Kirch Das Springer-Bauer-Konsortium steht
Hamburg Die Verlagshäuser Axel Springer und Heinrich Bauer wollen gemeinsam die insolvente KirchMedia übernehmen. Der Verleger Heinz Bauer und Springer-Chef Mathias Döpfner haben sich auf die Gründung eines Konsortiums geeinigt.
"Das Bündnis, das eine Beteiligung beider Verlage zu gleichen Teilen vorsieht, prüft die wirtschaftlichen Bedingungen eines derartigen Engagements mit dem Ziel, mindestens 51 Prozent der KirchMedia Auffanggesellschaft zu übernehmen", teilten die Unternehmen mit. "Entscheidende Kriterien dieser Prüfung sind die Attraktivität des Kaufpreises und die endgültige Struktur der neuen KirchMedia", hieß es weiter. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" geht es beiden Verlagen vor allem um den TV-Konzern ProSiebenSat1 Media AG.
Springer und Bauer erklärten weiter, sie seien bereit, "unter ihrer Führung" weitere Partner in das Konsortium aufzunehmen. Derzeit liefen Gespräche mit Banken und Medienunternehmen. Branchenkreisen berichteten allerdings, dass sich die Zahl der Interessenten an Kirch Media von 80 auf 15 reduziert habe.
Zuletzt hatte auch ein Konsortium aus WAZ-Gruppe, Commerzbank und den Hollywood-Studios Columbia Interesse an Kirch bekundet. Nachdem die WAZ Anfang der Woche angekündigt hatte, nicht mehr für das insolvente Unternehmen zu bieten, sucht auch diese Bietergruppe nach neuen Partnern.
Radikale Neuordnung der Medienlandschaft
Obwohl auch die Fernsehbranche unter einer hartnäckigen Werbeflaute leidet, zieht das TV-Geschäft die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage offenbar magisch an. Sollten sich Springer und Bauer gegen andere Interessenten im In- und Ausland durchsetzen, würde das eine radikale Neuordnung der deutschen Medienlandschaft bedeuten: Die Hamburger wären dann zusammen auf einen Schlag einer der größten TV-Anbieter der Bundesrepublik.
Springer will anscheinend die historische Chance nutzen, auf einen Schlag zwei der größten Fernsehsender Deutschlands zu kontrollieren. Die bisherigen Ausflüge des Verlags im Fernsehbereich gelten als wenig erfolgreich. Branchenexperten weisen darauf hin, dass Springer-Chef Döpfner ein hohes Risiko eingeht. Bei Erfolg könnte er Springer jedoch in einen der führenden integrierten Medienkonzerne Europas verwandeln.
Bittere Ironie
Springer und Kirch hatten mit ihren Auseinandersetzungen bereits öfter für Schlagzeilen gesorgt. Leo Kirch hatte jahrelang gegen den erbitterten Widerstand von Verlegerwitwe Friede Springer versucht, sich eine Mehrheit am Springer-Verlag zu sichern.
Auch der neue Chef Döpfner ging bereits zu Beginn seiner Amtszeit auf Konfrontationskurs mit Kirch. Er übte eine vereinbarte Option aus und wollte Springers ProSiebenSat.1-Beteiligung für 767 Millionen Euro an Kirch verkaufen. Damit beschleunigte er den Niedergang der KirchGruppe. Aus Leo Kirchs Sicht dürfte es besonders ärgerlich sein, wenn ausgerechnet sein Hamburger Nemesis die Filetstücke seines Konzerns aufkauft.
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