Für den Spieleentwickler ging es ums Ganze, ein Flop durfte "Enter the Matrix" nicht werden. Und das Kunststück gelang. Die Softwareschmiede schaffte den Turnaround.
Paris - Das französich-amerikanische Softwareunternehmen Atari - ehemals Infogrames - hat die Gewinnzone erreicht. Der Weg war mühsam, doch die Formel "erfolgreicher Film = erfolgreiches Spiel" scheint aufzugehen. Das Computerspiel "Enter the Matrix" hat die Softwareschmiede aus der Erstarrung geholt. Das Geschäftsjahr 2002/2003 endete mit einem operativen Gewinn.
Eine Nachricht, die der Markt dringend erwartete, denn Atari sitzt auf einem Schuldenberg von 411,7 Millionen Euro (Ende Juni). Zudem setzen zwei Wandelanleihen in Höhe von 125 und 222 Millionen Euro das Unternehmen gehörig unter Druck. Sie werden 2004 und 2005 fällig.
Atari gibt sich nun optimistisch. "Wir haben gezeigt, dass wir liquide Mittel generieren können. Und wir sind nun in einer besseren Position, die Bedenken des Marktes hinsichtlich unseres Schuldenberges abzuschwächen", sagte CEO Bruno Bonnell.
Für das kommende Jahr prognostiziert das Unternehmen ein kräftiges Umsatzwachstum. Das erste Quartal soll einen operativen Gewinn bringen. "Wir wollen stärker als der Markt wachsen", sagt Bonnell selbstsicher. Der Manager erwartet ein Marktwachstum von 15 Prozent in Europa und zehn Prozent in den USA.
Noch Ende März hatte Atari für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2002/03 einen Verlust von 12,5 Millionen Euro gemeldet. Nun schloss die Softwareschmiede das Gesamtjahr mit einem operativen Gewinn von 18,9 Millionen Euro ab. Ein Jahr zuvor war es noch ein Minus von 33,5 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 883,2 Millionen Euro. Analysten hatten allerdings mit 900 Millionen Euro gerechnet und einen Gewinn von etwa 20 Millionen Euro erwartet.
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Dennoch hat Bonnell offenbar auf das richtige Spiel gesetzt. Zeitgleich zum Start des Kinofilms "Matrix Reloaded" brachte Atari das Spiel "Enter the Matrix" auf den Markt. Die Werbemaschinerie griff, allein in Deutschland verfolgten bislang über 4,5 Millionen Kinogänger die Geschichte von Neo und seinen Mitstreitern und verhalfen so AOL Time Warner zu einem Umsatzsprung. Atari verkaufte nach eigenen Angaben weltweit bisher drei Millionen Matrix-Spiele und liegt damit im Plan. Das Unternehmen ließ etwa vier Millionen Spiele produzieren.
Wenn Schwarzenegger kämpft
Die Lizenz für die Matrix-Spiele hatte sich Atari übrigens einiges kosten lassen. Das Unternehmen hatte kurzerhand die US-Entwicklerfirma Shiony Entertainment für 47 Millionen Euro übernommen, die damals die Rechte hielt. 20 weitere Millionen Euro steckte Atari schließlich in die eigentliche Entwicklung des Spiels. Hinzu kamen noch die Kosten für millionenschwere Werbeaktionen.
Wenn Ende des Jahres die dritte Episode über die "Matrix"-Helden anläuft, hofft das Unternehmen natürlich auf einen erneuten Verkaufsschub für "Enter the Matrix". Doch Bondell hat bereits mögliche weitere Trümpfe in der Hand: Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft soll das Spiel zum Schwarzenegger-Film "Terminator 3" auf den Markt kommen. Und für das Frühjahr 2004 bereitet Atari bereits das passende Spiel zu "Mission Impossible 3" vor.