Microsoft Nur Windows bringt richtig Geld
Hamburg In einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hat Microsoft detaillierte Auskünfte über Gewinne und Verluste einzelner Bereiche erteilt.
Bisher veröffentlichte der Softwarehersteller lediglich Umsatzzahlen der Sparten und die Gewinne für den Gesamtkonzern. Im jüngst abgelaufenen Quartal verbuchte der Konzern dabei ein überraschend hohes Plus von 2,73 Milliarden Dollar.
Nach den neuesten Veröffentlichungen schrieben dabei lediglich drei der acht aufgelisteten Bereiche schwarze Zahlen. An der Spitze der Gewinn-Liste liegt wenig überraschend die Windows-Sparte für Betriebssysteme auf PCs. Die Rechner-Software brachte dem Konzern einen Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar ein.
Anwendungssoftware wie etwa die Office-Programme spülten 1,88 Milliarden Dollar in die Konzernkassen. Bei Betriebsystemen für Hochleistungsrechner konnte Microsoft ein Plus von 519 Millionen Dollar erwirtschaften.
Xbox & Co. als Verlustbringer
Rote Zahlen schreiben jene Bereiche, in die sich Microsoft auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern erst kürzlich vorgewagt hat. So verbuchte etwa das Segment für Unternehmenssoftware einen operativen Fehlbetrag von 68 Millionen Dollar.
Der Internetdienst MSN lag mit 97 Millionen Dollar im Minus, Betriebssysteme für PDAs mit 33 Millionen Dollar. Einen Verlust von 455 Millionen Dollar verbuchte der Bereich "Reconciling Amounts", zu dem unter anderem Abschreibungen auf Wertberichtigungen gehören.
Der Bereich Heim- und Unterhaltungselektronik, dem auch die Spielkonsole Xbox zugerechnet wird, machte Verluste in Höhe von 177 Millionen Dollar. Hier schlägt sich deutlich der fortgesetzte Preiskampf mit den Konkurrenten Sony und Nintendo um Marktanteile bei den Konsolen nieder.
Erst am Freitag hatte Microsoft den Onlinedienst für die Xbox in den USA gestartet, um den bislang schleppenden Absatz anzukurbeln. Derweil läutet Sony eine weitere Runde im Preiskampf ein. Der japanische Elektronikkonzern will zum Weihnachtsgeschäft in Japan den Preis seiner Playstation 2 ab kommenden Donnerstag erneut senken.
Bestätigung für Kritiker
Die veröffentlichten Zahlen zeigen, dass Microsoft in einigen Sparten noch weit weg vom Break-Even ist. Gleichzeitig könnten sich Kritiker des Konzerns in ihren Befürchtungen bestätigt sehen, dass Microsoft sein Quasi-Monopol bei PC-Betriebssystemen dazu nutzt, um seine Vorstöße in neue Geschäftsfelder zu subventionieren. Konkurrenten in diesen Märkten würden durch diese Praxis massiv unter Druck geraten. Windows läuft auf 90 Prozent der Rechner weltweit.
Gleichzeitig könnten sich die aktuellen Veröffentlichungen negativ auf das laufende EU-Kartellverfahren auswirken. Zwar hat Microsoft jüngst vor einem US-Gericht einen wichtigen Teilsieg verbucht, in Europa jedoch steht die Entscheidung der Wettbewerbshüter erst an. Dabei dürfte aber weniger der Vorwurf der Quersubvention im Fokus stehen, als vielmehr die nach wie vor dominante Position von Microsoft bei Betriebssystemen.
Bill Gates will Wecker vernetzen
Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern will Microsoft jetzt auch Alltagsgegenstände wie Schlüsselanhänger, Armbanduhren, Wecker mit Software bestücken und damit "intelligent" machen. Microsoft-Gründer Bill Gates stellte auf der Computermesse Comdex in Las Vegas die so genannte "Smart Personal Object Technology" (SPOT) vor.
Ein mit SPOT ausgestatteter Wecker könne beispielsweise nicht nur die Uhrzeit anzeigen, sondern auch aktuelle Wettervorhersagen, Stauprognosen für die Fahrt zur Arbeit oder den ersten Termin des Arbeitstages. "Es geht nicht mehr nur darum, vor einem Personal Computer zu sitzen", sagte der Chief Software Architect von Microsoft. "Der PC ist sehr wichtig, aber er ist nur noch ein Teil von dem, was wir unternehmen. Die Magie der Software breitet sich auf unterschiedlichste Geräte aus."
Teurer Spaß: Der Tablet-PC von Microsoft