Comdirect Massiver Stellenabbau
Frankfurt - Der Online-Broker Comdirect Bank wird im Zuge seines Umstrukturierungsprogramms rund 300 von 871 in Deutschland beschäftigten Vollzeitstellen abbauen. Die Arbeitsplätze sollen in allen Bereichen der Bank gestrichen werden. Der Schritt werde im zweiten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen sein, teilte der Vorstandsvorsitzende Achim Kassow der Tochter der Commerzbank am Dienstag in Frankfurt mit.
An eine schnelle Markterholung glaubt Kassow nicht. "Der Markt für Online-Broker wächst derzeit nicht mehr". Deshalb rechne das Unternehmen auf absehbare Zeit auch nicht mit einer deutlichen Zuwachs bei Handelsaufträgen und Kunden.
Bis 2004 strebt Comdirect bei einem Vorsteuerergebnis von 50 Millionen Euro eine Vorsteuerrendite von 10 Prozent an. Die Gesamtkosten sollen von 160 Millionen Euro in 2001 um 27 Prozent bis 2004 auf 116 Millionen Euro gesenkt werden. Bereits am Montag hatte der Online-Broker mitgeteilt, im Deutschland-Geschäft 2002 wegen Sonderaufwendungen für Kostensenkungsmaßnahmen mit einen Vorsteuerverlust von 22 Millionen Euro zu rechen. Das Kosteneinsparprogramm werde sofort gestartet und einmalige Kosten von 32 Millionen Euro verursachen.
Konservative Prognose
Kassow betonte, dass alle finanzielle Berechnungen auf der Annahme basierten, dass die derzeitige Marktsituation sich nicht verbessere. "Damit sind unsere Prognosen konservativ und grundsolide", sagte Kassow.
Ohne die Sonderkosten werde für 2002 ein positives Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit auf Vorjahresniveau angestrebt. Für 2003 erwartet das Unternehmen ein deutliches besseres Ergebnis als im Jahre 2002. Insgesamt werde das Kosteneinsparungsprogramm zu signifikanten Einsparungen führen, die sich ab 2004 auf 44 Millionen Euro pro Jahr belaufen würden.
Im einzigen Auslandsmarkt des Online-Brokers, Großbritannien, werden keine Stellen abgebaut. Comdirect bestätigte dabei seine Prognose für einen Verlust in Großbritannien von etwas mehr als 10 Millionen Euro in 2002. 2004 soll die britische Operation die Gewinnschwelle erreichen. Wiederholt kursierende Gerüchte um eine Übernahme oder Fusion von Comdirect erteilte Kassow eine Absage: "Wir können es auch alleine schaffen, deshalb bleiben wir eigenständig".
Neue Führungsstruktur
Im Zuge der Umstrukturierung wurde auch eine neue Führungsstruktur geschaffen. Andre Carls ist neuer Finanzchef, Hans-Joachim Nitschke neuer Chief Operating Officer. Achim Kassow bleibt Unternehmenschef. Kassow betonte, dass in allen Bereichen gespart werde: "Auf Managementebene haben wir die Verantwortungsbereiche von 19 auf 13 reduziert".
Simon Thiel, dpa-afx