Die Verhandlungen der fünf großen Plattenfirmen über Fusionen und Joint Ventures sind immer wieder gescheitert. Entweder wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen oder auf Grund kartellrechtlicher Bedenken. Doch sie probieren es weiter. Neuester Versuch: BMG mit Sony.
New York - Aus fünf mach vier. Oder noch besser drei. Mit diesem Ziel setzen sich seit Jahren die Chefs der weltgrößten Plattenfirmen in wechselnden Konstellationen zusammen. Weil die Musikindustrie schon seit geraumer Zeit unter starken Umsatzeinbußen leidet, sehen sie ihr Heil im Zusammenschluss von mindestens zwei der großen Player. Vor allem die angeschlagene Bertelsmann-Tochter BMG buhlt um eine Fusion mit entweder: EMI oder Warner Music und seit neuestem auch mit Sony Music, wie die "Financial Times Deutschland" aus Gütersloher Vorstandskreisen gehört haben will.
Doch wenn die Dauerverhandlungen zwischen den beteiligten Unternehmen so kaugummizäh weitergehen wie bisher, dann wird es wohl so schnell nichts mit dem Zusammenschluss von entweder BMG und Sony, und oder EMI und Warner Music. Zumal nun auch die Impala, die Vereinigung der unabhängigen Plattenfirmen, den so genannten Independent Labels, ihre Bedenken anmeldet.
Impala, deren 1800 Mitglieder immerhin 22 Prozent des europäischen Marktes mit Musik versorgen, fürchtet, dass jede denkbare Kombination als Folge eines Zusammenschlusses der fusionslüsternen EMI, BMG, Warner Music und Sony zu einer "unakzeptablen Dominanz" auf dem Musikmarkt führen würde. Die Wettbewerbsbehörde in Brüssel sei also gefordert, vor einer denkbaren Elefantenhochzeit für entsprechende Auflagen zu sorgen.
Überhaupt diese Wettbewerbsbehörde. Laut "FTD" geht den Unternehmen die Zeit aus, da die Brüsseler Kommission - wenn überhaupt - nur eine einzige Fusion zulassen würde. "Der nächste Merger wird erlaubt, der folgende dann nicht mehr", zitiert die "FTD" einen Bertelsmann-Manager.
EMI und Time Warner verhandeln schon zum dritten Mal
Sony, der neue, aber offiziell nicht bestätigte Verhandlungspartner Bertelsmanns, wäre wohl der letzte aus der Riege der großen Fünf. Erst vor wenigen Tagen sind die Gespräche zwischen der Gütersloher Tochter und der Musiksparte des Medienkonzerns Time Warner an unterschiedlichen Preis- und Strategievorstellungen gescheitert.
Daraufhin hatte die britische EMI dem Wettbewerber Warner Music ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar unterbreitet. Die Bertelsmänner sehen sich deshalb gezwungen, nach neuen Partnern zu suchen. Auch wenn sich der Konzern beeilt zu betonen, dass man weiter mit Time Warner verhandeln wolle.
Die jetzt aufgenommenen Verhandlungen zwischen Warner Music, der weltweiten Nummer zwei auf dem Musikmarkt und EMI, der Nummer drei, sind bereits die dritten innerhalb der vergangenen Jahre. Schon 2000 und 2002 hatten beide Unternehmen Interesse aneinander gezeigt. Beide Male sollte EMI die Konkurrenz aus den USA übernehmen. Doch die Versuche scheiterten an den Bedenken der europäischen Wettbewerbsbehörde.
Auch Bertelsmann als kleinster unter den Großen hatte bereits zweimal mit EMI über ein Zusammengehen verhandelt. Sony, als viertgrößte Plattenfirma, und Universal, die Nummer eins, hatten 2001 überlegt in, Teilen miteinander kooperieren zu wollen.