SAP Ringen um die Zukunft
Walldorf Der Softwarekonzern SAP präsentiert auf der dreitätigen Messe Sapphire in Lissabon (3. bis 6. September) seine neuen Produkte für den Klein- und Mittelstand. Es sind die Softwarepakte "Business One" und "SAP All-in-One", mit denen der Konzern bei der neuen potenziellen Kundschaft punkten will.
Die Walldorfer hatten sich mit der Übernahme des israelischen Unternehmens TopManage die angemessene Kompetenz ins Haus geholt. Das Ziel: In den kommenden vier Jahren will SAP mit seiner Mittelstandsoffensive den Anteil des Geschäfts mit kleineren Unternehmen am Gesamtumsatz auf 20 Prozent anheben. Bislang liegt der nur bei sieben Prozent.
Zu lange habe der Konzern die kleinen und mittelständischen Unternehmen außen vorgelassen und sich auf Großunternehmen konzentriert, so die Kritiker des Konzerns. Mit der Offensive will SAP ein positives Signal an die Börse senden. Die gesamte Branche leidet unter den rückläufigen IT-Investitionen. So sank das operative Ergebnis von SAP im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 424 auf 324 Millionen Euro. Und eine deutliche Besserung des Marktes ist bislang noch nicht in Sicht. Neue Wachtumsfelder müssen her.
Droht eine Gewinnwarnung?
Die Stimmung bleibt jedoch angespannt. Am Dienstag verlor die Aktie mehr als fünf Prozent. Grund waren Marktgerüchte, SAP werde auf einer Analystenkonferenz im Rahmen der Sapphire eine Gewinnwarnung abgeben. Ein Analyst von Merck & Finck rechnet allerdings nicht damit: "Das werden die nicht vor Kunden machen." Zudem sei das Quartal auch noch nicht zu Ende. Der Zeitpunkt wäre sehr ungewöhnlich.
Doch neben den Spekulationen beunruhigte eine weitere Nachricht die Anleger. Die drei Großaktionäre des Walldorfer Softwareunternehmens haben ihren Konsortialvertag aufgelöst. In der Folge können sie sich nun leichter von ihren Papieren trennen. "Die Angst, die Gründer könnten nun noch mehr Aktien auf den Markt bringen, hat den Markt offensichtlich verunsichert", meint der Merck & Finck-Experte. Zudem erhalten die Spekulationen, Gründer Hasso Plattner wolle sich aus dem Geschäft zurückziehen, neue Nahrung.
SAP-Aktien haben sich indes am Mittwoch von den Vortagesverlusten leicht erholt. Sie gewannen bis Mittag rund 1,70 Prozent auf knapp 72 Euro hinzu.
Starker Konkurrenzdruck
Der Auftakt der Messe in Lissabon steht nicht unter dem besten Stern. Zwar wird Chef Henning Kargermann eine Reihe erfolgreicher Projekte vorstellen können, doch schon SAP-Vorstand Gerhard Oswald dämpfte zu hohe Erwartungen an die neuen Softwareangebote für den Mittelstand. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte er: "Der Bedarf für unsere Produkte ist da, nur bei den Kaufentscheidungen hapert es".
Tatsächlich wird dies die größte Hürde sein, die SAP zu bewältigen hat. Ein Analyst: "Kleine Unternehmen brauchen für Entscheidungen oft viel Zeit und vor allem viel Beratung. Dabei fällt dann die Marge auch noch viel geringer aus als bei Großprojekten." Der Experte rechnet deshalb in den nächsten zwei Quartalen auch noch nicht mit deutlichen Umsatzsteigerungen.
Ein aufwendiges Vorhaben, das sich SAP vorgenommen hat. Hinzu kommt, dass sich mit Microsoft ein weiteres finanzkräftiges Unternehmen auf dem Markt tummelt. Der Konzern hatte erst vor wenigen Monaten die dänische Softwareschmeide Navision übernommen. Dies könne auch deutliche Auswirkungen auf die Preise haben, sagt Kis.
Dennoch, Oswald meint, im vierten Quartal können die ersten Softwarepakete von "Business One" und "SAP All-in-One" installiert werden. Allerdings steht die Vertriebsmannschaft der "FAZ" zufolge noch nicht komplett. Das Unternehmen ist aber optimistisch, auch diese Schwierigkeit bald beseitigt zu haben.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat zumindest schon mal einen "vorsichtig optimistischen" Ausblick für das anberaumte Analystentreffen abgebeben. Die Marktlage habe sich auf Basis des zweiten Quartals nicht verschlechtert, hieß es am Dienstag. Deshalb sei auf der Konferenz eher mit positiven Nachrichten in Bezug auf die Platzierung von neuen Produkten, die Neukundengewinnung sowie Vertragabschlüsse zu rechnen.