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zuletzt aktualisiert: 06. Juni 2005, 15:48 Uhr
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Siemens-Ausgliederung Wer ist BenQ?

Von Matthias Kaufmann

Eine Lösung für die Handysparte ist gefunden, heißt es bei Siemens. Wie aber diese Lösung aussieht, wissen nur wenige. Sie hört auf den Namen BenQ und gehört bereits jetzt zu den Schwergewichten unter den weltweiten Elektronikkonzernen.

Hamburg - Den Fußballfans fiel das Logo bei der vergangenen Europameisterschaft auf. Und der ein oder andere hat damals auch die Plakate bemerkt, Werbung für Bildschirme, bei der Frauen lachend ihren Slip ausziehen.

 iPod, wir kommen: Mit dem Flash-MP3-Player Joybee 102 R setzt BenQ auf die größte Stärke der Apple-Konkurrenz - Design
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iPod, wir kommen: Mit dem Flash-MP3-Player Joybee 102 R setzt BenQ auf die größte Stärke der Apple-Konkurrenz - Design
Ansonsten dürften sich die meisten Deutschen die Frage stellen: Wer ist BenQ? Das taiwanesische Unternehmen wird in Zukunft mit der Handysparte von Siemens kooperieren, und die Chefs beider Unternehmen schmieden sogar schon Pläne für die volle Übernahme.

Ironie der Industrie: Zwar kennen wenige Deutsche BenQ, doch stehen die Produkte des Herstellers in ihren Büros und Wohnzimmern. Nur, dass die nicht den Namen BenQ tragen. Sondern irgendeine andere Marke, Hewlett-Packard vielleicht oder Thomson .

Doch für dieses Geschäftsmodell sind die Spielräume zunehmend enger. Inzwischen werden nämlich auch die Taiwanesen unterboten, von den Chinesen. Um weiter wachsen zu können, kaufte der Manager Lee Kuen-Yao nach und nach die Sparte BenQ aus dem Acer-Konzern heraus, die unter dem Namen Acer Peripherals 1991 gegründet worden war.

 Groß und flach: LCD-Fernseher gehören zum Hauptgeschäft in Europa, leiden aber am eigenen Preisverfall  Bunt und fluffig: Der Player Joybee 110 spricht vor allem ein junges Publikum an  Spaß und Notebook: Die Marketingabteilung schreibt auch dem "Joybook" den Spaß in den Namen  Foto und Nische: Beim Thema Digitalkameras spielt die Marke BenQ hier zu Lande noch keine große Rolle
Und was macht BenQ?
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BenQ wurde als Nobelmarke entwickelt, die Wert auf Design und Qualität legen soll - bei einer breiten Produktpalette: Bildschirme, Notebooks, Scanner, CD-ROM-Laufwerke, MP3-Player, Speichermedien, Tastaturen, Mäuse, Plasmabildschirme, Digitalkameras. Das poppige Design vor allem der Notebooks verkauft sich in Europa mit erklecklichen Wachstumsraten.

Beeindruckende Zahlen - wo bleibt da Siemens?

Beeindruckende Zahlen - wo bleibt da Siemens?

Das Zuliefergeschäft für andere Marken wurde allerdings nicht aufgegeben. BenQ erwirtschaftet weiterhin rund 60 Prozent seines Umsatzes mit Geräten, die nicht unter eigenem Namen in die Geschäfte kommen.

 Siemens-Handys: Demnächst auch bei BenQ gefertigt?
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Siemens-Handys: Demnächst auch bei BenQ gefertigt?
Die Kooperation mit Siemens öffnet nun den Zugang zu vielen Märkten mit einer eingeführten Marke. Andererseits können die Telefone in den eigenen Produktionsanlagen in Malaysia, Mexiko, China und Taiwan gefertigt werden. Insgesamt arbeiten an diesen Standorten rund 27.000 Mitarbeiter für den Konzern. Kapazitäten gibt es genug - die deutschen Siemens-Werke, schätzen Analysten, müssen sich langfristig wohl Sorgen machen.

Die anderen Zahlen sind nicht minder beeindruckend. 2004 wurden 10,5 Milliarden Dollar umgesetzt. 4 Prozent davon steckt BenQ wieder in Forschung und Entwicklung und beschäftigt allein in diesem Bereich 2000 Mitarbeiter.

Enttäuschend dagegen waren die jüngsten Geschäftszahlen. Der Gewinn im ersten Quartal lag 90 Prozent unter dem Vorjahreswert, wobei wohl besonders schwer der Preisverfall bei LCD-Monitoren wiegt. Vor diesem Hintergrund ist die Kooperation mit Siemens ein verständlicher Schritt: Die Produktpalette kann damit auf vergleichsweise einfache Art erweitert werden. Und Handys sind nicht zwingend abhängig von Konjunkturen im PC-Geschäft.

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