Siemens-SBS Kleinfeld kehrt aus
München - Beim Technologiekonzern Siemens stehen für die verlustträchtigen Geschäftsbereiche offenbar wichtige Weichenstellungen unmittelbar bevor.
Wie das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL berichtete, will der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld am 29. August eine Krisensitzung abhalten.
Dort solle diskutiert werden, wie die Not leidenden Ableger, darunter die Kommunikations- und Logistiksparte sowie der IT-Dienstleister SBS, bis zum Frühjahr 2007 die von ihm selbst festgelegten, strengen Renditevorgaben erreichen könnten. Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld setzt zudem die Führung der defizitären IT-Dienstleistungstochter SBS extrem unter Druck. Ein erster Sanierungsvorschlag von Hammersteins, der einen drastischen Personalabbau vorgesehen habe, sei im Juli von Kleinfeld abgelehnt worden.
Sollte es SBS-Bereichsvorstand Adrian von Hammerstein nicht gelingen, bis Anfang übernächster Woche ein Zukunftskonzept für die Sparte vorzulegen, erwäge Kleinfeld die gesamte Führung von SBS auszutauschen, berichtete das Nachrichtenmagazin.
Siemens stärkte allerdings am heutigen Montag in einer Mitteilung gegenüber manager-magazin.de der kritisierten SBS-Führung den Rücken. "Der Zentralvorstand vertraut voll darauf, dass der SBS-Bereichsvorstand die Sanierung zügig und konsequent vorantreiben wird." Allerdings machte die Mitteilung auch deutlich, dass "SBS in einer schwierigen Phase der Sanierung steckt. Nicht alle Lösungen für die Probleme des Bereichs werden kurzfristig finanziell entlasten."
Würde die Ablösung von Hammersteins ungeachtet dessen trotzdem erfolgen, würde sie wohl auch die Bereichsvorstände Jürgen Frischmuth und Bernd Regendantz miteinbeziehen. Frisschmuth stieß 1977 zu Siemens, seit 1997 arbeitet er bei SBS. Anfang 1999 übernahm Frischmuth den Vorsitz der Geschäftsleitung der SBS Deutschland, seit Oktober 2002 ist er und verantwortlich für den Vertrieb und das Marketing.
Auch Bernd Regendanz ist ein Siemens-Urgestein. Sein Aufstieg begann 1972 in Braunschweig. Nach längerem Aufenthalt in Australien kehrte Regendantz 1991 nach Deutschland zurück und übernahm verschiedenen Managementpositionen im Bereich Automobiltechnik. Vor seinem Wechsel in den SBS-Vorstand 2002 machte sich Regendantz in der Automobilsparte Siemens VDO als Sanierer einen Namen.
Kommissarischer Nachfolger von Hammersteins könnte dem Magazin zufolge Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt werden. Von Hammerstein hatte die Leitung von SBS im Juli 2004 übernommen, als der Bereichschef Paul Stodden zum Mobilfunkdienstleister Debitel wechselte. Vorher war von Hammerstein Chef des PC-Gemeinschaftsunternehmens Fujitsu Siemens Computers.
SBS hatte im dritten Quartal 2004/05 (zum 30. Juni) allein 103 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet, in den ersten neun Monaten summierten sich die Verluste auf 263 Millionen Euro. Der Konzern hatte angekündigt, Ende August über die Umstrukturierung seiner drei Problemsparten SBS, Kommunikation (Com) und Logistik (L&A) zu beraten. Bis dahin seien alle Bereiche aufgefordert, die Situation zu analysieren und dem Konzernvorstand Vorschläge zu unterbreiten, hatte Siemens-Chef Kleinfeld zur Präsentation der Geschäftszahlen Ende Juli gesagt. Die Sparten müssten bis Frühjahr 2007 die Renditevorgaben des Konzerns erreichen.
Fest stehe, dass bei SBS beispielsweise Wartungsarbeiten an Kunden-Computern auf externe Dienstleister verlagert werden. Mit dem Betriebsrat sollten dabei Lösungen gesucht werden, "die ein möglichst geringes Ausmaß an Beschäftigungsrisiken bringen", sagte Kleinfeld damals.