Mit dem Verlust der Bundesliga wird die Luft für den Pay-TV-Sender Premiere dünn. Die neue Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber sorgte bereits für einen rapiden Sturz der Aktie. Dass das Bundeskartellamt Premiere noch zu Hilfe eilen könnte, bezweifelt Medienexperte Horst Röper im Gespräch mit manager-magazin.de.
Dortmund - "Kofler hat sich verspekuliert", sagte Horst Röper im Gespräch mit manager-magazin.de. Der Medienkonzentrationsforscher vom Dortmunder Formatt-Institut sieht die Situation des Pay-TV-Senders Premiere äußerst kritisch. Das Münchener Unternehmen ist beim Rechtepoker um die Fußballbundesliga am vergangenen Mittwoch leer ausgegangen. Statt Premiere erhielt die Arena Sport Rechte und Marketing GmbH die Übertragungsrechte für das Pay-TV.
Röper rechnet damit, dass Premiere im kommenden Jahr zahlreiche Abonnenten verlieren wird. Senderchef Kofler habe jetzt noch Glück gehabt, da er das Weihnachtsgeschäft nutzen konnte, so der Experte. Doch 2006 sehe das ganz anders aus.
Ab der Saison 2006/2007 überträgt der bisherige Winzling im Pay-TV-Geschäft Arena die Spiele. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter von Unity Media, dem Kabelnetzbetreiber, der jüngst aus dem Zusammenschluss des nordrhein-westfälischen Ish, dem hessischen Iesy und Telecolumbus hervorgegangen ist. Die Abonnentenzahlen für das Abofernsehen sind mit etwas mehr als 100.000 bislang vergleichsweise gering. Zum Vergleich: Der Bezahlsender Premiere zählt bislang immerhin 3,4 Millionen Zuschauer. Mit den Bundesliga-Übertragungsrechten soll sich die Kundenzahl der Kabelnetzbetreiber jedoch deutlich steigern.
Tatsächlich reicht die Reichweite der drei Anbieter derzeit nicht aus, um die der Deutschen Fußball Liga (DFL) zugesagte flächendeckende Versorgung der Fußballfans sicherzustellen. Daher muss sich Arena nach Partnern umsehen. Als quasi "natürlich" wird ein Verbund mit dem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) gesehen. Beide Seiten bestätigten Gespräche. "Die Akteure kennen sich. Es gibt Möglichkeiten der Kooperation", sagte ein KDG-Sprecher. "Natürlich sprechen wir mit der KDG", ergänzte ein Unity-Sprecher. Verträge seien aber noch nicht unterschrieben. Arena selbst schließt aber auch eine Sublizenzierung an Premiere nicht aus.
Neben der Zahl der Zuschauer muss Arena aber noch weitere Hürden überwinden. So kündigte das Bundeskartellamt am Mittwoch an, die Situation zu prüfen. Schon einmal war die Behörde eingeschritten, als die Deutsche Telekom ihre TV-Kabelnetze an das US-Unternehmen Liberty Media von John Malone verkaufen wollte. Sie unterband die milliardenschwere Transaktion, da Malone die Auflagen, unter anderem für mehr Wettbewerb im Telefonmarkt zu sorgen, nicht erfüllen wollte. Stein des Anstoßes war, dass der US-Unternehmer nicht nur die Infrastruktur, sondern auch eigene Programme anbieten wollte.
"Heute sieht die Situation anders aus", befindet Röper. Der Experte rechnet nicht damit, dass es ein "Malone zwei" geben wird. Im Gegenteil, der entstehende Wettbewerb im Pay-TV-Bereich sei positiv zu bewerten. Zudem habe die Festnetztelefonie durch den Mobilfunk einen starken Mitbewerber bekommen. Auch böten die TV-Kabelnetzbetreiber mittlerweile Internet, Telefon und Kabelfernsehen an.
"Ich glaube nicht, dass es heutzutage noch darum geht, die Infrastruktur und die Inhalte auseinander zu halten", so Röper. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass die Kabelnetzbetreiber nicht ihnen nahe stehende Unternehmen bevorzugten. Das sei jedoch Sache der Landesmedienanstalten und könne vertraglich bei der Vergabe der Sendelizenzen geregelt werden.
Laut Röper spricht nichts dagegen, dass Premiere und Arena gleichzeitig auf dem Markt agieren. Mittel- oder langfristig werde sich allerdings zeigen, ob der schwierige TV-Markt in Deutschland zwei Pay-TV-Anbieter verträgt. Die Erfahrung aus dem Ausland habe aber gezeigt, wie schwierig das ist, merkt Röper an. Schlechte Aussichten für Premiere.