Vivendi Universal Tag der Wahrheit
Paris Bei dem hoch verschuldeten französischen Misch- und Medienkonzern Vivendi Universal fallen heute wichtige Entscheidungen über die künftige Struktur des Unternehmens. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Vivendi-Kreise berichtete, empfängt Vorstandschef Jean-René Fourtou die Bereichsleiter der einzelnen Tochterunternehmen.
Im Wesentlichen wird es darum gehen, welche Beteiligungen veräußert werden und welche im Konzern verbleiben. Vivendi muss sich von Anteilen trennen, um die gewaltige Schuldenlast zu begleichen und um das Vertrauen der Anleger wieder zu gewinnen.
Branchenkenner spekulieren vor allem über die Trennung vom US-Mediengeschäft. Laut "Wall Street Journal" werden die Direktoren Barry Diller (Universal Entertainment), Ron Meyer (Universal Studios) und Doug Morris (Universal Music) bei dem Treffen heute in Paris anwesend sein. Claude Bébéar, der neue Verwaltungsratschef von Vivendi, sagte allerdings, dass über den Verkauf der amerikanischen Konzernteile noch keine Entscheidung getroffen worden sei.
Umstrukturierungen bei Canal Plus
Massive Einschnitte wird es aber wohl bei der Pay-Tochter Canal Plus geben. Der defizitäre Abo-Kanal wird sich künftig auf das Kerngeschäft konzentrieren. Die zum Sender gehörende Filmproduktion und andere unprofitable Bereiche sollen nach einem Bericht der Tageszeitung "Le Figaro" verkauft werden.
Den Angaben zufolge will Vivendi 49 Prozent am TV-Geschäft von Canal Plus behalten, das nur noch aus dem französischen Bezahlfernsehanbieter und dem Digitalgeschäft Canal Satellite besteht. Die restlichen Anteile von 51 Prozent sollen für zwei Milliarden Euro veräußert werden. Zuvor hatte der Konzern vergeblich nach einem Käufer für das gesamte Geschäft gesucht.
Verkauft werden sollen außerdem die Canal-Plus-Töchter in Spanien, Polen und Belgien sowie der Decoderhersteller Canal Plus Technologies und sämtliche Internetaktivitäten. Der TV-Konzern hat insgesamt im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 700 Millionen Euro eingefahren und erwartet in diesem Jahr ein Minus von 800 Millionen Euro.
Außerdem will Vivendi bis Ende August auch seine italienische Pay-TV-Tochter Tele Piu für 1,3 Milliarden Euro an den australo-amerikanischen Medienkonzern News Corp verkaufen. Tele Piu hatte zuletzt einen Jahresverlust von 400 Millionen Euro verursacht. Zuletzt hatte sich die Übernahme verzögert, da News Corp nur zusammen mit weiteren Kapitalgebern in den defizitären Sender investieren will.