Die Zukunft des Kölner Musiksenders Viva ist nach der Übernahme durch das US-Medienunternehmen Viacom unklar. Der neue Eigentümer plant Stellenstreichungen. Starmoderatorin Charlotte Roche hat bereits im Vorfeld das Handtuch geworfen.
Köln/Hamburg - Der Kölner Musiksender Viva soll nach den Worten von MTV-Europa-Geschäftsführer Simon Guild "auf jeden Fall" langfristig erhalten bleiben. Guild kündigte in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL an, es werde wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage bei Viva Personaleinsparungen geben. Gerüchte über Massenentlassungen von bis zu 95 Prozent der Belegschaft bezeichnete Guild jedoch als "völlig absurd".
Der US-amerikanische Medienkonzern Viacom, Heimat des Viva-Konkurrenten MTV, hatte die angeschlagene Viva-Gruppe übernommen. Daraufhin waren Spekulationen aufgekommen, Viacom könnte Viva zu Gunsten seines Musikkanals MTV stark beschneiden oder gänzlich abschaffen. Guild trat dem energisch entgegen. Viva solle sich künftig wieder "an den eigenen Wurzeln orientieren: lokaler, jünger, anders eben als MTV", sagte er dem SPIEGEL.
Unterdessen kam Viva-Star und Grimme-Preisträgerin Charlotte Roche der zum 2. Januar geplanten Absetzung ihrer Show "Fast Forward" zuvor und trat trotz laufender Verträge in den Streik. "Ich fand es bekloppt, mich vor die Kamera zu stellen mit diesem wahnsinnigen Frust", so Roche erzürnt. "Keiner redet mit mir, so verhält man sich nicht."
Sie sehe ihren Sender nach der Übernahme durch den MTV-Mutterkonzern derzeit "absolut führungslos - alle haben Angst wie die Hasen, auch in den Chefetagen". Der Betriebsrat des Kölner Musik-TV-Imperiums griff dem Bericht zufolge derweil zu einem ungewöhnlichen Mittel: Er hat vor dem Kölner Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung beantragt, um den Vorstand zu einer offenen Informationspolitik über geplante Stellenstreichungen und Standortverlagerungen in Richtung der MTV-Zentrale in Berlin zu zwingen.