"Frankfurter Rundschau" Sabotage oder Missgeschick?
Frankfurt - "Woody war's - wie das 'Un' abhanden kam", titelt die "Frankfurter Rundschau" (FR) einen Artikel in eigener Sache. In ganz Deutschland mussten die Leser der "FR" nämlich am Dienstag völlig überraschend auf ihre "Rundschau" verzichten, denn der Verlag hatte am Montagabend die Deutschland-Ausgabe einstampfen lassen. Nur die Leser in Hessen konnten das Blatt in den Händen halten. Was war passiert?
Mit Entsetzen stellten die Zeitungsmacher am Montagabend fest, dass ihnen offenbar ein gravierender Fehler unterlaufen war. Frisch aus dem Druck kommend offenbarte sich die "FR" unter ihrem Schriftzug als abhängige Tageszeitung. Das "Un" war einfach verschwunden.
In ihrem Artikel beschreibt die "FR" nun, wie es dazu kam. Ein kleines Bild von Woody Allen in der Kopfzeile habe ausgerechtet das "Un" verdeckt, heißt es. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Doch just nach der Übernahme durch die SPD ist das ein pikantes "Versehen".
61.450 Exemplare waren betroffen, teilt die "FR" mit. Die gesamte Fernausgabe wurde zurückgeholt, Lastwagen, die die Zeitungen schon auslieferten, zurückgeordert.
Ob es tatsächlich nur ein technischer Fehler, der zur abhängen Zeitung führte, oder ob es doch Sabotage war, bleibt dahin gestellt. Just am Montag hatte der neue Besitzer, die SPD-Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), den Abbau von 350 der 1100 Stellen verkündet.
Der "Focus" berichtete zudem, wie die DDVG den Chefredakteur des Hamburger Stadtmagazins "Szene" auf Line bringen will. Per Vertrag wurde er dazu verpflichtet, im Sinne des Mehrheitsgesellschafters DDVG zu berichten.
Künftig, schreibt die "FR", solle der Zeitungskopf besonders geschützt werden. Das Wort "Unabhängig" sei unantastbar.