Die Softwarenbranche ist auf Konsolidierungskurs und Oracle-Chef Larry Ellison will sich aktiv daran beteiligen. Mit Peoplesoft hat der Konzernchef ein geeignetes Unternehmen gefunden, doch die Übernahme stößt bei den Kartellbehörden auf Widerstand. Oracle hat sich derweil schon nach anderen Kandidaten umgesehen.
San Francisco - Der US-Softwarekonzern Oracle betrachtet neben Peoplesoft auch seine Konkurrenten Siebel Systems und BEA Systems als potenzielle Übernahmekandidaten.
Oracle-Chef Larry Ellison sagte in einer am Montag veröffentlichten Videoaufzeichnung, durch eine Übernahme derartiger Unternehmen könnte Oracle die Größe erreichen, die es benötige, um mit Rivalen wie Microsoft und IBM zu konkurrieren. Die im Januar aufgenommene Aufzeichnung wurde vor einem US-Bundesgericht in San Francisco abgespielt.
Das Gericht will in einer auf vier Wochen angesetzten Verhandlung darüber entscheiden, ob der SAP-Konkurrent Oracle Peoplesoft wie geplant für 7,7 Milliarden Dollar gegen dessen Willen übernehmen darf. Die US-Regierung will eine Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen verhindern.
Ellison bezeichnete den Kauf von Peoplesoft als die beste strategische Möglichkeit für Oracle. Die Äußerungen Ellisons stellten keine Veränderung des bislang in der Öffentlichkeit vertretenen Standpunkts des Unternehmens dar, ergänzte ein Anwalt von Oracle vor Gericht.
Idealkandidat Peoplesoft
Auf die Frage, ob Oracle neben Peoplesoft weitere Software-Anbieter als Übernahmeziele betrachte, sagte Ellison: "Sicherlich. Ich denke, ich habe öffentlich gesagt, dass Tom Siebel zu mir gekommen ist und versucht hat, mir Siebel Systems zu verkaufen."
Sollte die Übernahme von Peoplesoft scheitern, werde Oracle Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen prüfen. Die Übernahme von Peoplesoft stelle jedoch die beste Option dar, weil Oracle dann am effektivsten im Wettbewerb bestehen könne. "Sie haben eine große Kundenbasis, eine größere und wichtigere Kundenbasis als unsere zweite Wahl, die Siebel wäre", sagte Ellison.
Zuvor hatte Oracle-Finanzchef und Chairman Jeff Henley ausgesagt, rund zwei Monate vor der Vorlage des Übernahmeangebots für Peoplesoft im Juni 2003 auch eine Übernahme der Softwarefirmen Lawson Software und JD Edwards erwogen zu haben. Damit hätte sich Oracle eine bessere Positionierung auf dem Markt für Software für mittelgroße Unternehmen verschaffen wollen. JD Edwards wurde dann später von Peoplesoft gekauft.
US-Regierung mit Bedenken
Die US-Regierung befürchtet eine dominierende Marktstellung Oracles und damit steigende Softwarepreise für große Unternehmen und Behörden, sollte das Unternehmen Peoplesoft schlucken. Das Justizministerium hatte argumentiert, man müsse bei Unternehmenssoftware zwischen dem Markt für mittelgroße Unternehmen und dem für größere Unternehmen unterscheiden. Letzterer wird dem Ministerium zufolge in den USA von Oracle und Peoplesoft dominiert. Auch die EU-Kommission hatte gegen die geplanten Übernahme Bedenken angemeldet.
Im Rahmen des Verfahrens wurde am Montag auch ein internes Oracle-Papier aus einer Firmenpräsentation von April 2003 veröffentlicht. Darin wird eine Reihe von möglichen Übernahmekandidaten aufgelistet. Neben den bereits genannten Unternehmen sind dies Sybase, Documentum - mittlerweile von EMC gekauft -, Business Objects, Cerner sowie Systems & Computer Technology. Siebel indes stand nicht auf der Liste.