KPNQwest Offline
Karlsruhe/Den Haag Bei dem niederländischen Kabelnetzbetreiber KPNQwest geht seit Mittwochnachmittag fast nichts mehr. Die Insolvenzverwalter im niederländischen Den Haag haben beschlossen, das gesamte Glasfasernetz des Unternehmens abzuschalten. Nicht betroffen sind bereits verkaufte Netze.
Thilo Huys, Sprecher von KPNQwest Deutschland, ist entrüstet: "Wir haben keine Vorwarnung erhalten. Damit haben wir aber immer gerechnet." In Deutschland sind von der Abschaltung unter anderem BASF, der Burda-Verlag und das Netz der baden-württembergischen Hochschulen betroffen.
KPNQwest ist ein Joint Venture der niederländischen Telefongesellschaft KPN und dem US-Unternehmen Qwest. Rund 50 Prozent des europäischen Internetverkehrs laufen Schätzungen zufolge noch über das Glasfasernetz des angeschlagenen Unternehmens. Der Kabelbetreiber hatte Ende Mai Insolvenz beantragt. Seitdem sind bereits verschiedene regionale Kabelnetze verkauft worden.
KPN unter Druck
Huys spekuliert, dass die niederländischen Insolvenzverwalter möglicherweise den Gesellschafter KPN unter Druck setzen wollen. Der Telefonkonzern will die Glasfasernetze in Großbritannien, Frankreich und Deutschland übernehmen. Offen ist, was mit dem niederländischen Kabel passieren soll. Huys vermutet, die Verwalter wollen KPN dazu bringen, auch das heimische Netz zu kaufen. Branchenkenner sagen wiederum, KPN habe Druck auf die Insolvenzverwalter ausgeübt, um bei den Verhandlungen schneller zu einer Lösung zu kommen.
KPNQwest Deutschland hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, es könne auch ohne die Mutterkonzerne bestehen. Das Netz wurde aber nicht autark organisiert, da man internationale Kunden nicht verärgern wollte. Nun erhalten die Deutsche, die nur kurze Zeit nach der Mutter Insolvenz anmeldeten, dafür die Quittung. Von der Order aus den Niederlanden sind sie ebenfalls betroffen. Huys geht aber davon aus, dass im Laufe des Donnerstags das Netz wieder hochgefahren wird.
Die Verkaufsverhandlungen verlaufen derweil gut, meint Huys. 12 Angebote sollen Presseberichten zufolge vorliegen. "Wir sind nicht mehr weit von einander entfernt", meint der Sprecher in Bezug auf das KPN-Angebot. Geplant sei, hierzulande dem Meistbietenden den Zuschlag zu vergeben. Doch all dies muss mit den Insolvenzverwaltern in den Niederlanden abgestimmt werden.