Online-Apotheken Schwarze Zahlen für Docmorris
Hamburg - Die niederländische Versandapotheke Docmorris vermeldet bereits Wochen vor der Zulassung des Medikamenten-Versandhandels in Deutschland steigende Umsätze. Seit einigen Wochen steht fest, dass ab 2004 in Deutschland der Versandhandel erlaubt wird.
Grund genug für die Bundesbürger, verstärkt per Internet Arzneien zu bestellen. 75 Prozent seines Umsatzes macht Docmorris mit Bestellungen aus Deutschland.
Ralf Däinghaus, Gründer und Chef von Docmorris, hat bereits die Umsatzprognose für dieses Jahr angehoben. 45 Millionen Euro hatte sich das Unternehmen vorgenommen, doch es werden wohl knapp 50 Millionen Euro. Allein im dritten Quartal habe die Internet-Apotheke 13 Millionen Euro umgesetzt, 97 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
"Wir wachsen mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit"
"Das war ein Quartal der Superlative", so Däinghaus in der "Financial Times Deutschland". Aber auch der Oktober lässt auf ein noch besseres Ergebnis für das vierte Quartal hoffen. Für den vergangenen Monat meldete Docmorris, erstmals schwarze Zahlen erreicht zu haben.
"Wir wachsen mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, seit grundsätzlich feststeht, dass der Medikamenten-Versandhandel erlaubt wird", sagt Däinghaus gegenüber manager-magazin.de. Deshalb habe sich das Unternehmen auch entschlossen umzuziehen.
Experten erwarten einen Boom
Däinghaus: "Wir haben gerade einen Mietvertrag für eine Fläche unterschrieben, die fünf Mal größer ist als die, die wir jetzt nutzen. Nächstes Jahr wollen wir um 100 Prozent wachsen." Da müsse auch das Personal aufgestockt werden.
Experten gehen davon aus, dass mit der Öffnung des Marktes der Medikamentenversandhandels ab 2004 einen Boom erleben wird. Neue Player werden den Markt anheizen, so die Prognose. Doch bisher sieht es eher ruhig aus. Quelle, Rossmann und andere wollen nicht gleich zum 1.1.2004 starten, sondern erstmal abwarten, wie sich der Markt entwickelt.
Der Apothekenverband hat Aponet.de gestartet
Der Apothekenverband, einer der erbittertsten Gegner von Docmorris, hat dagegen bereits sein eigenes Portal Aponet.de gestartet, über das Medikamente bestellt werden können, allerdings müssen die Kunden die Arzneimittel noch bei den Apotheken abholen.
Während in diesem Lager der Online-Handel mit Medikamente weiterhin mit größter Skepsis betrachtet wird, meldeten in der vergangenen Woche einige deutsche Krankenkassen, sie hätten mit Versandapotheken eine Vereinbarung zur Direktlieferung getroffen. Docmorris ist dabei.
Die Schweizer machen mit
Den deutschen Markt für sich gewinnen will auch der Schweizer Web-Medikamentenhändler Mediservice. Presseberichten zufolge plant das Unternehmen, sein Engagement in Deutschland zu verstärken. Die Firma wurde 1997 gegründet und setzte im vergangenen Jahr etwa 32 Millionen Euro um. Ab 2004 können auch dort deutsche Nutzer ihre Bestellungen abgeben.
Docmorris rüstet sich indes für den Wettbewerb. Allerdings will das Unternehmen nun doch keine Niederlassung in Deutschland.
Als Grund nennt der Docmorris-Chef gegenüber manager-magazin.de, dass es zum einen immer noch die Festpreisbindung für Medikamente gebe, zum anderen dürfe aber nur ein Apotheker eine Apotheke besitzen, was die Beschaffung von Risikokapital erschwerde. "Mit unserer AG haben wir derzeit keine Chance, nach Deutschland zu kommen", so Däinghaus.
Neuer Gesellschafter gesucht
Neuer Gesellschafter gesucht
Angesichts höherer Zuzahlungen beim Medikamentenkauf will die niederländische Web-Apotheke ein neues Preismodell einführen. Docmorris wolle nur die "Hälfte der Zuzahlung" nehmen, heißt es.
Eine Marketingkampagne sei bereits in Vorbereitung. Wahrscheinlich wird sich der Internethändler damit allerdings wieder den Ärger der Apotheker zuziehen, möglicherweise landet dann auch dieser Streit vor Gericht.
Däinghaus sagte weiter dass ein Gesellschafterwechsel bevorstehe. Es sei typisch, dass Finanzinvestoren nach gewisser Zeit wieder aus den Unternehmen herausgingen.
Quelle und Rossmann erwägen einen Einstieg
Beteiligt sind unter anderem die Kapitalgeber 3i und Techno Nord. Beide seien nun drei Jahre dabei und es sehe so aus, als ob sich der Markt nun öffne. "Die Zeit ist günstig, und wir brauchen frisches Kapital, um zu wachsen."
Nun muss sich der Chef der Web-Apotheke auf die Suche nach einem neuen Investor machen. Er hält sein Unternehmen sowohl für den klassischen Versandhandel wie beispielsweise Quelle, den pharmazeutischen Großhandel sowie für Drogerien für interessant.
Quelle und Rossmann prüfen derzeit, ob sie in den Medikamentenversandhandel einsteigen. Auch Schlecker soll nicht abgeneigt sein. Ob jedoch ein Einstieg bei Docmorris erwägt wird, ist nicht bekannt. Auch Däinghaus gibt sich bedeckt. "Es ist eine sehr spannende Zeit", sagt der Manager.