Axel Springer Verlag Rückzug auf Raten?
Frankfurt - Der Axel Springer Verlag ordnet offenbar sein TV-Geschäft neu. Wie das "Handelsblatt" berichtet, will sich das Unternehmen von mehreren TV-Produktionen trennen. Dagegen will der Verlag seine Beteiligungen an Fernsehsendern ausbauen.
Zu den TV-Produktionsgesellschaften gehören die Firmen Schwarzkopff TV, Cinecentrum und Multimedia. Bei Cinecentrum und Multimedia handelt es sich um Gemeinschaftsunternehmen mit der Produktionsgesellschaft Studio Hamburg. Bereits vor einigen Wochen hatte der Verlag zudem bekannt gegeben, auch die Springer TV News GmbH, die unter anderem das erfolglose Magazin "Newsmaker" produzierte, bis Ende dieses Jahres zu schließen.
Konzentration auf TV-Beteiligungen
Unternehmenskreisen zufolge führt Europas größter Zeitungskonzern bereits abschließende Verhandlungen über den Verkauf der Töchter an einen Interessenten aus Süddeutschland. Namen nennt die Wirtschaftsblatt nicht. Die genannten Details wollte Sprecherin Edda Fels gegenüber manager-magazin.de nicht kommentieren. "Eine abschließende Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte Fels. "Es gilt weiterhin, dass wir dort restrukturieren, wo wir es für nötig halten."
Hintergrund der Umstrukturierungen könnte auch sein, dass der Axel Springer Verlag sich künftig auf das TV-Geschäft mit ProSiebenSat1 konzentrieren möchte. Der Konzern hält derzeit etwa 11,5 Prozent der Anteile. Mehrmals hatte das Unternehmen aber mitgeteilt, es werde an der Sendergruppe aus dem Kirch-Imperium nur dann festhalten, wenn es seinen Anteil deutlich erhöhen könnte. Deshalb habe sich Springer auch an dem Bieterverfahren um die insolvente KirchMedia beteiligt. Der Verlag hält dabei eine Option sich noch dem Konsortium um den Bauer-Verlag anzuschließen.
Stärkt Springer sein ProSiebenSat1-Engagement?
Sollte dieser Plan nicht aufgehen, hält der Verlag jedoch ein weiteres Ass in der Hand: Im Streit um die im Januar gezogene Put-Option will Springer die Schadensersatzforderungen an den Kirch-Konzern in ProSiebenSat1-Anteile umwandeln. Branchenkenner gehen davon aus, dass das Verlagshaus so auf eine 28-Prozent-Beteiligung kommen könnte.
Ursprünglich wollte der Konzern bei ProSiebenSat1 aussteigen. Anfang Januar zog das Unternehmen deshalb seine Put-Option, dabei wurden rund 760 Millionen Euro fällig, die der Kirch-Konzern vertraglich zugesichert hatte. Doch Leo Kirch konnte nicht zahlen, das Unternehmen schlidderte in die Insolvenz. Kirch versuchte sich zu wehren und zweifelte die Rechtmäßigkeit des Vertrag an. Springer zog schließlich vor Gericht.
Ende November hieß es nun, beiden Parteien wollten sich außergerichtlich einigen. Branchenexperten bewerteten dies als Vorteil für Springer und gehen davon aus, dass sich die Gesellschafterstruktur bei ProSiebenSat1 zugunsten des Verlagshaus verändern wird. Bis 17. Dezember muss eine Lösung gefunden sein, sonst will der Richter entscheiden.