Commerzbank Weniger IT, mehr Outscourcing
Frankfurt - Die Gespräche der Commerzbank mit IBM über eine Auslagerung der Informationstechnik (IT) sind angeblich weit fortgeschritten. Schon bald könnte eine Entscheidung fallen. Damit rücke das Ziel näher, radikal Kosten einzusparen, berichtet die "Financial Times Deutschland" am Montag.
Betroffen seien 400 bis 500 Mitarbeiter, heißt es dem Bericht zufolge aus Kreisen der Bank. Sie würden zu dem US-amerikanischen Computerkonzern wechseln und künftig dort beschäftigt werden. Ein Abschluss der Verhandlungen werde im dritten Quartal erwartet. Ein Commerzbank-Sprecher kommentierte Zahlen und Zeitplan nicht.
Stellenabbau eingeplant
Das Institut führt seit einigen Monaten exklusive Verhandlungen mit IBM. Nach Brancheninformationen habe die Bank - im Unterschied zu Wettbewerbern - keine Ausschreibungsphase unter mehreren IT-Dienstleistern vorgeschaltet. Geplant sei die Auslagerung der IT für das Investmentbanking. Das betreffe den Betrieb des Rechenzentrums für dieses Geschäftsfeld wie auch die Entwicklung von Anwendungen. Damit geht die Commerzbank weiter als die Deutsche Bank, die seit Februar ihr kontinentaleuropäisches Rechenzentrum nach außen vergeben hat.
Einige Mitarbeiter wiesen darauf hin, dass die Bank ein wichtiges Rückgrat ihrer Arbeit aufgebe, wenn sie die IT nicht mehr selbst betreibe. Grundsätzlich würden die Verhandlungen über die Auslagerung aber vergleichsweise gelassen betrachtet. "Den Mitarbeitern ist es am wichtigsten, dass sie einen Job behalten", wird ein mit dem Prozess vertrauter Banker zitiert. Das dürfte gewährleistet sein, denn parallel zu den Verhandlungen mit IBM laufen Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich.
100 Millionen Euro sparen
Vorreiter in Sachen Outsourcing ist die Deutsche Bank AG. Auch sie arbeitet eng mit IBM zusammen. Anfang Februar hat IBM den Betrieb der Rechenzentren der Bank übernommen. IT-Vorstand Hermann-Josef Lamberti verspricht sich von dem Schritt jährliche Einsparungen von mindestens 100 Millionen Euro. Zu Einsparmöglichkeiten bei der Commerzbank seien noch keine Schätzungen bekannt.
Lambertis Überlegungen gehen noch weiter, meldet das Blatt. Nach Informationen aus Finanzkreisen bereite die Bank das Outsourcing ihres Einkaufs und des Netzbetriebs vor. Auch die Vergabe von Funktionen in der Anwendungsentwicklung werde schon seit längerem vorbereitet.
Die Commerzbank sucht indes weitere Sparpotenziale. Wie am Montag bekannt wurde, will das Bankhaus künftig seine Filialen für das Privatkundengeschäft teils automatisieren und somit ebenfalls Stellen einsparen.
Die Selbstbedienungszone in den Filialen solle erweitert und 24 Stunden am Tag geöffnet werden, hieß es. Neben den üblichen Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern gebe es auch einen Automat zum Einzahlen von Geld. In einem Pilotprojekt werde die Bank ab Mitte Juni mit dem neuen Filialtyp zunächst an sieben bereits bestehenden Standorten in Deutschland starten.