Microsoft Ballmer ringt mit München
Berlin/München Microsoft hat nach langen Gesprächen mit Regierungsvertretern in Berlin neue Rahmenlizenzverträge abgeschlossen. Sie sollen der gesamten öffentlichen Verwaltung künftig die Beschaffung von Microsoft-Produkten zu Sonderkonditionen ermöglichen. Der Preisnachlass kommt nicht von ungefähr: Der Software-Konzern reagiert auf das Bestreben vieler Verwaltungen, in Zeiten leerer Kassen lieber preiswerte Open-Source Systeme einzusetzen.
Die Stadt Schwäbisch Hall beispielsweise hat erklärt, sich vollständig von Microsoft und Windows verabschieden zu wollen. Die Verwaltung will ihr System komplett auf das quelloffene Betriebssystem Linux und das Büropaket OpenOffice.org umstellen. Neben dem Bürgermeister sollen mit Hilfe von IBM bis 2004 sämtliche Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit diesen Systemen arbeiten.
"Abhängigkeiten verringern"
Auch Großstädte überlegen intensiv von Microsoft Abschied zu nehmen. München überlegt alle Verträge mit Microsoft zu kündigen und auf Linux umzusteigen. Laut einer Studie kann die Stadt so viel Geld sparen und ihr Datennetz sicherer machen.
Weil der Software-Riese befürchtet, dass andere Städte Deutschlands größter Kommune folgen könnten, kämpft Microsoft erbittert um den Deal. Microsoft-Chef Steve Ballmer hat sogar seinen Skiurlaub unterbrochen, um mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude zu verhandeln.
Eine Entscheidung hat der Stadtrat erstmal vertagt. Ob der brisante Wechsel vollzogen wird, soll sich definitiv in einer Sitzung am 28. Mai entscheiden.
Bundesinnnenminster Otto Schily feiert unterdessen die Vertragsunterzeichnung mit Microsoft. "Durch diese Vereinbarungen sparen Bund, Ländern und Gemeinden viel Geld", meint der SPD-Politiker. Über das finanzielle Volumen des Vertrages haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart.
Die neuen Übereinkommen ergänzen einen bereits bestehenden, noch bis 2004 laufenden Vertrag. Über die Microsoft Lizenzpolitik war zunächst Streit entbrannt. Schily hatte immer wieder betont, "Abhängigkeiten gegenüber einzelnen Softwareanbietern verringern zu wollen". Deswegen hatte Schily Anfang 2002 auch einen Rahmenvertrag mit dem Microsoft-Konkurrenten IBM abgeschlossen, um verbilligte Hard- und Software und Support rund um das frei verfügbare Betriebssystem Linux beziehen zu können.