Pixelpark Schluss mit lustig
Berlin - Bertelsmann räumt auf. Dem Diktat "keine weiteren Investitionen in aussichtslose Internetengagements" entsprechend will der Konzern der Internetagentur Pixelpark offenbar nicht mehr mit einer dringend benötigte Kapitalspritze zu Hilfe eilen. Dem einstigen Börsenstar droht der endgültige Zusammenbruch.
Um den Mehrheitseigner aber vielleicht doch noch gnädig zu stimmen, greift die Internetagentur nun offenbar zu einem verzweifelten Versuch. Wie am Wochenende bekannt wurde, soll 210 der insgesamt 250 Mitarbeitern in Deutschland gekündigt werden. Das berichtete der "Tagesspiegel".
Allein 40 Arbeitnehmer sollen in der Kölner Filiale verbleiben. Die Berliner Zentrale und die Hamburger Niederlassung sollen dagegen ganz geschlossen werden. Mehrheitseigner Bertelsmann wolle dies so. In Köln werde profitabler gearbeitet, hieß es in Unternehmenskreisen. Nicht betroffen vom Abbau sind demnach aber die Standorte in Österreich und der Schweiz. Insgesamt beschäftigt Pixelpark derzeit 450 Mitarbeiter.
"Kein Kommentar", heißt es zu den Entlassungsmeldungen aus der Berliner Zentrale gegenüber manager-magazin.de. Entschiedener ist das Dementi zu Spekulationen, Pixelpark müsse bald ein Insolvenzverfahren einleiten. "Gerüchte über eine Insolvenz werden von uns zu diesem Zeitpunkt dementiert."
Kauft noch jemand Pixelpark?
Am Wochenende hatte Pixelpark-Sprecherin Sabine Klisch auch Spekulationen über eine Zerschlagung des Konzerns zurückgewiesen. "Zu diesem Zeitpunkt ist das vorweg gegriffen." So sei noch unklar, ob Bertelsmann seinen Pixelpark-Anteil verkaufe und wenn ja an wen. Ein Pixelpark-Sprecher sagte am Montag: "Wir warten jetzt erst mal Ergebnisse ab. Erst dann werden wir uns äußern." Auch Bertelsmann-Sprecher Oliver Herrgesell will die Berichte zu Pixelpark nicht kommentieren.
Bertelsmann hält derzeit noch rund 60 Prozent an dem verlustreichen Internetunternehmen. 2001 hatte Pixelpark mit einem Rekordverlust von 86 Millionen Euro bei einem Umsatz von 81 Millionen Euro abgeschlossen. Angesichts dieser Zahlen haben die Gütersloher längst erkannt, dass die Agentur nicht mehr zum Konzern passt. Pixelparks Geschäftsmodell gilt als nicht tragfähig. Doch den richtigen Zeitpunkt, die Aktien zu verkaufen, hat der Medienriese verpasst. An der Börse ist die Agentur kaum mehr was wert. Das Papier dümpelt teilweise unter einem Euro, im März 2000 lag es noch bei 185 Euro.
Trotz eingeleitetem Sparprogramm gelang es Pixelpark in der Vergangenheit nicht, die Kosten in den Griff zu bekommen. Nun hat Bertelsmann offenbar endgültig die Geduld verloren. Vor kurzem verzichtete der Konzern zwar noch auf eine Rückzahlungsforderung von 40 Millionen Euro gegenüber Pixelpark, doch eine neuerliche Finanzspritze im zweistelligen Millionenbereich soll es Presseberichten zufolge nicht mehr geben. Derweil sucht der Konzern seit Wochen einen Käufer für seine Anteile bislang erfolglos.
Sollte sich jedoch keine baldige Lösung abzeichnen, dürfte Pixelpark bald die Luft ausgehen, meinen Branchenkenner. Dass Bertelsmann zudem vor radikalen Entschlüssen nicht zurückschreckt, hat der Konzern erst vor kurzem bewiesen, als dem defizitären Internetbuchändler BOL die weitere Unterstützung versagt wurde. Auch für die Musiktauschbörse Napster wollte der Konzern keine Millionen Dollar mehr zur Verfügung stellen. Das gleiche Schicksal könnte nun auch Pixelpark ereilen.
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