Die Breitbandtechnik UMTS erwacht endlich aus ihrem Dornröschenschlaf. Die vier Netzbetreiber Vodafone, T-Mobile, E-Plus und O2 waren äußerst zufrieden über den UMTS-Umsatz in den letzten Wochen des vergangenen Jahres. Noch ist aber unklar, ob die Nutzer die Breitbanddienste überhaupt in Anspruch nehmen.
Hamburg - Dem Schreckgespenst der Marktsättigung zum Trotz ist das Weihnachtsgeschäft in der deutschen Mobilfunkbranche offenbar erfolgreich verlaufen und hat UMTS dem Vernehmen nach endlich zu größerer Verbreitung verholfen.
Die vier Netzbetreiber Vodafone, T-Mobile, E-Plus und O2 äußerten sich zufrieden über den Umsatz in den letzten Wochen des abgelaufenen Jahres. Es wurden zahlreiche neue UMTS-Geräte angeboten, die in Technik und Äußerem deutlich attraktiver sind als die Vorgängermodelle. Noch ist die Frage allerdings nicht beantwortet, ob die Kunden die Anwendungen auf Basis der schnellen Übertragungstechnik auch tatsächlich nutzen und die Datenumsätze der Unternehmen ankurbeln.
Besonders der zweitgrößte Anbieter Vodafone hat am Jahresende sehr stark auf UMTS gesetzt. Nach Angaben des Unternehmens wurden die Erwartungen erfüllt. "Wir sind mit dem Weihnachtsgeschäft sehr zufrieden, UMTS-Handys sind jetzt zum Normalfall geworden", sagt Konzernsprecher Jens Kürten.
Bei Abschluss oder Verlängerung eines Vertrages seien bereits rund acht von zehn Geräten, die in den eigenen Shops verkauft worden seien, UMTS-fähig, berichtet Kürten: "Hier findet ein Ablösungsprozess statt wie beim Fernsehen, wo zunehmend Flachbildschirme an die Stelle der alten Bildröhren-Geräte treten."
Neben UMTS-Handys mit Laufzeitverträgen fänden zunehmend Prepaid-Geräte Zuspruch, sagte der Sprecher. Vier solcher Modelle hatte Vodafone in der Weihnachtszeit im Angebot. Das eigene Ziel, bis Ende 2005 auf eine Million UMTS-Nutzer in Deutschland zu kommen, wurde bereits vor dem ersten Advent erreicht. "Inzwischen liegen wir deutlich darüber", sagt Kürten. Damit dürfte sich die Gesamtkundenzahl in Deutschland allmählich der kritischen Masse nähern, die nach einer Analystenschätzung bei 3,5 Millionen liegt.
Auch beim Marktführer T-Mobile ist das Weihnachtsgeschäft besser gelaufen als 2004. Besonders gut seien die Angebote rund um die mobile Nutzung des offenen Internets angekommen, sagt Sprecherin Marion Kessing. Auf die dahinter stehende Technik hebt T-Mobile bekanntlich weniger ab - der Kunde soll gar nicht merken, ob es je nach Gelegenheit UMTS, die herkömmliche Technik GPRS oder ein W-Lan-Hotspot ist.
Keine Killerapplikation in Sicht
Auch E-Plus, der Brachendritte, stellt UMTS nicht sonderlich heraus. Das Unternehmen, das sich mit der Entwicklung in den vergangenen Wochen ebenfalls zufrieden zeigt, konzentriert sich auf Sprachtelefonie und will hier dem Festnetz Kunden abjagen, wobei hohe Übertragungsraten nicht so wichtig sind.
Anders der kleinste Anbieter O2: Er hatte acht reine UMTS-Geräte in sein Weihnachtsprogramm genommen und erhofft sich von der neuen Generation besonders eine rege Nachfrage nach Musikhören via Handy. Ob das Ziel erreicht wurde, dass mindestens ein Viertel der verkauften Telefone mit Laufzeitverträgen auf UMTS basiert, kann O2 noch nicht sagen.
Eines aber ist jetzt schon klar - das Münchener Unternehmen freut sich nicht nur über die Entwicklung zum Jahresende, sondern ist auch mit dem Geschäft im gesamten abgelaufenen Jahr zufrieden. Besonders die mobilen Datendienste entwickelten sich den Angaben zufolge positiv.
Diesen Bereich zu steigern, ist das große Ziel aller Mobilfunkanbieter. Bislang ist es damit allerdings noch nicht weit her. Laut einer Schätzung des Telekom-Verbandes VATM machte der Datenanteil an den Gesamterlösen des deutschen Mobilfunks 2005 erst knapp 3 Prozent aus nach knapp 2 Prozent im Jahr zuvor.
Keine Killerapplikation in Sicht
Um die Nutzung voranzutreiben, setzen die Anbieter nun auch auf neue Produkte. So wollen Vodafone und T-Mobile im Frühjahr praktische Laptops anbieten, in denen anstelle der Steckkarte ein Sender für UMTS oder die noch schnellere Weiterentwicklung HSDPA eingebaut ist. Zumindest T-Mobile will die Geräte einem Pressebericht zufolge stark bezuschussen.
Entscheidend aber werden nicht die technischen Finessen sein, sondern die Anwendungen - sie müssen so attraktiv sein, dass die Kunden der mobilen Nutzung den Vorzug geben vor dem leistungsstarken heimischen PC mit breitbandiger Anbindung. "Mobiles TV ist jedenfalls noch nicht als die gewünschte Killerapplikation zu bezeichnen", sagt Analyst Marcus Sander vom Bankhaus Sal. Oppenheim.
Rivalen wie die Kabelnetzbetreiber oder T-Com kommen hingegen bereits mit Fernsehen, Telefonie und Internet aus einer Hand und sichern sich gefragte Inhalte wie die Rechte an der Fußball-Bundesliga. Sander sieht sie klar im Vorteil: "Höhere Bandbreiten und letztlich ein günstigeres Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen weiterhin für die stationären Anbieter."