Kirch-Krise Schwere Schlappe für Kirch
München - Leo Kirch ist mit seinem Versuch gescheitert, einen Aufschub für den Verkauf seiner Beteiligung am Axel Springer Verlag zu erhalten.
Das Landgericht München wies am Freitag seinen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung ab. Mit der 40-Prozent-Beteiligung an dem Verlagshaus ist ein Kredit bei der Deutschen Bank besichert. Nun gibt es keinen Aufschub mehr für Leo Kirch beim Springer-Verkauf.
In der vergangenen Woche hatte die Deutsche Bank noch gesagt, sie will sich auf keine Verzögerung mehr einlassen. Das Bankhaus betonte noch, das Geldinstitut werde das Aktienpaket bis zur endgültigen Urteilsverkündung nicht verkaufen.
Wann und wie die Deutsche Bank von ihrem Verwertungsrecht Gebrauch machen werde, wollte Deutsche-Bank-Anwalt Peter Hecke nicht sagen. "Fest steht: Die Verwertung wird erfolgen, aber so etwas macht man nicht von heute auf morgen." Allerdings liefen die Vorbereitungsverhandlungen schon seit längerem, weil die Deutsche Bank bereits vor zehn Tagen vom Münchner Landgericht die Verwertungsmöglichkeit eingeräumt bekommen habe.
Fusion von Springer und Ringier
Derweil sind der Axel Springer Verlag und der Schweizer Ringier Verlag im Gespräch. Dabei verhandeln die beiden Unternehmen über eine Fusion. Die Verhandlungen liefen sehr gut, hieß es am Freitag in Kreisen. Noch am Donnerstag war genau das Gegenteil zu hören. Da hieß es, die Gespräche seien ins Stocken geraten.
Dem aktuellen Stand zufolge will Deutschlands größtes Verlagshaus die Nummer eins der Schweiz komplett kaufen. Mit dem Erlös soll dann Ringier den 40-prozentigen Springer-Anteil von Leo Kirch übernehmen.
"Ein Nullsummenspiel wird es aber für Ringier nicht geben", verlautete aus den Verhandlungen. Ringier müsste zusätzliches Geld aufbringen, um sich das Kirch-Paket zu sichern. Umstritten ist auch der Anteil, den Ringier am künftigen Print-Multi halten soll. Dabei wird vor allem auch darum gerungen, wie viel Ringier bei dem Berliner Verlagshaus zu sagen bekommen wird.
Hauptgesellschafterin Friede Springer will fünf Prozent des Kirch-Paketes selber übernehmen und damit ihre Mehrheit am Unternehmen wasserdicht machen. "Es geht Springer in erster Linie um die Neuordnung der Aktionärsstruktur", heißt es.
Die Witwe des Verlagsgründers streitet vor Gericht mit dem Springer-Enkel und Minderheitsaktionär Axel Sven Springer, der sich bei der Aufteilung des großväterlichen Erbes benachteiligt sieht.
Über Vorstand und Aufsichtsrat einig?
Wie es am Freitag heißt es, beide Verlagshäuser sind sich angeblich über die Besetzung von Aufsichtsrat und Vorstand einig. Neben einem Mandat im Kontrollgremium soll Ringier zwei Posten in einem erweiterten Vorstand bekommen.
Kirch hat aber noch eine Chance, die Verhandlungen mit Ringier zu stören. Für kommenden Dienstag hat der Filmrechtehändler eine außerordentliche Springer-Hauptversammlung nach Berlin einberufen lassen. Dort will er eine Sonderprüfung der Bilanz und Schadensersatz durchsetzen. Er wirft Döpfner vor, mit der ausgesprochenen Verkaufsoption von 11,5 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media AG den Kirch-Niedergang ausgelöst zu haben.