IT-Markt Eingebrochen
Hamburg - Die Berichtssaison steht vor der Tür. Ab der kommenden Woche legen Unternehmen ihre Quartalsergebnisse vor. Dass die eine oder andere Überraschung zu erwarten ist, darauf deuten die Gewinn- und Umsatzwarnungen von dem Softwarekonzern Peoplesoft und dem Datenbankhersteller Sybase hin. Beide rechnen damit, dass die Einnahmen unter den Erwartungen der Analysten liegen.
Es waren drei laue Monate, lautet das Resümee der beiden Unternehmen. "Das Geschäft in den letzten Wochen des Quartals war viel schwächer, als wir erwartet haben", so der Sybase-CEO John Chen. "Wir haben beobachtet, dass eine Menge Investitionen auf die nächsten Quartale verschoben wurden."
Sybase erwartet nun für sein viertes Quartal Umsätze zwischen 180 Millionen Dollar und 185 Millionen Dollar. Analysten hatten zuvor mit 200 Millionen Dollar bis 205 Millionen Dollar gerechnet.
Proforma-Ergebnis von 16 bis 20 Cent pro Aktie
Dementsprechend niedriger wird auch das Proforma-Ergebnis pro Aktie ausfallen: Wie das Unternehmen mitteilte, liegt es zwischen 16 bis 20 Cent pro Aktie. Analysten rechneten zuvor mit bis zu 23 Cent.
Ähnlich sieht es für das Unternehmen Peoplesoft aus, das auf Mittelstandssoftware spezialisiert ist. Die Auswirkung des Irak-Krieges habe das Unternehmen heftig zu spüren bekommen, heißt es. Dies sei auch der Hauptgrund, warum Peoplesoft seine Prognosen nicht einhalten konnte.
Irak-Krieg belastet das Geschäft
Nun erwartet der Software-Konzern für das erste Quartal Umsätze zwischen 450 Millionen Dollar und 455 Millionen Dollar mit einem Gewinn pro Aktie von elf bis zwölf Cent. Ursprünglich hatten Analysten mit 483,6 Millionen Dollar gerechnet. Je Aktie hätte das 14 Cent ausgemacht.
"Offensichtlich hat sich auf Grund des Irak-Krieges das Umfeld für Investitionen im ersten Quartal verschlechtert und sich damit auf die ohnehin schon schwache Wirtschaft ausgewirkt", sagte Craig Conway, CEO von Peoplesoft.
Zwischen Depression und Optimismus
Mit dieser Einschätzung steht das Unternehmen nicht allein da. Im Februar hatte auch der Softwarekonzern Oracle berichtet, wegen die Aussicht auf einen Krieg im Irak habe zu einer deutlichen Investitionszurückhaltung geführt.
Der IT-Branchenverband World Semiconducter Trade Statistics konstatierte kürzlich, dass die IT-Branche nach Beginn des Krieges zwischen Depression und Optimismus wanke. So seien die Umsätze in der Chipbranche beispielsweise im Februar um 3,3 Prozent auf etwa 11,8 Milliarden Dollar geschrumpft.
SAP unter Druck
Angst vor SARS wirkt sich aus
Unter dem Eindruck eines länger andauernden Krieges seien die Investitionen zurückgegangen. Die erhoffte Erholung des Marktes rückt damit in weitere Ferne.
Hinzu kommt die Verunsicherung durch die Lungenkrankheit SARS. Analysten dämpfen bereits ihre Wachstumserwartungen. So sei die Versorgung mit Prozessoren, Speichern und anderen Bauteilen nicht mehr voll zu gewährleisten, heißt es.
Nicht nur die Herstellung und der Transport seien von Sicherheitsmaßnahmen betroffen, auch der Informationsaustausch leide unter der Angst vor SARS. Mirko Maier, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sagte gegenüber manager-magazin.de, er halte die Auswirkungen von SARS für europäische Unternehmen für gering wenn nicht marginal.
Konferenzen wegen der Lungenkrankheit abgesagt
Allerdings sehe das anders aus, wenn asiatische Geschäftskunden nicht mehr nach Europa reisen und beispielsweise die Hannover Messe nicht mehr besuchen dürften.
US-Unternehmen haben die Auswirkungen dagegen direkt zu spüren bekommen. So mussten bereits Mitarbeiter von Intel, Hewlett-Packard und Motorola in Asien wegen SARS-Symptomen behandelt und Büros geschlossen werden. Auch Konferenzen wurden abgesagt.
Siebert sieht keine Negativfolgen durch Irak-Krieg
Wie stark sich die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Lungenkrankheit tatsächlich auf die Umsätze der IT-Unternehmen auswirken werden, bleibt abzuwarten. Doch die Gewinnwarnungen der beiden Konzerne in dieser Woche lassen wenig Raum für Optimismus - ob gerechtfertigt oder nicht.
Nach Ansicht des Konjunkturexperten Horst Siebert zeigt der Irak-Krieg für Deutschland noch keine wirtschaftlichen Folgen. Dem NDR sagte der ehemalige Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), er könne derartiges im Moment noch nicht sehen. Die derzeitigen Prognosen seien bereits mit Rücksicht auf den Krieg kalkuliert worden.
Doch Mirko Maier von der LBBW will nicht ausschließen, dass zum Beispiel auch SAP den Irak-Krieg zu spüren bekommen könnte. Eine Meinung, die möglicherweise auch Anleger am Freitag vertraten. Sie nahmen SAP im Zuge der Umsatzwarnungen von Peoplesoft und Sybase in Sippenhaft und straften das Papier der Walldorfer am Freitagvormittag kurzerhand ab.
Mehrere Händler in Frankfurt betonten aber, dass SAP in der Vergangenheit häufig besser abgeschnitten als die Konkurrenz. Die Ergebnisse aus den USA könnten sich nicht automatisch auf SAP übertragen lassen.