Seit Jahren laufen die Verhandlungen über das IT-Projekt Herkules der Bundeswehr. Für 6,65 Milliarden Euro soll das Computer- und Telefonnetz erneuert werden. Nun haben sich Siemens und IBM mit dem Verteidigungsministerium geeinigt. Meldet sich CSC zurück?
Berlin - Das Projekt galt schon fast als verloren, doch nun hat sich das Verteidigungsministerium offenbar mit IBM und Siemens auf einige Grundsätze geeinigt. Das Outsourcingprojekt "Herkules" soll aus der Taufe gehoben werden. Worum es geht?
Die Bundeswehr will die Anschaffung und Wartung der Telefon- und Computerausrüstung an Privatfirmen ausgliedern. Ziel ist es, die gesamte Truppe mit einem einheitlichen Computer- und Telefonsystem zu vernetzen. Veraltete Software und Rechner sollen dabei ersetzt werden. Dafür soll eigens eine IT-Gesellschaft gegründet werden, an der Bund knapp die Hälfte der Anteile hält, der Rest liegt in der Hand der Unternehmen. Insgesamt ist das Projekt auf zehn Jahre angelegt. Der Umfang des Auftrags: 6,65 Milliarden Euro.
Nach gut einem halben Jahr seien entsprechende Vertragsverhandlungen zwischen Verteidigungsministerium und einem Firmenkonsortium aus Siemens und IBM abgeschlossen, heißt es nun. "In allen wesentlichen Punkten besteht Einigung", sagte ein Ministeriumssprecher. Dazu zähle etwa der Leistungsumfang im Rahmen des Budgets. Das Vertragswerk könne nun in den nächsten Wochen paraphiert werden.
Auf und Ab
Die Verhandlungen rund um das "Herkules"-Projekt schleppten sich jedoch seit Jahren dahin. Den Zuschlag hatte Mitte 2002 ursprünglich Isic-21 erhalten, ein Konsortium aus Mobilcom, EADS und CSC Ploenzke. Im Sommer 2004 platzen die Verhandlungen, die Unternehmen zogen sich zurück. Zum einen hieß es, der Auftrag habe sich als unwirtschaftlich herausgestellt. Die Bundeswehr habe immer neue Leistungen gefordert, ohne mehr zahlen zu wollen. Gemunkelt wird aber auch, dass die Bundeswehr in Zeiten des Irak-Krieges kein wirkliches Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem durch und durch amerikanischen Unternehmen CSC hatte. Der US-IT-Dienstleister verfügt seinerseits über enge Kontakte zur US-Armee.
Und so kam das Konsortium TIS rund um Siemens zum Zuge, das zuvor an Isic gescheitert war. Im Frühjahr dieses Jahres nahmen die Bundeswehr und TIS die Verhandlungen auf. Zu dieser Gruppe gehört neben der gerade vor der Spaltung stehende Siemens-Dienstleistungssparte SBS noch IBM. Die Telekom-Tochter T-System zog Anfang dieses Jahres ihr Angebot zurück.
Als Grund gab das Unternehmen an, dass man nach den schlechten Erfahrungen mit der Maut-Betreibergesellschaft Toll-Collect sich nicht mehr auf Strukturen einlassen wolle, bei denen kein eindeutiger Konsortialführer festgelegt sei. Genau darauf aber hat die Bundeswehr immer bestanden. Der Milliardenauftrag sollte zu gleichen Teilen und mit gleicher Verantwortung unter den Firmen des Bieterkonsortiums aufgeteilt werden.
Details über den nun vereinbarten Vertrag sind bislang nicht bekannt. Die Sprecher von SBS und IBM bestätigten allein die Einigung, ansonsten wird gemauert. Das Vertragswerk soll in den kommenden Wochen fertig gestellt werden, auch müssen es die parlamentarischen Gremien noch billigen.
Die Braut wird geschmückt
Ob sich die Rahmenbedingungen für den Vertrag verändert haben, ist nicht bekannt. Wenn ja, dann könnte das Konsortium Isic-21 um CSC womöglich fordern, noch einmal ein eigenes Angebot offerieren zu dürfen. Wahrscheinlich sei das allerdings nicht, meinen Branchenkenner. CSC behält sich allerdings vor, den weiteren Vergabeprozess genau zu beobachten.
Für SBS, der IT-Dienstleistertochter von Siemens, ist der Auftrag zumindest noch einmal ein schmückendes Projekt. Der Mutterkonzern, der gerade den Bereich der Hardware-nahen Dienstleistungen an Fujitsu Siemens verkauft hat, zeigt damit, dass man dem Outsourcinggeschäft der Tochter durchaus eine Zukunft beimisst.