Raubkopien 68 Strafanzeigen
Die Umsätze der deutschen Musikindustrie ist weiter gesunken. Nun gehen die deutschen Plattenfirmen gegen Nutzer von Musiktauschbörsen vor. In 68 Fällen ist ein Strafverfahren eingeleitet worden.
Berlin - Die Phonoverbände gehen jetzt auch in Deutschland rechtlich gegen illegale Musikanbieter in Internet-Tauschbörsen vor. In einer ersten Klagewelle erstatteten die Deutsche Landesgruppe der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) und eine von ihr beauftragte Hamburger Rechtsanwaltskanzlei 68 Strafanzeigen gegen unbekannt, teilten die deutschen Phonoverbände am Dienstag in Berlin mit.
Die Staatsanwaltschaft habe die Provider zur Information verpflichtet und Strafverfahren eingeleitet. Sobald die Identität der Beschuldigten bekannt sei, würden die Rechteinhaber Zivilverfahren einleiten und Schadensersatz geltend machen.
Die Teilnehmer von Tauschbörsen seien bisher noch nicht rechtlich belangt, sondern im vergangenen Jahr zunächst mit verschiedenen Maßnahmen über illegale Musikangebote aufgeklärt worden, hieß es. Nun würden rechtliche Schritte gegen diejenigen eingeleitet, die sich dadurch nicht abhalten ließen.
Die Schäden, die die Musikwirtschaft durch illegale Internetangebote erleide, seien immens, klagten die Phonoverbände. Im vergangenen Jahr seien gut 600 Millionen Titel allein in Deutschland von illegalen Angeboten heruntergeladen worden. Downloader gäben wegen der Nutzung illegaler Angebote wesentlich weniger Geld für Musik aus.
Nicht alles ist schlecht
Die Branche musste im vergangenen Jahr einen erheblichen Umsatzrückgang hinnehmen. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,8 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Der Absatz von Tonträgern sank von 223,9 auf 183,2 Millionen Stück (minus 18,2 Prozent). In den beiden Vorjahren war der Umsatz um jeweils zehn Prozent zurückgegangen.
Als positiv bewerteten die Phonoverbände dagegen die Entwicklung deutscher Künstler, die 2003 so erfolgreich wie nie zuvor gewesen seien. Ihr Anteil an den Album-Charts stieg auf 29,5 Prozent (2002: 26,5 Prozent) und an den Single-Charts sogar auf 54,7 Prozent (Vorjahr: 42,7 Prozent).
Erfreulich sei auch der Absatz von Musik-DVDs, der sich im vergangenen Jahr auf rund acht Millionen Stück verdoppelt habe. Alle anderen Formate verzeichneten dagegen zum Teil drastische Rückgänge. Besonders stark sank den Angaben zufolge der Absatz von Singles, der in "enormem Maß" von illegalen Musikangeboten im Internet betroffen sei. Die deutsche Phonowirtschaft habe deswegen damit begonnen, Strafanzeigen gegen illegale Musikanbieter in "Tauschbörsen" zu erstatten.