Betrug Schlag gegen die Nigeria-Connection
Amsterdam - "Urgent Assistance needed", heißt es in der Betreffzeile der E-Mail. Absender ist ein angeblicher "Danladi Abacha", ein mutmaßlicher Fantasiename. Erstmals wurde nun ein Betrugsring der so genannten Nigeria-Connection gesprengt, der schon Millionen von Euro ergaunert hatte: Rund 80 Polizisten durchsuchten 23 Appartments in Amsterdam und nahmen 52 Beteiligte der Gruppe fest.
Außerdem stellten die Beamten 50.000 Euro in bar, Computer, Mobiltelefone und gefälschte Dokumente sicher. Der holländische Kabelprovider UPC hatte zuvor die Behörden informiert, da die über sein Netz verschickten Betrügermails regelmäßig die Mailserver überlasteten.
Die Nigeria-Connection schreibt seit 1988 anfangs per Brief und inzwischen per E-Mail Millionen Menschen jährlich an. Teilweise bestimmt der Zufall die Empfängeradressen, es werden aber auch gezielt bestimmte Personengruppen angeschrieben.
"Indem Interessensgebiete wie Archäologie oder Fußball thematisiert werden, wird versucht, die Aufmerksamkeit oder sogar eine Reaktion der Empfänger zu erhalten", so Birgit Vetter vom Bundeskriminalamt (BKA) gegenüber manager-magazin.de. Die Polizei vermutet, dass immerhin ein Prozent aller "Angebote" zu direkten Kontakten führt.
Auch aktuelle politische Ereignisse oder emotionale Themen nehmen die Betrüger zum Anlass, um Geld zu ergaunern: Während des Irak-Krieges wurden die Empfänger zum Beispiel gebeten, bei einem Transfer von Millionensummen aus dem Irak zu helfen.
Den Adressaten werden millionenschwere Provisionen in Aussicht gestellt. Dafür sollen sie in den meisten Fällen helfen, Unternehmensgewinne, Erbschaften oder Ähnliches aus Nigeria auf Auslandskonten zu transferieren. Geht tatsächlich jemand auf das Angebot ein, verlangt die Gruppe eine Gebühr von bis zu mehreren tausend Dollar für Überweisungen, Anwaltskosten, Steuern oder Bestechungsgelder. Von dem versprochenenen Geld sehen sie jedoch nichts. In keinem bekannten Fall kam es tatsächlich zu einer Übergabe oder Überweisung der Provision oder der angeblich geplanten Millionentransfers.
Allein für das Jahr 2001 wurde nach Polizeiangaben bundesweit ein Schaden von etwa 1,63 Millionen Euro registriert. Einzelne Schadenssummen in fünf- und sechsstelliger Höhe sind dabei keine Seltenheit. Viele der Geschädigten erstatten allerdings keine Anzeige bei der Polizei. Die Dunkelziffer dürfte daher weit höher ausfallen.
Die Verfasser der E-Mails geben häufig vor, gesellschaftlich hoch stehende Persönlichkeiten zu sein und kamen in der Vergangenheit meist aus Nigeria oder anderen Staaten Westafrikas. "Inzwischen aber agieren die Täter aus der ganzen Welt", so Vetter. Sie schmücken sich mit Titeln wie Doctor, Engineer und Chief oder behaupten, hochrangige Posten bei Regierungsstellen wie dem Federal Ministry of Finance (FMF) oder der Central Bank of Nigeria (CBN) zu bekleiden.
Nach Informationen des BKA werden zur Übergabe des Geldes nicht selten persönliche Treffen im europäischen Ausland - vorzugsweise London oder Amsterdam - arrangiert. In Einzelfällen wurden die Opfer sogar nach Afrika gelockt und dort um weitere Summen erpresst.