Immer mehr Hersteller gehen dazu über, mehrere Funktionen in einem Gerät zu vereinen. Auch für das Kinoerlebnis zu Hause werden zahlreiche Komplettsysteme angeboten. Wie bei vielen dieser 2-in-1-Produkte ist die Qualität im Vergleich zu einer Anlage mit einzelnen Komponenten auch bei diesen Geräten deutlich schlechter.
Frankfurt/Main - Heimkino ist eine tolle Sache - so lange die Konfiguration der Anlage keinen Abschluss in Elektrotechnik verlangt. Die meisten Verbraucher lieben es eben einfach.
Deshalb werden im Handel zahlreiche Komplettsysteme, bei denen Receiver und DVD-Player oder -Rekorder in einem Gehäuse stecken, samt den Lautsprechern für den Raumklang angeboten. Die Palette reicht vom Billigheimer für 150 Euro bis hin zu hochwertigen Markenanlagen für 1200 Euro und mehr. Wer nach dem Kauf keine Enttäuschung erleben will, sollte sich vorher über die unterschiedlichen Angebote informieren.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 1,23 Millionen Heimkinosysteme verkauft, so die Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt. In diesem Jahr erwartet der Branchenverband eine Steigerung, während der Absatz allein stehender DVD-Spieler, von denen 2004 rund 5,3 Millionen Stück verkauft wurden, wohl leicht zurückgehen dürfte.
Gfu-Sprecher Robert Stehle rät, erst einmal zu überlegen, was man mit so einer Anlage anstellen möchte. Wer es cineastisch eher ruhiger mag, sollte schon im Geschäft auf die Geräusche des Laufwerks achten. "Die Dinger können laut sein", warnt Stehle.
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Heimkino-Komplettsysteme Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Anders sieht es dagegen beispielsweise bei Actionfilmen aus. "Wer gern actiongeladene Filme sieht, sollte auf einen effektiven Bass achten", empfiehlt Georg Wilde, Sprecher des Unterhaltungselektronikkonzerns Philips.
Stehle rät außerdem, über ein DVD-System nachzudenken, bei dem die Boxen via Funk mit Audiosignalen versorgt werden. Die Verkabelung kann schnell lästig werden - vor allem bei den Lautsprechern, die hinter dem Zuschauer stehen sollen. Allerdings ist laut Philips-Sprecher Wilde bei der Funkübertragung immer noch ein gewisser Qualitätsverlust zu verzeichnen.
"An den Lautsprechern wird oft gespart"
"An den Lautsprechern wird oft gespart"
Wie viel mehr der Kunde für ein kabelloses System ausgeben muss, lasse sich nicht pauschal beziffern, da für den Preis auch andere Ausstattungsmerkmale eine
Rolle spielen. "Ein gewisser Aufpreis muss gezahlt werden."
Während sich die elektronischen Bauteile von Heimkinoanlagen nicht groß unterscheiden, trennt sich bei der Qualität der mitgelieferten Lautsprecher häufig die Spreu vom Weizen. "Die Hersteller versuchen oft, so viele Features wie möglich unterzubringen und sparen dann an den Boxen, um den Preis niedrig zu halten", erklärt Jürgen Schröder von der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift "Video".
Wer also nicht nur ein gutes Bild, sondern auch eine ansprechende Akustik will, muss etwas mehr Geld ausgeben. Laut Schröder beginnt Heimkino ab einer unverbindlichen Preisempfehlung von 400 Euro Spaß zu machen. "Die Ladenpreise liegen aber meist deutlich niedriger."
Nichts für Musikliebhaber
Musikliebhaber werden mit DVD-Systemen allein wohl nur selten glücklich. Den CD-Klang solcher Anlagen findet Schröder bescheiden.
Allerdings ist die Qualität eines Heimkino-Komplettsystems nicht mit der einer Anlage aus einzelnen, ausgewählten Komponenten zu vergleichen. Schröder empfiehlt Verbrauchern, die so eine Anlage wollen, auf Sonderangebote von Elektronikmärkten zu achten. Diese stellen hin und wieder Systeme aus Markengeräten zusammen und bieten sie günstig an. "Da lassen sich echte Schnäppchen machen."
Vorsicht ist jedoch bei besonders billiger Stapelware aus dem Supermarkt geboten. Dabei handelt es sich meist um Aktionsware, die schneller verkauft ist, als die Experten von Stiftung Warentest oder Fachzeitschriften die Qualität überprüfen können.
Weniger ist manchmal mehr
Die Geräte verschiedener Hersteller unterscheiden sich auch im Handling. "Es ist deshalb sinnvoll, sich im Geschäft das Benutzermenü vorführen zu lassen", rät Philips-Sprecher Wilde. Auch die Fernbedienung sollte übersichtlich sein. "Manchmal sind ein paar Tasten weniger am Ende besser."
Ein Blick auf die Ausstattung beziehungsweise auf die Funktionalität des Players lohnt sich ebenfalls. Zu den nachgefragten Features gehört die Möglichkeit, möglichst viele DVD-Formate abspielen zu können.
Auch die Darstellung von Videos im Divx- oder Xvid-Format wird von den Käufern oft verlangt. Auf MP3-Fähigkeit wird ebenso geachtet, wobei das Abspielen dieses Audioformats eigentlich schon Standard ist.
Beim Bau von Komplettsystemen wird Wilde zufolge häufig bei Schnittstellen gespart. Wer aber zum Beispiel einen Beamer anschließen möchte, sollte auf einen entsprechenden Ausgang wie eine Komponentenschnittstelle achten.
Bereits vorhandene Hifi-Anlagen auszubauen, rechne sich angesichts der niedrigen Preise für Heimkinoanlagen kaum. "Das lohnt sich nur bei besonders hochwertigen
Komponenten."