Apple Mac Mini im Test
Kraftpaket oder Mogelpackung?
Er sieht aus wie eine Aluminiumbrotdose aus Wirtschaftswunderzeiten: Klein, kompakt, solide und irgendwie ehrlich. Der Mac Mini soll die preiswerte Alternative zum Windowsrechner sein. Jedenfalls, wenn man ihn ensprechend aufrüstet. Lohnt die Anschaffung des Billigcomputers? Ein erster Test gibt Antwort.
Frankfurt/Main - Die Verführungskraft des Apfels ist seit dem Paradies ungebrochen. Jetzt setzt Apple die Windows-Nutzer mit dem "Mac Mini" einer besonders zarten Versuchung aus: Der ermäßigte Eintritt in die erlauchte Mac-Gemeinde kostet weniger als 500 Euro.
Apple-Chef Steve Jobs wirbt höchstpersönlich um Konvertiten: Wer schon immer
mit einem Wechsel geliebäugelt habe, so verkündete er bei der
Vorstellung des neuen Computers, "wird keine Entschuldigung mehr
haben", den Umstieg weiter aufzuschieben.
Wer sich darauf einlässt, bekommt ein Gerät in die Hand, das Form
und Größe einer Butterbrotdose mit Apple-typischem Leuchtdesign
verbindet. Die silbermetallisch glänzenden Seitenflächen, fünf
Zentimeter hoch, sind sanft abgerundet. Und die 16,5 Zentimeter
breite, quadratische Oberfläche mit dem Apple-Logo wirkt so
einladend, dass im Benutzerhandbuch inständig gebeten wird: "Legen
Sie auf Ihrem Mac mini keine Gegenstände ab." Dabei würde sich
der Mac Mini so gut als Sockel für eine zeitlose Topfpflanze, zum Beispiel einen Gummibaum, eignen.
Handlich:Apple-Chef Steve Jobs zeigt den Mac Mini während der MacWorld in San Francisco
Foto: AP
Kompakt: Der Mac Mini neben iPod und anderen Apple-Geräten
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Verzückt: Ein Apple-Angestellter ist sichtlich überzeugt vom neuen Produkt
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Apples Einstieg in die Kompaktklasse Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Sehr viel mehr als das knapp 1.400 Gramm wiegende Gerät verbirgt die Verpackung allerdings nicht. Außer der Betriebsanleitung nur noch das Netzteil mit
Kabel, das zwar ebenfalls in edlem Weiß gehalten ist, aber im
Vergleich zu dem kleinen Computer geradezu klobig wirkt. Schließlich
bekommt man noch einen umsteigerfreundlichen Adapter für den
Monitor: Damit kann man auch einen älteren VGA-Monitor an die
DVI-Schnittstelle des kleinen Macs anschließen.
Nicht alle Anschlüsse passen
Alles andere muss man entweder schon haben oder dazukaufen. Kein
Problem ist der Monitor, der schnell vom Windows-PC umgestöpselt
ist. Auf dem betagten Röhrenmonitor fühlte sich die Mac-Oberfläche
im Test ebenso wohl wie auf einem Flachbildschirm. Nur die Auflösung
muss eventuell neu eingestellt werden.
Bei den ebenfalls nicht mitgelieferten Eingabegeräten taucht das
erste Problem auf. Die Tastatur des bisherigen Windows-Nutzers hat
meist einen PS/2-Anschluss, der Mac Mini verlangt aber einen
USB-Anschluss. Dies gilt auch für die Maus.
Dagegen sieht das System gnädig darüber hinweg, wenn keine Eintastenmaus von Apple, sondern
eine gewöhnliche Windows-Maus angeschlossen wird. Weil dann auch die
entsprechenden Funktionen für die rechte Maustaste verfügbar sind,
kann sich der Umsteiger schneller an die neue Umgebung gewöhnen.
Kleiner Arbeitsspeicher, kleiner Klang
Kleiner Arbeitsspeicher, kleiner Klang
Jetzt ist alles bereit, um den Computer einzuschalten und zu nutzen. Für die wichtigsten Aufgaben stellt das Betriebssystem MacOS X bereits die benötigte Software zur Verfügung. Dazu gehören auch
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und weitere
Office-Anwendungen.
Für den Drucker benötigt man einen zusätzlichen USB-Anschluss. Der
bisher für den Windows-PC verwendete Drucker wurde im Test auf
Anhieb vom Mac erkannt. Mit dem Programm iPhoto lassen sich die
Aufnahmen von der Digitalkamera auf den Mac bringen.
Für Audio-CDs ist iTunes zuständig, für DVD-Filme das Programm
iDVD. Wer DVDs brennen
will, muss 100 Euro Aufpreis für ein so genanntes Super-Drive zahlen.
Der eingebaute Lautsprecher ist eher ein Leisesprecher, bringt
den Sound aber recht klar zu Gehör. Multimedia-Vergnügen stellt sich
erst nach dem Anschluss eines USB-Lautsprechers oder eines
Kopfhörers ein. Die ATI-Grafikkarte hat zwar nur 32 MB internen
Speicher, beeindruckt aber im Mac-Spiel Nanosaur auf Anhieb mit
ihren 3D-Fähigkeiten.
Internet-Anbindung mit Modem, DSL oder Funk
Zur Internet-Anbindung bringt der Mac mini einen Modemanschluss und eine Ethernet-Schnittstelle mit - letztere versteht sich auf
Anhieb mit einem DHCP-Server im Firmennetz oder mit einem DSL-Modem. Auf Wunsch kann man sich auch die Airport-Technik von Apple für den
drahtlosen Anschluss an ein Funknetz einbauen lassen. Auch dieses
wurde im Test sofort erkannt, allerdings dauerte es hier wegen der
Sicherheitseinstellungen des Access Points etwas länger, bis die
Internet-Verbindung schließlich stand.
Für Windows-Anwender ist der Mac Mini zunächst als Zweitgerät
interessant. Die kleine Box passt gut ins Wohnzimmer, da das
Betriebsgeräusch kaum zu hören ist. Für 489 Euro gibt es einen
Power-PC-G4-Prozessor mit einer Taktrate von 1,25 Gigahertz, eine
Festplatte mit 40 Gigabyte und einen eher knapp bemessenen
Arbeitsspeicher von 256 MB. Für 100 Euro mehr erhält man das Gerät
mit 1,42-Gigahertz-Prozessor und 80-GB-Festplatte.
Mehr Arbeitsspeicher (bis 1GB), Bluetooth-Unterstützung und
Airport-Technik sowie Bluetooth-Tastatur und -Maus können gegen
entsprechenden Aufpreis mitbestellt werden. Schließlich muss bei der
Kostenkalkulation für den Wechsel auch der Preis für eventuell
zusätzliche Software berücksichtigt werden, die man bisher unter
Windows genutzt hat.
Die Anschaffung des neuen Apple-Rechners Mac mini lohnt sich also vor allem dann, wenn Maus, Tastatur und Display bereits vorhanden sind. Fehlen die Geräte, kann
sich der Preis für den Minicomputer leicht verdoppeln.