Bundesligarechte Premiere verliert, Sportschau gewinnt

Die Fußballfans können auch in den kommenden drei Jahren die Zusammenfassung der Bundesliga am Samstag in der "Sportschau" sehen. Die ARD hat die Free-TV-Rechte erneut erworben. Die Pay-TV-Rechte erhält jedoch nicht Premiere, sondern ein Konsortium um Unity Media. Der Aktienkurs von Premiere bricht dramatisch ein.

Frankfurt am Main - Der Kabelnetzbetreiber Arena und die ARD haben den Zuschlag für die Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga erhalten. In den kommenden drei Jahren soll es wie gehabt eine Zusammenfassung der Bundesliga am Samstag in der "Sportschau" geben. Die Sendung werde aber künftig erst um 18.30 Uhr statt 18.10 Uhr beginnen.

Der Ligaverband vergab die wichtigsten Free-TV-Rechte für 2006/2007 bis 2008/2009 am Mittwoch erneut an die ARD. Die Pay-TV-Rechte erhält ein Konsortium um den Kabelnetzbetreiber Unity Media.

Der bisherige Bundesliga-Partner Premiere  geht hingegen leer aus. Neu im Spielplan ist die Wiedereinführung eines Spiels der Ersten Liga am Freitag. Das bestätigte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Weitere Rechte vergab die DFL an ZDF, DSF und Telekom.

Insgesamt kassieren die Erste und Zweite Bundesliga in drei Jahren 1,26 Milliarden Euro. Laut Hackmann sind dies rund 420 Millionen Euro pro Jahr. Die bisherigen Einnahmen aus der Vermarktung der so genannten audiovisuellen Verwertungsrechte lagen bei 300 Millionen pro Saison. Außer der "Sportschau" in der ARD werden die Bundesligaspiele auch weiterhin im ZDF-"Sportstudio" und im Deutschen Sportfernsehen gezeigt.

Neuling bei der Übertragung der Fußball-Bundesliga ist der Kabelnetzbetreiber Arena. Hinter dem Unternehmen steckt die Kölner Unity Media, unter deren Dach die drei Kabelnetzbetreiber Iesy, Ish und Telecolumbus firmieren. An dem Kölner Unternehmen sind unter anderem Finanzinvestoren wie der britische BC Partners (39 Prozent) und die US-amerikanische Apollo (31 Prozent) beteiligt.

Die Verbreitung durch die drei TV-Kabelnetzbetreiber reicht jedoch bislang nicht aus, um die der Deutschen Fußball Liga (DFL) zugesagte flächendeckende Versorgung der Fußballfans sicherzustellen. Daher muss sich Arena/Unity Media nach Verbündeten umsehen. Als Partner bietet sich dabei Kabel Deutschland (KDG) an. Beide Seiten bestätigten am Mittwoch Gespräche. "Die Akteure kennen sich. Es gibt Möglichkeiten der Kooperation", sagte ein KDG-Sprecher. "Natürlich sprechen wir mit der KDG", ergänzte ein Unity-Sprecher.

Der Grund, warum Premiere leer ausging, soll laut Kreisen sein, dass Premiere ein Modell forderte, in dem Zusammenfassungen der Spiele erst ab 22 Uhr gezeigt werden sollten, um so das eigene Kundenwachstum zu beschleunigen.

Premiere hatte dafür mehr Geld geboten als bisher, angeblich bis zu 300 Millionen Euro. Doch das Modell sahen die Vereine offenbar mit Skepsis, weil sie zurückgehende Sponsorengelder befürchten. Premiere sei mit seiner Forderung nach mehr Exklusivität auf energischen Widerstand gestoßen, heiß es.

Für den Pay-TV-Sender ist der Verlust der Bundesliga ein herber Schlag. Die Hauptattraktion des Senders ist damit verloren. Immerhin waren die exklusiven Übertragungen Garant für neue Kunden.

"Wir haben uns nicht verzockt"

Am Mittwoch sank der Aktienkurs von Premiere schon im Vorfeld der offiziellen Bekanntgabe deutlich um über 3 Prozent. Nach der Bekanntgabe sackte der Kurs um rund 40 Prozent ab.

"Wir haben uns nicht verzockt, wir haben im Interesse der Aktionäre gehandelt", verteidigte Premiere-Chef Georg Kofler in einer Telefonkonferenz seine Haltung. "Lieber keinen Deal als einen solchen Deal, ohne die Bundesliga bricht die Welt nicht zusammen", gab sich der Premiere-Chef kämpferisch. Trotzdem sei er enttäuscht, dass die Liga die Rechte an einen Nobody vergeben habe.

