Comdirect, Cortal Consors, DAB Bank - die gebeutelte Branche hat viel Lehrgeld gezahlt. Mittlerweile sind die Geschäftsmodelle verändert, die Kostenstrukturen verschlankt und nach und nach melden die Unternehmen endlich Gewinne.
Hamburg - Die Comdirekt Bank denkt bereits über eine Dividende nach, Cortal Consors ist wieder in die schwarzen Zahlen gelangt und auch bei der DAB Bank geht es nach oben. 2003 soll ein Gewinn anfallen und 2004 will die Tochter der HypoVereinsbank mindestens mit einem Plus von 10 Millionen Euro abschließen.
Grund für den Optimismus: Die Börse ist freundlicher, die Kunden handeln wieder häufiger. Gleichzeitig haben die Unternehmen aber gehörig an der Kostenschraube gedreht. Stellen wurden radikal abgebaut, Prozesse optimiert. Die Auftrags-Ertrags-Relation fällt somit deutlich günstiger aus als noch vor einem Jahr. Vier bis fünf Trades pro Kunde pro Jahr reichen, heißt es bei der Comdirect. Ein Jahr zuvor waren es noch zehn notwendige Transaktionen pro Kunde.
Das Selbstbewusstsein der Internet-Broker wächst. Auch die Performance an der Börse hat sich verbessert. "Der Break-even für 2003 ist gesichert", verkündet Comdirect-Chef Achim Kassow. Schon wird wieder an Zukäufe in Europa gedacht, dabei hat die Commerzbank-Tochter aufgrund der hohen Verluste, die das Unternehmen in der Vergangenheit einfuhr, gerade ihre Auslandstöchter in Frankreich und Italien abgestoßen.
Der Wille zur Expansion ist offenbar dennoch ungebrochen. So will das Unternehmen ab kommendem Jahr Filialen in Ballungsgebieten eröffnen, zusätzliche Berater sollen dafür eingestellt werden. Analysten sind skeptisch, denn auf den Online-Broker könnten enorme zusätzliche Kosten zukommen.
DAB will Kosten weiter reduzieren
Doch der Weg ist klar: weg vom reinen Brogerage-Geschäft, hin zur Online-Bank. Die wachsende Zahl von Kunden, die ihre Bankgeschäfte online tätigen, stimmt dabei optimistisch.
Auch bei der DAB Bank sind die Weichen entsprechend gestellt. So will das Internetunternehmen demnächst ihren Kunden auch ein Girokonto anbieten. Gleichzeitig will die HypoVereinsbank-Tochter aber weiter Kosten reduzieren. Im Bereich der Wertpapierabwicklung suche das Unternehmen nach Möglichkeiten, weitere 30 Prozent einzusparen, sagte Alexander von Uslar-Gleichen, Chef der DAB Bank.
Im ersten Halbjahr fuhr das Unternehmen einen Gewinn von 0,7 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor war es noch ein Verlust von 10,5 Millionen Euro. "Wir werden 2003 Gewinn machen", unterstreicht von Uslar-Gleichen. Zwei Drittel der Erträge von gut 90 Millionen Euro sollen dabei aus Provisionserlösen stammen. "Ich sehe überhaupt keinen Anlass, an der Einhaltung dieses Zieles zu zweifeln", so der Bankchef. Doch der Vorstandsvorsitzende kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Abhängigkeit von den Börsen nach wie vor groß ist. Der Aufschwung ist fragil, warnen Experten.