Kirch-Krise Zum Dritten für die Deutsche Bank
Mit dem Aktienpaket war ein Kredit von 735 Millionen Euro besichert. Nachdem die Bestandteile von Kirchs Medienimperium seit April schrittweise Insolvenz beantragt hatten, machte das Frankfurter Geldinstitut seine Ansprüche auf die Verlagsbeteiligung geltend.
Die Interessenten standen sich bei der Auktion indes nicht auf den Füßen. Tatsächlich gab es nur einen einzigen Bieter, nämlich die Deutsche Bank selbst. Auf die Frage des Notars Karl-Heinz Schmiegelt, ob es im Auktionsraum noch andere potenzielle Bieter gebe, meldete sich keine der rund 20 anwesenden Personen.
Die Bank erwarb schließlich die Aktien für 667,3 Millionen Euro. Mit dem Zuschlag verliert Leo Kirch nun endgültig die Zugriffsrechte auf das Aktienpaket, um das er so lange erbittert gekämpft hatte.
Friede Springer übernimmt zehn Prozent
Nachdem die Bank damit die Verwertungsrechte in Eigentumsrechte umgewandelt hat, kann das Aktienpaket jetzt ohne Zeitdruck verwertet werden, da keine Zwangsversteigerung oder etwa längere Rechtsstreitigkeiten mit nachrangigen Kirch-Gläubigern drohen. Für die Bank ergibt sich keine finanzielle Belastung, da es sich um einen Tausch von einem Kredit in eine Beteiligung handelt.
Offenbar gibt es bereits Pläne für den teilweisen Verkauf. In Unternehmenskreisen hieß es, die Deutsche Bank wolle zehn Prozent am Springer Verlag an die Verlegerwitwe Friede Springer weiterveräußern, die ihren Anteil damit auf rund 60 Prozent aufstockt.
Die Deutsche Bank bestätigte, dass sie bereits Gespräche mit Friede Springer über den Verkauf eines entsprechenden Anteils führt. Außerdem erklärte ein Bank-Sprecher, das Kreditinstitut werde, wenn attraktive Angebote vorliegen, das gesamte Springer-Paket veräußern. "Das ist für uns eindeutig eine vorübergehende Finanzbeteiligung." Die Deutsche Bank plane zudem nicht, das Stimmrecht für die erworbenen Aktien auszuüben.
Der lange Kampf des Leo Kirch
Der lange Kampf des Leo Kirch
Ursprünglich wollte die Bank die Aktien zügig an die Börse bringen, um das Ausbleiben des fälligen Kredits zu kompensieren. Anfang Juni erreichte Kirch jedoch vor Gericht einen Aufschub. Bis Ende August, so die Entscheidung der Richter, konnte er nunmehr über das Paket verfügen.
Für Kirch war die Entscheidung ein wertvoller Zeitgewinn. Jetzt hatte er selbst die Möglichkeit, die Papiere zu Geld zu machen. Aber der Plan ging nicht auf. Nicht zuletzt scheiterten die Verkaufsbemühungen am massiven Widerstand des Axel Springer Verlags selbst. So verhinderte der Medienkonzern den Einstieg der WAZ-Gruppe. Auch ein Zusammenschluss mit dem Schweizer Ringier-Verlag kam bisher nicht zu Stande.
Kirch blieb auf seinen Aktien sitzen. Erneut spielte er Mitte September die juristische Karte und versuchte, vor Gericht einen Aufschub zu erreichen. Vergeblich diesmal fiel die Entscheidung zu Gunsten der Deutschen Bank, die gleichzeitig ankündigte, von ihren Verwertungsrechten zügig Gebrauch zu machen.
Zuletzt drohte Kirch gar mit der Insolvenz der Print Beteiligungs GmbH, bei der die Springer-Aktien liegen. Damit wäre die Beteiligung der Deutschen Bank im letzten Moment entzogen worden. Branchenkenner beurteilten den Versuch allerdings äußerst skeptisch. So blieb es auch nur bei der Ankündigung.
Börsengang oder Beteiligung
Die Deutsche Bank wird wohl weniger Probleme als Kirch bei der Verwertung der restlichen Aktien haben. Die Versteigerung der Beteiligung ist mit dem Springer Verlag abgesprochen. Dessen Verhandlungen mit Ringier über einen Einstieg dauern derweil an.
In Branchenkreisen hieß es, sollte das Kirch-Paket bei der Deutschen Bank landen, würden Springer und Ringier weiter "in Ruhe" verhandeln können. Parallel dazu wird den Kreisen zufolge alternativ ein späterer Börsengang vorbereitet.
In Ruhe kann der Großverlag auch deshalb verhandeln, weil die Kirch-Anteile an Springer vinkuliert sind. Die Deutsche Bank muss sich also bei einer Veräußerung die Zustimmung des Verlags-Aufsichtsrats holen.
Der Ruf hat gelitten
Der ungewöhnliche Schritt der Deutschen Bank, das Paket in einer Auktion zu veräußern, wurde in Finanzkreisen als Verzweiflungstat und Affentheater bezeichnet. Eine Beteiligung an Europas größtem Zeitungsverlag wie ein Haus zu versteigern, habe kein Niveau, wird in Kreisen kritisiert.
Der deutsche Branchenprimus hätte das Pfandrecht auch ohne Versteigerung ausüben und auf diese Weise den Springer-Anteil für einen späteren Weiterverkauf übernehmen können.
Springer-Streit: Kirch kämpft um sein Aktienpaket Auktion: Die Deutsche Bank will den Springer-Anteil versteigern