Samsung liebt die Melodie großer Zahlen. 520 Millionen Euro will der Chiphersteller in neue Produktionslinien investieren, die großenteils zum Rhythmus des iPod-Erfolges arbeiten sollen. Derweil wehrt sich die Belegschaft am Berliner Standort gegen die Abschiedsfanfare.
Frankfurt am Main - Der weltgrößte Halbleiter-Hersteller Samsung will die Produktion von Speicherchips ausbauen und damit von einer erwarteten Steigerung der Nachfrage profitieren. Samsung werde 636,9 Milliarden Won (rund 520 Millionen Euro) in neue Produktionslinien für so genannte Flash- und DRAM-Chips investieren, teilte der südkoreanische Konzern mit.
Die Massenproduktion mit den neuen Linien solle in der zweiten Hälfte 2006 beginnen, ergänzte ein Sprecher. Samsung investiert kräftig in die Speicherchip-Produktion, um in dem volatilen und heftig umkämpften Markt einen Vorsprung vor Rivalen wie dem südkoreanischen Hynix-Konzern, dem US-Konkurrenten Micron oder der Münchener Infineon zu behalten.
Für die zweite Hälfte des Jahres 2006 prognostiziert Samsung eine steigende Nachfrage vor allem nach Flash-Chips, die zum Beispiel in Handys, Digitalkameras oder den populären MP3-Playern enthalten sind. So hat Samsung gerade ein Lieferabkommen mit dem Hersteller Apple geschlossen, der in den neuen Modellen der überaus erfolgreichen iPods RAM-Speicher statt Festplatten als Speichermedien einsetzt.
Der US-Computerbauer hat sich allerdings bei verschiedenen Herstellern eingedeckt, unter anderem bei der direkten Konkurrenz Hynix. In den kommenden drei Monaten seien hierzu Vorauszahlungen von insgesamt 1,25 Milliarden US-Dollar geplant, teilte Apple mit. Die Verträge würden dem Unternehmen eine Versorgung mit Speicherchips bis zum Jahr 2010 gewährleisten.
Auch die Preise für DRAM-Chips, die in Personal Computern zum Speichern von Daten eingesetzt werden, sollen sich 2006 stabilisieren, hatte Hwang Chang-gyu, Chef der Samsung-Halbleitersparte, Anfang November erklärt. Bis dahin erwartet er einen noch größeren Preisverfall als die 30 Prozent Wertverlust, die die DRAMs in den letzten Jahren verzeichneten. Samsung will früheren Angaben zufolge seinen Chip-Umsatz bis 2012 auf 61 Milliarden Dollar von 17 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr mehr als verdreifachen.
Warnstreiks und Rettungsplan in Berlin
Warnstreiks und Rettungsplan in Berlin
Derweil stoppt Samsung die Investitionen in Bereichen, die man nicht mehr für zukunftsträchtig hält. Das Bildröhrenwerk in Berlin-Oberschöneweide ist von der Schließung bedroht, die Belegschaft inzwischen in einen Warnstreik getreten.
Mit der befristeten Arbeitsniederlegung sollen noch einmal die Forderungen an die Konzernleitung bekräftigt werden, wie der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Kibbel sagte. Es gebe eine vernünftige Lösung zur Fortführung der Produktion, die in einem neuen Konzept durch den Betriebsrat und IG Metall erarbeitet wurde.
Seit 5.00 Uhr hat sich nach Kibbels Angaben ein Großteil der Mitarbeiter vor den geschlossenen Werkstoren in der Ostendstraße versammelt. Die Samsung-Konzernleitung hatte am 15. November bis auf weiteres einen Stopp der Produktion in Oberschöneweide beschlossen. Die Fertigung wurde allerdings laut Kibbel bereits am 16. November wieder aufgenommen. Am Montag sollen um 16.00 Uhr die Verhandlungen zwischen IG Metall und der Samsung-Geschäftsleitung über einen Sozialtarifvertrag fortgesetzt werden.
Belegschaft will das Geschäft in Fahrt bringen
Das vorgestellte Konzept sieht einen Stufenplan zur Fortführung der Produktion in Oberschöneweide vor. Neben der CRT-Bildröhre soll die so genannte Slim-Röhre als preiswerte Alternative zu LCD- und Plasma-Bildschirmen hergestellt werden. Außerdem sollen nach dem Konzept weitere Zukunftsprodukte entwickelt werden. Mit der Durchsetzung dieses Stufenplans könnten laut Betriebsrat nach drei bis fünf Jahren schwarze Zahlen im Berliner Samsung-Werk geschrieben werden.