Das Unternehmen Deutsche Breitband Dienste (DBD) betreibt im Berliner Ortsteil Pankow seit Anfang November Breitband-Internet via Wimax. Sollte sich die günstige Funktechnik durchsetzen, könnte sie schon bald zur ernsthaften Konkurrenz für DSL und UMTS werden.
Berlin - Die Nachfrage nach Breitband-Internet-Anschlüssen boomt in Deutschland. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hält es für möglich, dass noch vor Jahresende der zehnmillionste DSL-Anschluss in einem Haushalt oder einem Unternehmen geschaltet wird.
Gleichzeitig ist Deutschland beim schnellen Internetzugang nach wie vor ein geteiltes Land. Vor allem in ländlichen Regionen und in Ostdeutschland auch in Städten wird nach wie vor kein DSL angeboten. Da auch Alternativen mit anderen Zugangstechnologien rar sind, haben viele Internetnutzer bisher keine Chance, auf einen Breitband-Anschluss umzusatteln.
Schuld sind Investitionsentscheidungen der Deutschen Telekom in den 90er Jahren. Nach der Wiedervereinigung sanierte der Konzern das ostdeutsche Telefonnetz und verlegte Glasfaserkabel. DSL setzt jedoch den herkömmlichen Kupferdraht voraus. Der liegt zwar in vielen ländlichen Gegenden im Westen im Boden. Für die Telekom lohnt sich die Anbindung an das schnelle Internet jedoch nur bei einem entsprechenden Kundenpotenzial, das sie in kleineren Dörfern aber nicht vermutet.
Günstig und kabellos
Die Breitband-Lösung für Gebiete ohne DSL könnte aus der Luft kommen. Mit Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) steht inzwischen eine Technik zur Verfügung, mit der sich Haushalte via Funk an das Internet anschließen lassen. Da keine Kabel verlegt werden müssen, ist diese Technik deutlich billiger als DSL.
An dieser Technik hängen große Hoffungen, ermöglicht sie doch theoretisch den breitbandigen Internetzugang per Funk über weite Distanzen. Im Unterschied zu bisherigen lokalen Drahtlosnetzwerken (W-Lan), die unter optimalen Bedingungen eine Reichweite von nur 100 Metern bieten, können mit Wimax bis zu 50 Kilometer überbrückt werden.
Bei Datendurchsatzraten von bis zu 70 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) bietet der Standard zudem eine höhere Geschwindigkeit. W-Lan schafft bisher höchstens 54 Mbit/s. Allerdings funktioniert auch bei Wimax immer nur eine der beiden Varianten, also entweder große Distanzen oder schneller Zugang. Eingesetzt werden könnte Wimax vor allem in ländlichen Regionen, die aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht mit DSL ausgerüstet werden.
Wimax in Pankow
Während sich Telekom und Konkurrent Arcor sich noch im Experimentierstadium befinden, ist ein bisher weitgehend unbekannter Anbieter nun vorgeprescht. Deutsche Breitband Dienste (DBD) liefert im Berliner Ortsteil Pankow seit Anfang November Breitband-Internet per Wimax-Antenne aus.
Damit erhalten rund 70.000 Einwohner des Bezirks im Nordosten der Hauptstadt nicht nur schnellen Zugriff auf das Internet. Sie können außerdem zum Pauschalpreis surfen und auch über das Internet telefonieren. Der bisherige Festnetzanschluss wird damit überflüssig.
Die Basisversion des Wimax-Breitbandanschlusses der DBD-Marke Maxxtelekom kostet knapp 34 Euro. Dafür erhält der Kunde eine Datenübertragungsrate von 1,5 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) für das Herunterladen von Daten aus dem Netz und 320 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s) für das Hochladen.
Damit ist die Wimax-Lösung von Deutsche Breitband Dienste deutlich leistungsfähiger als der Basis-DSL-Anschluss der Deutschen Telekom. Der Upload ist mehr als doppelt so schnell, der Download immerhin um 50 Prozent schneller.
Hinter der maximalen DSL-Bandbreite von zurzeit sechs Mbit/s bleibt das Wimax-Angebot allerdings noch zurück. Privat- und Geschäftskunden erhalten maximal 3,5 Mbit/s für 44 Euro im Monat. Enthalten ist in den Tarifen jeweils auch eine Flatrate fürs Surfen im Internet. Die Telefongebühren kommen jedoch noch hinzu. Als reine Internetlösung ist die Wimax-Lösung von DBD damit deutlich teurer als ein DSL-Anschluss.
Ungünstige Auslandsgespräche
Ungünstige Auslandsgespräche
Finanziell attraktiv wird die Funktechnik erst dann, wenn der Kunde seinen Festnetzanschluss abschafft. Allerdings ist er in diesem Fall zum Telefonieren auf die Tarife von Maxxtelekom festgelegt.
Call-by-Call funktioniert nicht mehr. Für ein Ortsgespräch berechnet das Unternehmen 1,5 Cent in der Minute, für Ferngespräche 2,5 Cent. Call-by-Call ist je nach Tageszeit mitunter deutlich billiger.
Vergleichsweise teuer sind Auslandsgespräche. Nach England telefoniert ein Wimax-Teilnehmer für 4,5 Cent. Mit einem Call-by-Call-Anbieter ist das selbst tagsüber für weniger als ein Drittel dieses Preises zu haben. Länder wie Peru und Kolumbien sind mit 1,36 Euro pro Minute extrem teuer. Anwender sollten deshalb die eigenen Telefon-Gewohnheiten abwägen, bevor sie den Festnetzanschluss kündigen.
Bisher ist Wimax eine Nischen-Technik für Gebiete, in denen noch kein DSL verfügbar ist. DBD hat zum Start des Netzes in Pankow allerdings versprochen, innerhalb von 18 Monaten ganz Berlin zu versorgen, also auch die Bezirke, in denen es bereits jetzt Breitband-Internet über das Telefonkabel gibt.
Voraussichtlich steigen jedoch auch weitere Unternehmen in den neuen Markt für drahtloses Internet ein. Arcor startet am 7. Dezember ein Wimax-Pilotprojekt in Kaiserslautern. Der wichtigste Telekom-Verfolger sieht Wimax nach eigener Darstellung jedoch eher als Technik für ländliche Regionen.
Die Telekom-Festnetztochter T-Com testet Wimax ebenso. Entscheidungen über eine kommerzielle Verwendung der Technik werden nach Aussage eines Sprechers der Telekom jedoch frühestens im kommenden Jahr fallen.