iPod-Konkurrenten Stoßfeste MP3-Winzlinge
Berlin/Stuttgart - Die komplette Plattensammlung in der Jackentasche - MP3-Spieler mit großen Festplatten machen es möglich. Vielen Musikfans reicht es jedoch, morgens bei der Fahrt zur Arbeit ein paar Dutzend Songs zur Auswahl zu haben.
Für sie bieten sich Player mit Flashspeichern an. Deren Kapazitäten sind zwar geringer, dafür sind sie aber weniger empfindlich gegen Erschütterungen. Da die Geräte kaum größer als Textmarker und ihre Displays winzig sind, sollten Nutzer eines allerdings nicht haben: Schwache Augen.
Die bis zu 40 Gigabyte (GB) großen Speicher von Festplattengeräten sind mechanische Bauteile, erklärt Isabella Eigner, Computerexpertin bei der Stiftung Warentest in Berlin. "Ein Flashspeicher ist dagegen ein fest eingebauter elektronischer Speicher."
Das hat den Vorteil, dass es auch bei heftigen Stößen keine Aussetzer oder Sprünge gibt. Dadurch werden die Flashspeicher beispielsweise für Jogger interessant, die sie sich mit einem Band um den Hals hängen können - bei Gewichten von meist nur etwa 50 Gramm ist das kein Problem.
"Der Großteil der Flashplayer hat eine Kapazität von 256 oder 512 Megabyte" sagt Christoph de Leuw, Redakteur bei der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift "Audio". Auf einen Speicher mit 512 Megabyte (MB) passen - je nach Qualität der MP3-Aufnahmen - vier bis acht Stunden Musik. Einige der momentan angebotenen Geräte können mit einer zusätzlichen Speicherkarte bestückt werden.
Die Preise für Markengeräte mit 256 MB beginnen bei etwa 80 Euro, No-Name-Produkte sind günstiger zu haben. "Gemessen an der Kapazität sind sie etwas teurer als Festplattengeräte", sagt de Leuw.
Mit dem Computer werden die Player per USB verbunden. Sofern für die Übertragung der Musik eine Software nötig ist, wird sie in der Regel mitgeliefert. "Das Laden der Musik auf das Gerät dauert bei den Flashplayern oft etwas länger als bei Festplattenspielern", sagt Isabella Eigner.
Meist nicht im Preis enthalten ist dagegen ein Programm, mit dem die Songs in das MP3-Format umgewandelt werden. Oft lässt sich solche Software aber kostenlos aus dem Netz herunterladen.
Scharfe Augen gefragt
Scharfe Augen gefragt
Größtes Manko der Flashplayer sind ihre kleinen Displays. "Da brauche ich schon recht scharfe Augen", meint de Leuw. Auch die Bedienung sei oft knifflig. Wer im Winter an einer zugigen Bushaltestelle steht, wird dafür seine Handschuhe ausziehen müssen. Vor allem bei Modellen mit vergleichsweise großen Chips, auf denen sich entsprechend viel Musik speichern lässt, dauert es daher unter Umständen seine Zeit, bis ein ganz bestimmter Song gefunden ist.
Das scheinen die Produktentwickler bei Apple, auf deren Konto der neue iPod Shuffle geht, im Hinterkopf gehabt zu haben. Der jüngst vorgestellte kleine Bruder des iPod kann für Kurzsichtige gar nicht erst zum Ärgernis werden, weil er kein Display hat. Das bedeutet aber auch, dass sich die gespeicherten Songs nicht direkt anwählen lassen.
Doch nach Ansicht von Apple-Sprecher Georg Albrecht verzichten die Nutzer darauf gern. "Wir haben herausgefunden, dass beim iPod sehr viele die Shuffle-Funktion nutzen. Sie ermöglicht die Wiedergabe der Songs in zufälliger Reihenfolge und hat dem neuen Player neben dem Grundkonzept den Namen gegeben.
Bei der Klangqualität schneidet das Gerät sogar besser ab als die regulären deutlich teureren iPod-Ausführungen. Zum Beispiel klingen die Bässe des iPod Shuffles deutlich kräftiger als jene seiner großen Brüder, urteilt die Zeitschrift "Macwelt".
Besserer Klang als beim iPod
Die Klangvorteile des Geräts kämen nicht nur beim Betrieb mit Ohrhörern zum Tragen, sondern auch, wenn das Gerät an eine HiFi-Anlage angeschlossen wird, lautet das Fazit der Zeitung. Lieferbar ist der iPod Shuffle mit 512-MB- oder 1-GB-Speicher für 99 oder 149 Euro.
Im Gegensatz zu Apple setzt der Hersteller Trekstor bei seinem neuen Flashplayer i.Beat Organix ganz besonders auf das Display und verspricht eine organische Anzeige. Sie soll auch bei ungünstigem Licht eine gute Erkennbarkeit garantieren.
Die Musik wird im MP3- oder WMA-Format gespeichert. Zudem ist der 169 Euro teure Player als Diktiergerät nutzbar und mit einem Radio ausgestattet. Je nach Ausführung verfügt der i.Beat Organix über eine Speicherkapazität von 256 MB, 512 MB oder ein Gigabyte.
Ein besonders schlankes Gerät, das eher an eine Kreditkarte erinnert, bietet der irische Hersteller Creative mit dem MuVo Slim an. Der Player mit 256-MB-Speicher kostet etwa 135 Euro und verfügt ebenfalls über Radio und Diktierfunktion.
Außerdem ist er mit einer USB-2.0-Schnittstelle ausgestattet, die ein vergleichsweise rasches Speichern von Musik ermöglicht. Viele andere Player haben nur eine USB-1.1-Schnittstelle.
Beim Sound lassen die Flashspieler nach Einschätzung der Experten meist kaum Wünsche offen. Wie bei den Festplattengeräten gilt jedoch eine Einschränkung: Der Nutzer sollte sich einen hochwertigen Kopfhörer zulegen. "Die mitgelieferten Hörer sind meist sehr schlecht", warnt de Leuw. "Gerade bei den billigeren Playern ist das teilweise verheerend."
Gute Ohrstöpsel bekommt der Nutzer ab etwa 30 Euro. "Den Unterschied hört man", sagt Isabella Eigner von der Stiftung Warentest. "Dazu muss man gar kein Klangexperte sein."