Comcast hatte dem Unterhaltungskonzern ein milliardenschweres Angebot gemacht, doch Disney-Chef Michael Eisner lehnte ab. Nun wies auch der Verwaltungsrat das
Übernahmeangebot als zu niedrig zurück.
Los Angeles - Der Verwaltungsrat des Disney-Konzerns hat das
Übernahmeangebot des US-Kabelnetzbetreibers Comcast als zu niedrig
zurückgewiesen. Über ein verbessertes Angebot werde man aber noch
einmal nachdenken, kündigte der Unterhaltungskonzern an. Comcast
bekräftigte in einer ersten Reaktion, man halte an der Ansicht fest,
dass das vorgelegte Angebot den Wert und die Aussichten von Disney
"umfassend und großzügig" bewerte.
Der Disney-Verwaltungsrat stärkte in der am Montag (Ortszeit)
veröffentlichten Erklärung Konzernchef Michael Eisner den Rücken und
betonte, die derzeitige Struktur und Strategie des Unternehmens
reichten aus, um den Wert der Disney-Aktie zu maximieren.
Comcast hatte am vergangenen Mittwoch überraschend Aktien im Wert
von rund 54 Milliarden Dollar (42,3 Milliarden Euro) für den
weltbekannten Unterhaltungskonzern geboten und zudem angekündigt,
Disneys Schulden zu übernehmen. Das brachte die Gesamtsumme des
Übernahmeangebots auf rund 66 Milliarden Dollar.
Comcast-Chef Brian Roberts hatte die Offerte als "einmalige
Gelegenheit" für alle Aktionäre von Comcast und Disney bezeichnet,
"einen neuen Marktführer in der Unterhaltungs- und
Kommunikationsindustrie zu schaffen".
Zum Disney-Imperium zählen der US-Sender ABC, der Sportkanal
ESPN, weltweit zehn Disney-Freizeitparks, sowie die Filmstudios
Miramax und Walt Disney Pictures, die vergangenes Jahr den
Erfolgsfilm "Piraten der Karibik" auf den Markt brachten. Mit einem
Umsatz von 27,06 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr ist Walt
Disney das zweitgrößte Medienunternehmen der Welt.
Der 61-Jährige Disney-Chef Eisner, der seit 20 Jahren an der
Spitze des Medienkonzerns mit seinen rund 112.000 Mitarbeitern
steht, liegt im Clinch mit den früheren Verwaltungsratsmitgliedern
Stanley Gold und Roy Disney, dem Neffen des Firmengründers Walt
Disney. So hatte Roy Disney bei seinem Ausscheiden den Rücktritt
Eisners gefordert und ihm vorgeworfen, das Unternehmen werde als
"habgierig, seelenlos und stets auf der Suche nach dem schnellen
Dollar" wahrgenommen. Gold und Disney haben bereits angekündigt, die
Hauptversammlung des Unternehmens Anfang Mai für eine
Generalabrechnung mit Eisner zu nutzen.