Die Telekom-Tochter T-Online feilt an ihrem Profil. Statt Kostensenkung steht nun das Wachstum im Vordergrund. Marktanteile will der Vorstandsvorsitzende Rainer Beaujean vor allem in Deutschland, Frankreich und Spanien gewinnen. Neue DSL- und Internettelefonie-Angebote sollen dabei helfen.
Darmstadt - Kurswechsel bei T-Online: Der Internetriese will in den kommenden Jahren das Umsatzwachstum wieder stärker ankurbeln und nimmt dafür auch einen vorüber gehenden Einbruch bei der Gewinnentwicklung hin. Im Inland sollen Komplettpakete und Internet-Telefonie für neuen Schub sorgen. In Frankreich und Spanien setzt T-Online auf aggressives Marketing. Insgesamt peilt das Unternehmen bis 2014 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von jährlich 15 Prozent an.
Gerade die Umsatzentwicklung hatte sich im laufenden Jahr zu einer Schwachstelle in der T-Online-Bilanz entwickelt. Lag das Umsatzplus im vergangenen Jahr noch bei 18,1 Prozent, so sackte die Zuwachsrate in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres auf zehn Prozent ab. Im dritten Quartal konnte der Onlineriese nur noch ein Plus von sieben Prozent erzielen.
Doch nun feilt das Internetunternehmen, das kurz vor der Reintegration in den Mutterkonzern steht, an seinem Profil. Ab 2005 will die Tochter der Deutschen Telekom nach Frankreich und Spanien expandieren und in Deutschland seine Angebotspalette erheblich erweitern.
IP-Telefonie im Kommen
In der ersten Jahreshälfte werde T-Online damit beginnen, schnelle Internetzugänge über DSL komplett zu vermarkten, sagte Vorstandschef Rainer Beaujean. Damit steigt nun auch die Telekom-Tochter in den Wiederverkauf (Resale) der Internetanschlüsse ein. Bisher mussten Kunden den DSL-Anschluss bei der Telekom bestellen und den Tarif bei T-Online oder einem Mitbewerber buchen. Wettbewerber wie Arcor, 1&1 Internet und GMX haben bereits in den vergangenen Monaten Produktpakete mit DSL-Anschluss der T-Com und Internettarif unter eigener Marke auf den Markt gebracht. Zudem will T-Online auch eine zusätzliche Billigmarke für Internetzugänge starten.
Auch bei der Internettelefonie (Voice over IP) reagiert T-Online nun auf die Angebote von Wettbewerbern wie Freenet oder 1&1 Internet. Zudem plant das Unternehmen neue Entertainmentprodukte aus den Bereichen Film, Musik und Spiele. Allerdings rechnet Beaujean in diesen Segmenten nicht mit schnell steigenden Umsätzen: "Der Umsatzanteil wird 2005 noch eher gering sein."
Zukäufe nicht ausgeschlossen
Zukäufe nicht ausgeschlossen
Für den Ausbau der Geschäfte in Frankreich und Spanien will Beaujean darüber hinaus ein Budget bis 2007 zwischen 800 Millionen bis zu einer Milliarde Euro bereitstellen. In beiden Ländern wolle man den ersten oder zweiten Platz unter den alternativen Anbietern einnehmen und auf einen Marktanteil von 15 bis 20 Prozent kommen, sagte der Vorstandsvorsitzende: "Die Hauptstrategie ist auf organisches Wachstum ausgerichtet." Zukäufe schloss er aber nicht aus. Finanzvorstand Jens Becker ergänzte, der Auslandsanteil am gesamten Umsatz von T-Online solle bis 2014 von derzeit 15 Prozent auf knapp 20 Prozent steigen.
Für das Jahr 2014 rechnet T-Online nach weiteren Angaben insgesamt mit einem Umsatz von mehr als acht Milliarden Euro. Daraus soll ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von über zwei Milliarden Euro erzielt werden. 2004 peilt das Telekom-Unternehmen 460 Millionen Euro Umsatz an.
Die Zahl der DSL-Tarifkunden werde auf mehr als 14 Millionen allein in Deutschland steigen. 2005 soll der Anteil von T-Online an den von der Telekom-Festnetzsparte T-Com neu frei geschalteten DSL-Kunden bei 50 Prozent liegen. Ende September nutzten 3,22 Millionen Menschen den schnellen Internetzugang der Darmstädter.
Der Mutterkonzern will T-Online im Verlauf des kommenden Jahres per Aktientausch und einem freiwilligen Übernahmeangebot vollständig übernehmen. Die Telekom kontrolliert derzeit 74 Prozent von T-Online, die nach der Verschmelzung als eigenständige Geschäftseinheit weitergeführt werden soll. Offen ist noch das Umtauschverhältnis für die Umwandlung von T-Online-Aktien in Telekom-Papiere.