Microsoft Angriff auf Google
Washington Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der Softwarekonzern Microsoft auch in das Geschäft mit Suchmaschinen einsteigen würde. Nun ist offenbar bald der Zeitpunkt gekommen. Dies berichtet zumindest die "Washington Post" (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf eine Industrieanalyse durch das Marktforschungsunternehmen SoundView.
Microsoft will dem Bericht zufolge seine Mitarbeiterzahl im Suchmaschinenbereich auf 200 Beschäftigte verdreifachen. Ein internes Papier belege außerdem, dass der Redmonder Softwaregigant auf eine Verstärkung des Engagements in dem Geschäftsbereich setzt.
Droht dem Marktführer Google jetzt ernsthaft Konkurrenz? Bob Visse, Chef des Microsoft-eigenen Internetportals MSN, zu diesem Thema: "Wir glauben, dass wir Kunden ein besseres und benutzerfreundlicheres Produkt bieten können. Das ist etwas, an dem wir gegenwärtig aktiv arbeiten."
Google hat den Abstand vergrößert
Das Unternehmen betrachte den Bereich, so Visse, langfristig als sehr bedeutsam für das weitere Wachstum des MSN-Portals. Dies bedeute auch, dass über einen längeren Zeitraum die Marktführerschaft in dem Sektor angestrebt wird.
Microsoft wäre mit MSN nicht der erste Betreiber eines Web-Portals, der in das Segment der Suchmaschinen vorstößt. Erst im vergangenen Monat hatte das Internet-Unternehmen Yahoo für 235 Millionen Dollar den Suchmaschinen-Betreiber Inktomi gekauft. Die bislang weltweit unangefochtene Nummer eins unter den Suchmaschinen ist Google.
Binnen weniger Jahre hat Google alle Konkurrenten hinter sich gelassen und dominiert als Platzhirsch die Branche. Zuletzt hat sich der Abstand von Google zu Konkurrenten sogar eher noch vergrößert.
Beispiel: Deutschland. Die Reichweite von Lycos unter den deutschen Internet-Nutzern ist in den vergangenen zwei Jahren von 25 auf 22 Prozent gefallen. Im gleichen Zeitraum ist die Reichweite von Google von 3 auf 44 Prozent gewachsen.
Microsoft hat mit dem kürzlich von Altavista übernommenen Unternehmen Overture, einem Anbieter für bezahlte Suchmaschineneinträge, eine Partnerschaft. Wie die "Washington Post" aus Unternehmenskreisen berichtet, ist die Zusammenarbeit jedoch durch Microsofts Pläne vorerst nicht bedroht. In Redmond würde man erst langsam beginnen, die Investitionen im Suchmaschinen-Business zu erhöhen.
Bisher Kooperation mit Inktomi
Das MSN-Portal bezieht die kostenlosen Einträge bisher aus einer Kooperation mit Inktomi. Der einstige Liebling der Internetbranche wurde im Dezember vergangenen Jahres von Yahoo geschluckt. Google dringt unterdessen immer weiter in Yahoos Spezialbereiche vor und eröffnete einen Nachrichtenservice sowie die Shopping-Seite "Froogle".
Aus Microsofts Einstieg in das Suchmaschinengeschäft könnte nach Ansicht der SoundView-Analysten ein eigenes Angebot von bezahlten Einträgen folgen. Dies sind die zurzeit wichtigsten Einnahmequellen für die kostenlosen Angebote.
Yahoo startete erfolgreiche Bezahldienste
Yahoo beispielsweise hat seine große Popularität in der Internetgemeinde genutzt, um erfolgreiche Bezahldienste einzuführen. Damit konnte der Chef Terry Semel die Abhängigkeit des Pioniers von der Online-Werbung senken. Overture, der derzeit rund ein Drittel seines Umsatzes mit Microsoft macht, wurde an der Börse durch die Nachricht erst mal abgestraft. Nach Bekanntwerden der Pläne gab die Aktie deutlich nach.
Was Yahoo in Amerika vorgemacht hat, möchte Lycos in Europa nachholen: Bezahldienste wie Chat, Kommunikation und Speicherung von Webseiten (Hosting) sollen in den kommenden drei bis fünf Jahren 100 Millionen Euro Umsatz bringen und dann 30 bis 40 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen.