Wer ein gebrauchtes Auto kaufen will, sucht heutzutage im Internet. Die Auswahl an Wagen ist vielfältig, die Zahl der Anbieter von Gebrauchtwagenbörsen ist groß. Nur beim Neukauf gelingt es den Internetangeboten nicht, einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Worauf Sie beim Kauf achten sollten.
München/Brühl - Immer mehr Autokäufer nutzen das Internet - und sei es nur für Informationen. Besonders wenn ein Gebrauchtwagen angeschafft werden soll, wird das Internet nicht selten auch direkt als Verkaufsplattform genutzt, sei es von privaten Anbietern oder professionellen Händlern.
Die große Zahl angebotener Wagen und die Möglichkeit, sich Ausstattung und Modell des Gebrauchten anhand verschiedener Konfigurationsmöglichkeiten zusammen zu stellen, gelten als Hauptvorzüge von Autobörsen wie Mobile.de oder Autoscout24.de.
So ist auch die Nutzung der Gebrauchtwagenbörsen in den vergangenen Monaten in Deutschland deutlich gestiegen. Laut Nielsen-Netratings liegt dabei Ebay mit seiner Motor-Kategorie vor Mobile.de, allerdings gehört letztere Marke mittlerweile ebenfalls zu Ebay. Erst danach folgt das wiederum zu T-Online gehörende Angebot Autoscout24.de. Während für die Suche nach einem Gebrauchten die Onlineangebote kräftig genutzt werden, kaufen die meisten Verbraucher Neuwagen nach wie vor beim Händler vor Ort. Informationen holen sie sich zuvor jedoch oftmals aus dem World Wide Web.
Top Ten der Auto-Websites November 2004
Rang Nov. 03
Rang Nov. 04
Marke
Unique Users*
Alle Anbieter
10.081.000
2
1
Ebay Motors
4.233.000
1
2
Mobile.de
2.301.000
3
3
Autoscout24
1.799.000
4
4
ADAC
1.643.000
5
5
Web.de Auto
1.011.000
18
6
T-Online Auto
797.000
12
7
Opel
574.000
7
8
Volkswagen
532.000
6
9
Aral
519.000
10
10
AOL Auto
489.000
* in Deutschland. Quelle: Nielsen//NetRatings
"Das Interesse von Käufern, sich im Internet über Autos zu informieren, nimmt Jahr für Jahr zu", sagt Jürgen Schönleber, Pressesprecher des Marktforschungsunternehmens Deutsche Automobil Treuhand (DAT). 1998 hätten lediglich 3 Prozent das Internet als Informationsquelle vor dem Autokauf genutzt. 2002 seien es 23 Prozent gewesen, 2003 bereits 55 Prozent. Für 2004 hat das Marktforschungsinstitut TNS Sofres im Auftrag von Yahoo ermittelt, dass in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 73 Prozent der potenziellen Autokäufer das Internet vor einer Kaufentscheidung zu Rate gezogen haben.
Für Neuwagen, die aus einem anderen Land der Europäischen Union importiert werden, ist das Internet ebenfalls eine wichtige Vertriebsplattform geworden. Unterschiedliche Steuersätze und Ausstattungen sorgen für unterschiedliche Preise gleicher Automodelle innerhalb der EU. Hier können Verbraucher bei einigen Fahrzeugmodellen sparen. Um Risiken bei der Gewährleistung zu verringern, ist es ratsam den Kauf eines Fahrzeugs aus dem EU-Ausland über einen deutschen Händler abzuwickeln. Bei einem Gewährleistungsfall gilt dann deutsches Recht. Ein Rechtsstreit wird vor einem deutschen Gericht ausgetragen.
Ein emotionales Objekt
Ein erklärungsbedürftiges emotionales Objekt
Beim Kauf eines Autos im Ausland - zum Beispiel über einen Vermittler - gilt dagegen ausländisches Recht. Vor dem Vertragsabschluss sollte dieser Punkt eindeutig geklärt sein. Der Bundesverband freier Importeure bietet unter www.bfi-ev.de eine Liste mit Unternehmern an, die vertrauenswürdig sein sollten.
Die meisten Autohersteller bieten auf ihren Internetseiten neben Informationen über neue Modelle zumindest auch Suchmaschinen für Gebrauchte an. "Ein Auto ist ein erklärungsbedürftiges emotionales Objekt", sagt Christoph Hohmann von Renault Nissan in Brühl. Darum setze man bei Neuwagen ausschließlich auf den Vertrieb über Händler und biete keine Verkaufsplattform im Internet an.
Auf der Internetseite des Herstellers könnten aber Termine für Probefahrten vereinbart werden. Außerdem werden laut Hohmann Kunden auf Wunsch angerufen und eingehender informiert. Wie auch auf den Webseiten anderer Hersteller können sich Kaufinteressierte über Preis, Daten und Ausstattungsvarianten der Fahrzeugtypen informieren.
Suche lieber regional
"Das Internet bietet gute Möglichkeiten, verschiedene Autos zu vergleichen", meint Tim Bosenick, Geschäftsführer der Beratungsfirma Sirvaluse Consulting in Hamburg, die Autohersteller beim Gestalten ihrer Internetseiten unterstützt. Die Informationen der meisten Autobörsen sind seiner Meinung nach verlässlich: "Moderne Konfiguratoren beinhalten eine Baubarkeitsprüfung." Über Datenbanken der Autohersteller werde abgeglichen, ob die angebotenen Modelle mit den vom Hersteller gebauten Wagen übereinstimmen.
Was im Internet allerdings fehlt, sei eine Möglichkeit, den Wagen gefühlsmäßig zu erleben. Deshalb erwartet Bosenick, dass künftige Internetkonzepte der Autohersteller versuchen werden, neben Fakten auch mehr Emotionen zu transportieren.
Trotz der vielen Möglichkeiten sollten sich Internetkäufer nicht dazu verleiten lassen, die beim Gebrauchtwagenkauf üblichen Vorsichtsmaßnahmen über Bord zu werfen. "Man darf auf keinen Fall die Katze im Sack kaufen", mahnt Jürgen Grieving, Sprecher des ADAC in München. Vor dem Vertragsabschluss sei es auch bei Internetkäufen unerlässlich, den Wagen in Augenschein zu nehmen und Probe zu fahren.
Damit das besser möglich ist, sollten die Angebote bei der Suche regional eingegrenzt werden. Die meisten Autobörsen bieten diese Möglichkeit an. Vor Ort sollten dann zunächst die Angebotsdaten des Autos auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
Ebenso sollte laut Grieving der letzte TÜV-Bericht vorhanden sein. Der Kilometerstand der letzten Inspektion kann Hinweise geben, ob am Kilometerstand des Wagens manipuliert worden ist. Wenn kein Wartungs-Checkheft vorliegt, sei Vorsicht angebracht. Wenn Interesse an einem Auto besteht, das in einer Onlinebörse zum Verkauf angeboten wird, solle bei einer Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer keinesfalls eine konkrete Absicht wie "ich will den Wagen kaufen" formuliert werden. Auch online geschlossene Verträge könnten rechtlich bindend sein, sagt Grieving.