Vor wenigen Tagen erhielt der französische IT-Dienstleister Atos Origin den Zuschlag für die Rechenzentren von KarstadtQuelle. Der Berater sichert sich damit einen milliardenschweren Outsourcing-Auftrag. Während die Integration des neuen Bereichs nun beginnt, denkt das Unternehmen schon über weitere Akquisitionen nach.
Hamburg - "Die Übernahme ist für uns von großer Bedeutung", sagt Gerhard Fercho, CEO Deutschland und Zentraleuropa von Atos Origin, im Gespräch mit manager-magazin.de.
Wie vor einigen Tagen bekannt wurde, hat der französische Dienstleister den Zuschlag für die Rechenzentren von KarstadtQuelle erhalten. Auch die Netzwerke des Essener Konzerns wird der IT-Dienstleister, der in Deutschland seinen Hauptsitz in Stuttgart hat, künftig betreuen.
Details über den Vertrag wurden bislang allerdings nicht veröffentlicht. Vor zwei Tagen sei der Vertrag unterschrieben worden, nun könne er das Schweigen brechen, sagt Fercho. Das Volumen des Outsourcing-Auftrags umfasse 1,2 Milliarden Euro. Die Vereinbarung sei auf acht Jahre und drei Monate angelegt. Über den Verkaufspreis ist jedoch Stillschweigen vereinbart.
"KarstadtQuelle gehört in Deutschland jetzt zu unseren größten Kunden", sagt Fercho. Mit einem Schlag habe sich der IT-Berater auf Platz fünf oder sechs im Ranking der größten IT-Dienstleister in Deutschland geschoben. Bisher zählte Atos Origin 2500 Mitarbeiter hier zu Lande, nun kommen weitere 930 dazu.
Weltweit hat das Unternehmen circa 47.000 Mitarbeiter. Vor knapp einem Jahr hatte der Berater den Konkurrenten Schlumberger Sema übernommen, wodurch die Deutschland-Sektion um 650 Mitarbeiter reicher wurde. 2003 wies Atos Origin einen Umsatz von 3,04 Milliarden Euro aus. Der Nettoverlust lag bei 169 Millionen Euro.
Fercho hofft, mit dem KarstadtQuelle-Deal die Bekanntheit in Deutschland kräftig zu steigern. "Bisher kannten uns nur einige Branchenkenner", so der Manager, der vor dreieinhalb Jahren zu dem französischen Unternehmen stieß. Als Nächstes ginge es darum, die neuen Rechenzentren und Mitarbeiter in Atos Origin zu integrieren.
"Wir stehen zu den Standorten", sagt Fercho. Mit anderen Worten, die neuen Rechenzentren in Essen, Nürnberg und Leipzig sollen bestehen bleiben. Auch Personal will das Unternehmen nicht abbauen. "Wir setzen auf eine sanfte Personalintegration", sagt Fercho. Erste Workshops zur künftigen Organisation hätten bereits stattgefunden.
KarstadtQuelle hatte ursprünglich vor, einen Partner für die IT-Tochter Itellium (Umsatz 33,7 Millionen Euro) zu finden. Angedacht war ein Joint Venture, doch bald wurde klar, dass dieses Vorhaben am Markt nicht durchsetzbar war. Es folgte schließlich ein klassisches Outsourcing der Rechenzentren. Itellium, das im Konzern verbleibt, legt nunmehr seinen Schwerpunkt auf den Bereich Softwareapplikationen.
Atos Origin peilt derweil in Deutschland für die kommenden 18 Monate einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro an. Die operative Marge soll bei 7 Prozent liegen. "Wir haben noch weitere große Projekte vor", sagt Fercho. Die Liste der zum Verkauf stehenden IT-Töchter sei lang. Details zu den Plänen nennt er allerdings nicht. Doch der Manager ist sich sicher, dass die Konsolidierung im Markt weiter voranschreitet.