Der Musikkonzern Universal Music schließt seine Onlinemusikplattform. Ende des Jahres wird Popfile.de eingestellt. Die Nutzer besuchen offenbar lieber die Angebote von T-Online und Apple.
Berlin - Mit großem Brimborium ging im August 2002 die Onlineplattform Popfile.de des Musikkonzerns Universal Music an den Start. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Deutschland-Chef Tim Renner feierten zusammen den Beginn des Internetvertriebs, mit dem sie den illegalen Downloads den Kampf ansagen wollten.
Universal Music war eines der ersten Musikunternehmen hierzulande, dass den Internetvertrieb aufnahm, nun ist es auch eines der ersten, die wieder aussteigen. Nach der gescheiterten Musikplattform Phonoline, die der Verband der phonographischen Wirtschaft initiiert hatte, wird auch Popfile.de zum Jahresende aus dem Netz verschwinden. Das berichtet die "Welt" in ihrer aktuellen Ausgabe.
Universal-Music-Chef Frank Briegmann sagte dem Blatt, dass das Unternehmen nun vielmehr noch enger mit den beiden Plattformen von T-Online (Musicload) und Apple (iTunes) zusammenarbeiten wolle. Beide Unternehmen melden regelmäßig Erfolgsmeldungen. So will Musicload allein im Oktober 910.000 Songs verkauft haben, bei Apple gingen seit dem Start weltweit über 200 Millionen Songs über den Ladentisch.
Popfile.de vertrieb über das Web ausschließlich Musik des eigenen Konzerns. Damit habe man den Endkonsumenten nicht die Breite bieten können, die er bei den Vollsortimentern finde, so Briegmann in der Zeitung. Mit dem Ende von Popfile.de will Universal Music die Technik nicht ganz aufgeben, sie soll für Industriekunden zur Verfügung gestellt werden.
Vor rund drei Monaten hatte bereits die Deutsche-Telekom-Tochter T-Com das Aus für die Vertriebsplattform Phonoline angekündigt. Auch Universal Music nutzte die Technikplattform der Telekom. Der Bonner Konzern hatte bereits seit 1998 seine Technik Universal Delivery Systems (UDS) im Angebot. Die eigene Musikplattform "Music on Demand" fand jedoch keinen Anklang bei den Musikkonzernen.
Anders als bei Phonoline, dessen Start immer wieder verschoben wurde und letztendlich noch nicht mal ein Jahr überlebte, startete Poofile.de ohne größere Verzögerungen. Verzweifelt hatte das Unternehmen jedoch versucht, einen Song-Standardpreis von 1,49 Euro durchzusetzen. Schließlich schwenkte es auch auf einen Preis von 99 Cent pro Song. Die Nutzer strömten offenbar dennoch lieber zu den großen Portalen.