T-Mobile/Vodafone
EU-Verfahren wegen hoher Gebühren
Wer aus dem Urlaub in Spanien oder den USA per Handy zuhause anruft, muss sich in der Regel auf eine saftige Rechnung gefasst machen. Die EU-Wettbewerbshüter haben jetzt ein Verfahren gegen Vodafone und T-Mobile eingeleitet, weil beide Mobilfunkanbieter von Deutschen Kunden extrem hohe Roaming-Gebühren kassiert haben sollen.
Brüssel - Die EU-Kommission hat ein Kartellverfahren gegen die Mobilfunkanbieter auf dem deutschen Markt eröffnet. Die Kommission wirft Vodafone und T-Mobile einen Missbrauch ihrer Marktmacht vor. Nach Ansicht der Wettbewerbshüter zahlen deutsche Kunden für das als Roaming bekannte Telefonieren im Ausland deutlich zu hohe Gebühren.
Bei
den so genannten Roaming-Gebühren hat die Kommission den Verdacht,
dass die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile und Vodafone eine Monopolstellung ausnutzen. Die Unternehmen
haben nun Gelegenheit, Stellung zu nehmen.
T-Mobile reagierte: Die Anschuldigungen seien "unbegründet und nicht
nachvollziehbar", sagte ein Sprecher des Unternehmens. T-Mobile sei zuversichtlich, die Vorwürfe widerlegen zu können. Ein Sprecher von Vodafone Deutschland wollte sich zu dem Vorgehen der Kommission nicht
äußern. Man werde eine schriftliche Stellungnahme nach
Brüssel geben, hieß es lediglich.
Sonderrolle für EU-Kommissarin Neelie Kroes
Die Kommission will die Verfahren auch als Warnung an andere Betreiber
von Mobilfunknetzen verstanden wissen, keine übermäßigen Roaming-Gebühren in
Rechnung zu stellen. Derzeit seien die Kartellbeamten nur auf Deutschland
und Großbritannien konzentriert, erklärte der Sprecher von
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Sie wird die Fälle nicht persönlich
übernehmen. Weil Kroes vor ihrem Amtsantritt den Aufsichtsräten von Vodafone
und mmO2 angehört hat, verpflichtete sie sich, sich in einem solchen Fall
nicht an den Untersuchungen zu beteiligen.
Die beiden Mahnschreiben, so genannte "statements of objections", würden
nur ihre vorläufige Meinung darstellen, erklärte die Kommission. Sie greife
dem Endergebnis der Verfahren nicht vor. Bis zu einer Schuldfeststellung
würden die Unternehmen als unschuldig gelten, ergänzte der Sprecher. Sie
hätten nun die Möglichkeit, schriftlich und in einer Anhörung ihre
Standpunkte darzulegen.
Netzbetreiber traf die größte EU-Razzia seit Bestehen
Die Kommission verschickt solche Schreiben allerdings nur, wenn sie
zumindest ausreichende Indizien für einen Verstoß hat. Anderenfalls hätte
sie ihre Untersuchung stillschweigend zu den Akten gelegt. Die Beamten von
Kroes und Vorgängers Mario Monti untersuchen seit über dreieinhalb
Jahren, ob sich die Netzbetreiber über die Gebühren für das "Roaming"
abgesprochen haben.
Im Juli 2001 waren die Niederlassungen von neun Mobilfunkbetreibern in
Deutschland und Großbritannien durchsucht worden. Die Kommission hatte dies
mit dem Verdacht auf illegale Roaming-Preisabsprachen und andere
"wettbewerbswidrige Praktiken" begründet. In Deutschland hatte die insgesamt
bisher größte Razzia in der Geschichte der EU-Wettbewerbspolitik bei
T-Mobile, der Mannesmann Mobilfunk GmbH (D2 Vodafone), E-Plus Mobilfunk GmbH
& Co KG und Viag Interkom stattgefunden.