Verantwortlich für die Entscheidung der Liga sei der Lobbyismus der öffentlich-rechtlichen Sender. Die Preistreiberei mache es Pay-TV-Sendern wie Premiere unmöglich, noch kostendeckend zu arbeiten. Er denke nicht daran, seinen Posten wegen der Niederlage zu räumen, so Kofler weiter.

Große Gewinner der Rechtevergabe sind indes die TV-Kabelnetzbetreiber hinter dem Unternehmen Arena sowie der designierte Partner KDG. Tatsächlich dürfte die Bundesliga - ebenso wie es für Premiere in der Vergangenheit war - für den TV-Kabelnetzbetreiber KDG bei seinen Expansionsplänen zum wichtigsten Faktor werden. Denn das Unternehmen, das sich seit kurzem in der Hand des US-Investors Providence Equity Partners befindet, plant, sein digitales TV-Bouquet deutlich auszubauen.

Providence hatte vor kurzem mitgeteilt, etwa 500 Millionen Euro in den Ausbau des Netzes zu investieren. Ziel ist es, 90 Prozent der Haushalte mit so genannten Triple-Play-Produkten versorgen zu können. Unter Triple-Play versteht man den empfang von Fernsehen, Internet und Telefon aus einem Kabelanschluss.

Premiere setzt ab der Saison 2006/2007 auf ein anderes Angebot vor allem im Sportbereich. Der Sender habe jetzt in den nächsten drei Jahren einen "erheblich größeren finanziellen Spielraum", um sein Programmangebot in allen Bereichen weiter auszubauen, teilte Premiere am Mittwoch in München mit. Auch ohne die Spiele der Fußball-Bundesliga zeige Premiere ein "attraktives Sportprogramm" mit einem hohen Live-Fußballanteil. So habe sich Premiere bereits im August alle Live-TV-Rechte an der Uefa-Champions-League für die Spielzeiten 2006/2007 bis 2008/2009 gesichert.

Bis zum Ende der Saison 2005/2006 werde Premiere sein Bundesliga-Live-Angebot unverändert ausstrahlen, hieß es weiter. Für den Zeitraum ab 1. August 2006 werde der Sender nach der Entscheidung der DFL seine Preis- und Angebotsstruktur "den Marktverhältnissen gegebenenfalls anpassen".

Pay-TV für 20 Euro

Die Deutsche Telekom  will für die kommende Bundesliga-Saison Live-Übertragungen von Fußballspielen über das Internet anbieten. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einem attraktiven Angebot", sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch auf Anfrage. Der Ligaverband DFL vergab zuvor die Übertragungsrechte der Bundesliga für die kommenden drei Spielzeiten an den Bonner Konzern.

Da die Telekom selbst keine Sendelizenz besitzt, wird sie mit einem Partner zusammenarbeiten. Wer dies sein wird, ist noch offen. Der Erwerb der Internetrechte ist Teil der "Triple-Play"-Strategie des Bonner Konzerns, mit dem das Unternehmen neben Telefon und Internet auch Medieninhalte anbieten will. Bislang darf die Telekom nur einzelne Spielszenen über das Internet und in das Mobilfunknetz übertragen.

Auch Unity Media plant laut DFL-Geschäftsführer Seifert Kooperationen mit anderen Unternehmen. Arena muss demnach die Pay-TV-Übertragung der Spiele für nicht mehr als 20 Euro pro Monat gewährleisten. "Wir bieten den Fans ab der kommenden Saison mehr Bundesliga live zu einem attraktiven, erschwinglichen Preis", erklärte Arena-Sprecher Bernard de Roos. Unity-Media-Geschäftsführer Parm Sandhu ergänzte, nach intensiver Marktforschung sei das Unternehmen überzeugt, dass die aktuellen Pay-TV-Angebote vielen Fans zu teuer seien. Das Konzept von Arena sei zudem auf ein "kooperatives Miteinander mit dem frei empfangbaren Fernsehen angelegt."

Liga-Präsident Werner Hackmann bewertete die Kooperation mit dem Kabelnetzbetreiber positiv: "Arena hat uns ein sehr überzeugendes Konzept für das Pay-TV vorgestellt, das finanziell sehr solide ist. Zudem haben sie den entsprechenden finanziellen Garantien direkt zugestimmt", so Hackmann.

