Handy-Verträge Streit um die Kunden
Hamburg - Ab 1. November können Handybesitzer beim Wechsel der Netzanbieter ihre Telefonnummer mitnehmen. Nun droht eine Wechselwelle, meinen Experten.
Auch die Unternehmensberater von Mummert Consulting stoßen in das gleiche Horn. Bislang scheuten die Nutzer nämlich den Anbieterwechsel, da sie ihre Rufnummern ändern mussten. Diese Hürde entfällt nun - und wie die Berater meinen, wollten schon vor einem Jahr mehr als die Hälfte der Kunden ihr Mobilfunkunternehmen wechseln. Auch die Unternehmensberatung Putz&Partner geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Mobilfunknutzer umsatteln wollen. Keine geringe Zahl, denn derzeit bestehen bundesweit etwa 60 Millionen Mobilfunkverträge.
25 Euro als Geschenk
So dürfte sich das Gerangel zwischen den Netzbetreibern noch einmal verstärken. Schon längst gehen die Mobilfunkunternehmen mit aggressiven Marketingkampagnen vor, um in einem bereits gesättigten Markt noch Kunden zu gewinnen. Dabei sollen Geschenke vom Fahrrad bis zur Digitalkamera zum Vertragsabschluss locken.
Nun wittern besonders die kleineren Anbieter wie O2 und E-Plus mittelfristig ihre Chance, T-Mobile und Vodafone Kunden abzujagen - auch wenn die Kunden für die Mitnahme der Telefonnummern zahlen müssen. T-Mobile und E-Plus verlangen 24,94 Euro, Vodafone rund 30 Euro und O2 22,50 Euro.
Vorangegangen war ein heftiger Streit um die Höhe der Wechselgebühren. Die Regulierungsbehörde hatte keinen Einheitspreis verlangt. So konnte jedes Unternehmen den Preis selbst festlegen. Das Amt schrieb lediglich vor, dass nur die Kosten in Rechnung gestellt werden dürften, die beim Wechsel einmalig entstehen.
T-Mobile und Vodafone, die rund 80 Prozent des deutschen Marktes beherrschen, wollten von Anfang an Gebühren zwischen 25 und 30 Euro nehmen, während die kleinen Anbieter deutlich niedrigere Beträge erheben wollten. E-Plus kündigte zunächst eine einmalige Zahlung von unter zehn Euro an. In der vergangenen Woche hieß es dann aber überraschend, dieser Preis sei nicht mehr zu halten.
Damit die anfallenden Gebühren nicht abschrecken, planen die Anbieter verschiedene Marketingmaßnahmen, die einen Wechsel schmackhaft machen sollen. O2 will beispielsweise jedem gewechselten Neuzugänger ein Guthaben von 25 Euro schenken.
Eine E-Plus-Pressesprecherin erklärt, dass das Unternehmen derzeit jedem Neukunden eine Gutschrift von 50 Euro anbiete. Eine spezielle Werbekampagne sei aber für das kommende Jahr geplant. Ob Vodafone nachzieht, ist nicht bekant. Marktführer T-Mobile plant zumindest keine Sonderaktionen. "Wir gehen davon aus, dass es nur ein geringes Wechselpotenzial gibt", begründet ein T-Mobile-Sprecher gegenüber manager-magazin.de.
Wer telefoniert mit wem?
Mit Spannung erwarten nun die Marktteilnehmer, wie die Kunden reagieren werden. Glaubt man einer aktuellen Mummert-Umfrage dürften sich die Unternehmen auf einiges gefasst machen. Demnach sollen etwa 55 Prozent der Nutzer, die schon mehr als zwei Jahre bei ihrem Anbieter unter Vertrag stehen, wechselwillig sein. Die Gründe für den Wechselwunsch lägen darin, dass die Kunden die unüberschaubare Tarifstruktur bemängeln, sagen die Berater. Zudem sei ein Großteil der Nutzer mit der Netzabdeckung unzufrieden. Kritiker meinen darüber hinaus, die Anbieter seien bislang nicht stark genug auf die Kundenwünsche eingegangen.
Die Netzbetreiber rechnen jedoch nicht mit einer erdrutschartigen Bewegung, wie die E-Plus-Sprecherin erklärt. Die Erfahrung aus dem europäischen Ausland habe gezeigt, dass es sich um einen langsamen Prozess handele. In den Anfängen seien nur ein bis eineinhalb Prozent der Mobilfunkkunden gewechselt. Zudem müssten ja auch die Bedingungen zu einem Wechsel erfüllt sein sprich: der Vertrag muss auslaufen. Auch der T-Mobile-Sprecher erwartet keine großen Bewegungen. Nicht die Telefonnummer entscheide, ob jemand wechseln wolle sondern der Service.
Für die Kunden bietet sich zumindest nun eine gewisse Komfort. Doch allen Vorteilen zum Trotz - für die Kunden ergeben sich auch Nachteile aus der neuen Regelung. Anhand der Telefonnummern lassen sich künftig nicht mehr die Netzzugehörigkeiten ablesen. Das könnten die Kunden vor allem bei der monatlichen Abrechnung merken, denn die Mobilfunkunternehmen nehmen oftmals besonders hohe Tarife für das Telefonieren ins fremde Netz.