Bertelsmann 17-Milliarden-Klage wegen Napster
New York - Die zwei Musikautoren, Jerry Leiber und Mike Stoller, haben ihre spektakuläre Klage am Mittwoch in einem Bundesgericht in New York eingereicht. Im Dauerstreit um den Tausch von Musik-Files im Internet wird dadurch ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Ebenfalls beteiligt sind die unabhängigen Musikverlage Frank Music und Peer International. Die Kläger hoffen, dass sich bis zu 160.000 Musik-Autoren im Rahmen einer Sammelklage dem Verfahren anschließen. Von Bertelsmann war keine Stellungnahme zu erhalten. Laufende Gerichtsverfahren kommentiere man nicht, hieß es.
Die Kläger werfen Bertelsmann vor, dass der Konzern Internet-Nutzern bewusst bei illegalen Copyright-Verletzungen geholfen habe. Sie berufen sich unter anderem auf interne Bertelsmann-Dokumente. Diese deuteten darauf hin, dass auch Führungskräfte bei Bertelsmann der Meinung gewesen seien, dass Napster geltendes Recht brach.
Steigt Bertelsmann aus dem Musikgeschäft aus?
Die einst extrem populäre Tauschbörse ist zwar seit Juli 2001 am Ende. Der Bertelsmann-Konzern habe aber seit Oktober 2000 insgesamt 90 Millionen Dollar in Napster investiert und den Anbieter damit künstlich am Leben gehalten. Dies habe den Schaden für die Songwriter vergrößert, so die Kläger.
Leiber und Stoller sind als Autoren der Oldies "Jailhouse Rock", "Hound Dog" und "Stand By Me" bekannt geworden und gingen schon vor Jahren gegen Napster vor. Der klagende Musikverlag Frank Music besitzt die Rechte an Songs wie "Unchained Melody" und "Walk Like an Egyptian".
Angesichts rechtlicher Probleme und fallender Umsätze wird darüber spekuliert, dass Bertelsmann aus dem Musikgeschäft aussteigt. Einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge erwägen die Gütersloher den völligen Verkauf ihrer Musiktochter Bertelsmann Music Group (BMG). Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf Aufsichtsratskreise.
Möglich sei auch, dass BMG mit der britischen EMI Group fusioniere. Darüber werde seit zwei Monaten erneut verhandelt, schreibt das Blatt. An dem neuen Unternehmen hätte Bertelsmann nur noch einen Anteil von 25 Prozent. Eine mögliche Fusion von EMI und BMG war früher schon einmal gescheitert - am Veto der EU-Kartellbehörden. Diese fürchteten, dass der neue Konzern eine beherrschende Stellung einnehmen könnte.
Den Zeitungsbericht dementierte der Bertelsmann-Konzern. Gegenüber manager-magazin.de betonte ein Sprecher, dass das Unternehmen auch künftig zu ihrem Musikgeschäft steht.
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