu stärken.