Noch nicht einmal eine Woche ist es her, seit der Suchmaschinenbetreiber seine neue Bildsoftware vorgestellt hat. Jetzt will Google mit einer TV-Suchmaschine, Internettelefonie und einem eigenen Browser den Markt erobern.
Mountain View - Im heiß umkämpften Markt der Internetsuchmaschinen prescht Google mit einem neuen Service für die Filmsuche in Fernsehprogrammen vor. Wie die "New York Times" berichtet, soll es mit der neue Software möglich sein, nach Stichworten in Untertiteln und Metadaten einen bestimmten Film zu suchen. Auch Yahoo wolle eine ähnliche Videosuche in sein Portal integrieren.
Die neue Google-Suche, die wie die Yahoo-Software vorerst auf einige amerikanische TV-Sender beschränkt ist, soll nach Angaben von Google-Vizepräsident Jonathan Rosenberg nur ein erster Schritt sein.
Denn der Nutzer könne die gefundenen Beiträge noch nicht über seinen Computer ansehen. Die Software zeige zum Schutz verschiedener Urheberrechte zunächst lediglich ein Standbild der gesuchten Sendung sowie weitere Informationen dazu. Langfristig sieht die Vision wohl so aus, den Suchenden dann gleich auch den angefragten medialen Inhalt bringen zu können - der Endpunkt der seit Jahren prognostizierten Verschmelzung von TV- und Internetwelt.
"Das Geschäftsmodell ist auf lange Sicht schwierig und wird sich erst mit der Zeit entwickeln", sagte Rosenberg der "New York Times". Yahoo will dagegen dem Bericht zufolge 60-Sekunden-Videoclips der gefundenen Sendungen darstellen.
"Dark fibres" im Blick
Google soll noch an weiteren Zusatzfunktionen für seine Suchmaschine arbeiten. Branchenkenner vermuten, dass das kalifornische Unternehmen ein kostenloses Angebot für Internettelefonie (Voice over IP) vorbereitet.
Anlass für die Gerüchte sei eine Google-Stellenanzeige gewesen, in der das Unternehmen einen "Strategischen Vermittler" für Telekom-Dienste sucht, berichten US-Medien.
Googles Interesse gilt den so genannten "dark fibres". So heißen die Unmengen Glasfaserkabel, die in der Blüte der Dotcom-Euphorie verbuddelt wurden und jetzt ungenutzt in der Gegend herumliegen. Diese Glasfaserkabel sind erstens billig zu haben und würden zweitens ein famoses Rückgrat für ein globales Telefonnetz abgeben, so das Kalkül der Google-Beobachter. Sie orakeln deswegen, dass Google bald auf den VoIP-Zug aufspringt, der gerade tüchtig Fahrt aufnimmt.
Firefox, Goodger und der Google-Browser
Firefox, Goodger und der Google-Browser
Schlagzeilen machte Google zudem mit einer Personalie: Mit Ben Goodger heuerte Google einen der Top-Programmierer der Mozilla Foundation an.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte Google einige bekannte Browser-Programmierer von Microsoft abgeworben. Trotzdem hatte es im Vorfeld der Veröffentlichung der ersten Vollversion des Mozilla-Browsers Firefox hartnäckige Gerüchte gegeben, Google könne eine Kooperation mit Firefox anstreben. Diese Gerüchte dürften nun erneut aufleben - und wohl kaum grundlos.
Denn Goodger, der bereits seit dem 10. Januar auf Googles Lohnliste steht, wird keinerlei Anlaufzeit brauchen, um sich in seine neuen Aufgaben einzuarbeiten. Er wird sogar sein Büro bei der Mozilla Foundation behalten.
Der Programmierer wird zwar nun von Google bezahlt, aber weiterhin in Vollzeit an der Entwicklung von Firefox mitwirken. Goodger: "Meine Rolle innerhalb der Mozilla- und Firefox-Projekte wird weitgehend unverändert bleiben." Allerdings werde er künftig "mehr Zeit bei Google verbringen" als bisher - die Firmen sitzen beide in Mountain View, Kalifornien.
Die Personalie bedeutet Wasser auf die Mühlen all derer, die mittelfristig einen "Google-Browser" erwarten, der stärker noch als Firefox jetzt schon Suchfunktionalitäten sowie andere Google-Software integriert.
Auch Goodger ist sich darüber im Klaren, dass der Wechsel seines Geldgebers nicht nur in der Open-Source-Gemeinde für einiges Aufsehen sorgen wird. Auf seiner Website bügelt er entsprechende Anfragen leger ab: "Ich bin mir sicher, dass Ihr viele Fragen habt. Was Fragen angeht, die Google betreffen, wendet Euch bitte direkt an die, nicht an mich."
Und Google sagt - wie üblich in solchen Fällen - natürlich gar nichts.