Seifert verteidigte die Entscheidung gegen Premiere: "Ich bedaure, einen Premiumpartner wie Premiere nicht mehr im Boot zu haben. Wir hätten gerne mit Premiere weitergearbeitet, aber jeder Bieter hat seine eigenen Entscheidungen zu treffen", so Seifert.

Die Entwicklung der Preise für die Bundesligarechte

Von 330.000 auf 300 Millionen Euro: Die Entwicklung der TV-Gelder in der Fußball-Bundesliga




















Jahr Sender Betrag
1965/66 ARD/ZDF 0,64MioMark/0,33MioEuro
1966/67 ARD/ZDF 0,81/0,41
1967/68 ARD/ZDF 0,81/0,41
1968/69 ARD/ZDF 1,68/0,86
1969/70 ARD/ZDF 2,60/1,33
1970/71 ARD/ZDF 3,00/1,53
1971/72 ARD/ZDF 3,12/1,60
1972/73 ARD/ZDF 3,12/1,60
1973/74 ARD/ZDF 3,40/1,74
1974/75 ARD/ZDF 4,40/2,25
1975/76 ARD/ZDF 4,80/2,45
1976/77 ARD/ZDF 4,80/2,45
1977/78 ARD/ZDF 5,38/2,75
1978/79 ARD/ZDF 6,72/3,44
1979/80 ARD/ZDF 5,86/3,00
1980/81 ARD/ZDF 6,30/3,22
1981/82 ARD/ZDF 6,74/3,45
1982/83 ARD/ZDF 7,23/3,70
1983/84 ARD/ZDF 8,00/4,09
1984/85 ARD/ZDF 10,00/5,11
1985/86 ARD/ZDF 12,00/6,14
1986/87 ARD/ZDF 16,00/8,18
1987/88 ARD/ZDF 18,00/9,20
1988/89 UFA/RTL 40,00/20,45
1989/90 UFA/RTL 45,00/23,01
1990/91 UFA/RTL 50,00/25,56
1991/92 UFA/RTL
UFA/Premiere
55,00/28,12
25,00/12,78=80,00/40,90
1992/93 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
110,00/56,24
35,00/17,90=145,00/74,14
1993/94 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
115,00/58,80
35,00/17.90=150,00/76,69
1994/95 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
120,00/61,36
100,00/51,13=220,00/112,48
1995/96 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
125,00/63,91
100,00/51,13=225,00/115,04
1996/97 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
133,75/68,39
100,00/51,13=233,75/119,51
1997/98 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
180,00/92,03
150,00/76,69=330,00/168,73
1998/99 ISPR/SAT.1
UFA/Premiere
180,00/92,03
150,00/76,69=330,00/168,73
1999/00 ISPR/SAT.1
Kirch/Premiere
180,00/92,03
150,00/76,69=330,00/168,73
2000/01 Kirch-Gruppe
(Free-und Pay-TV Sat.1/Premiere)
694,32/355,00
2001/02 Kirch-Gruppe
(Free-und Pay-TV Sat.1/Premiere)
641,51/328,00
2002/03 Kirch Sport AG/Infront
(Free-und Pay-TVSat.1/Premiere)
567,19/290,00
2003/04 Infront weiterverkauft an:
Premiere
ARD
DSF (14 MillionenEuro/27,38 Millionen Mark für die bei den Sonntagsspiele und 11 Millionen Euro /21,51 Millionen Euro für die Zweitligarechte)
ZDF(Zweitverwertung)
Auslandsverwertung
567,19/290,00
352,05/180,00
117,40/60,00
48,90/25,00




39,12/20,00
19,56/10,00

2004/05 Premiere
ARD
DSF
ZDF(Zweitverwertung)
Ausland, Internet
352,05/180,00
117,40/60,00
48,90/25,00
39,12/20,00
29,34/15,00=586,80/300,00

2005/06 Premiere
ARD
DSF
ZDF(Zweitverwertung)
Ausland, Internet
352,05/180,00
117,40/60,00
48,90/25,00
39,12/20,00
29,34/15,00=586,80/300,00



Hinweis: Für die Saison 2001/2002 waren mit der inzwischen insolventen KirchMedia ursprünglich 358 Millionen Euro (700,19 Millionen Mark) vereinbart. Für 2002/2003 sollten eigentlich 360 Millionen Euro (704,1) und für 2003/2004 sogar 460 Millionen Euro (899,68) fließen.
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