BMG/Sony Music Apple befürchtet zu große Marktmacht
Brüssel - Die Fusion der beiden Musiksparten BMG und Sony Music beschäftigt derzeit die EU-Wettbewershüter. Gerade haben Bertelsmann und Sony eine zwei Tage andauernde mündliche Anhörung hinter sich gebracht. Die Gespräche seien konstruktiv verlaufen, teilte der Gütersloher Konzern nun mit.
Bertelsmann und Sony seien zuversichtlich, dass ihre Präsentationen zum wirtschaftlichen Umfeld der Musikindustrie und zum Kulturprodukt Musik verstanden wurden, hieß es in einer Mitteilung. Die Unternehmen werden ihr pro-aktives Engagement mit der EU-Kommission unverändert fortführen, bis eine endgültige Entscheidung erreicht worden ist. So hätten die Unternehmen Argumente zu sämtlichen Punkten präsentiert, die in der zuvor von der EU-Kommission verschickten Mitteilung der Beschwerdepunkte angesprochen wurden.
BMG und Sony Music Entertainment wollen ihre Tonträgergeschäfte in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Mit dem Joint Venture entstünde der weltweit zweitgrößte Musikkonzern.
Marktbeherrschende Stellung befürchtet
EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hatte im Februar wegen ernster wettbewerbsrechtlicher Bedenken jedoch eine vertiefte Prüfung des Fusionsvorhabens eingeleitet. Monti befürchtet, dass Sony BMG zusammen mit den verbleibenden Musikkonzernen eine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Musikaufnahme erlangen könnte.
In einem 60 Seiten starken Statement äußere die Behörde vor allem Befürchtungen um die künftige Preispolitik in der Musikbranche. So werde es kritisch gesehen, dass bei einer Fusion ein hoher Prozentsatz der erfolgreichsten Lieder weltweit von nur vier Anbietern stammten. Zudem bemängelten die Wettbewerbshüter laut Presseberichten die Preisfindung von CDs. Auch sei kritisiert worden, dass die Konsumenten von den Effizienzgewinnen bei den Unternehmen nichts merkten.
Apple sieht Fusion kritisch
Gegen die Fusion der Musiksparten machen vor allem die freien Musiklabels Front. Aber auch der Computerhersteller Apple hat sich offenbar bei der Anhörung vor der EU-Kommission gegen den geplanten Zusammenschluss der Musiksparten von Bertelsmann und Sony ausgesprochen. Das berichten die Nachrichtenagenturen ddp und vwd.
Der Anbieter des Online-Musikdienstes I-Tunes habe Bedenken, dass das Joint Venture Sony BMG eine zu große Marktmacht bekommen könnte, hieß es am Mittwoch in informierten Kreisen. Von Apple selbst war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Bereits vor einigen Tagen hatten unabhängige Musikunternehmen ein Verbot der geplanten Musiksparten-Fusion gefordert.
Die EU-Kommission will ihre Entscheidung über das Gemeinschaftsunternehmen bis zum 22. Juli treffen. Eine Fusion von BMG und EMI, die vor einigen Jahren schon einmal angestrebt wurde, hatten die Wettbewerbshüter untersagt.