Vivendi Universal Kampf an allen Fronten
Paris Dem angeschlagenen Medien- und Mischkonzern Vivendi Universal droht nach einem Pressebericht die feindliche Übernahme aus den Reihen der eigenen Aktionäre. Die Zeitung "Le Parisien" berichtete, dass die Anteilseigner Charles Bronfman und Vincent Bolloré dem umstrittenen Vivendi-Chef Jean-Marie Messier bis Donnerstag Zeit geben, seine Strategie zur Sanierung des Unternehmens darzulegen.
Unter den Investoren herrscht Uneinigkeit über Maßnahmen, um die drückende Schuldenlast bei Vivendi zu reduzieren. Einige Anteilseigner fordern den Ausstieg aus dem Mediengeschäft und die Konzentration auf die Versorger-Tochter Vivendi-Environnement. Bronfman und Bolloré plädieren für den Verkauf von allen Bereichen des weitverzweigten Unternehmens, lediglich der US-Bereich Unterhaltung und Kino soll gehalten werden.
Neben Charles Bronfman, der über die Vivendi-Tochter Seagrams mit 2,5 Prozent an dem Großkonzern beteiligt ist, gilt vor allem Vincent Bolloré als Raider. Der Bretone, im Hauptberuf Industrieller, betätigt sich nebenbei als erfolgreicher Beteiligungshändler und hat den Ruf, das Management von Gesellschaften unter Druck zu setzen.
Keine Wiederholung der Hauptversammlung
Die Querschüsse aus den eigenen Reihen sind nicht das einzige aktuelle Problem von Konzern-Chef Messier. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) erklärte der Vivendi-Aufsichtsrat, dass es derzeit keinen Grund gibt, die Hauptversammlung vom vergangenen April zu wiederholen. "Der Aufsichtsrat überlegt, ob es besser ist, die Ergebnisse stehen zu lassen wie sie sind", hieß es aus Unternehmenskreisen gegenüber der FTD.
Übernahme von Stream verzögert sich
Für Messier sind die Äußerungen eine schwere Schlappe. Der Vorstandsvorsitzende wurde kritisiert, weil er die Beschlüsse der Hauptversammlung annullieren wollte, ohne sich mit dem Aufsichtsrat abzustimmen. Bei der Abstimmung gab es einen ungewöhnlich hohen Prozentsatz von Enthaltungen, die nach Angaben von Vivendi Anlass zu dem Verdacht der Manipulation gegeben haben. Übernahme von Stream verzögert sich
Gleichzeitig verzögert sich die geplante Übernahme des zur australischen News Corp. gehörenden angeschlagenen italienischen Pay-TV-Senders Stream durch den zu Vivendi gehörenden Konkurrenten Telepiu. Am Montag hatten die italienischen Wettbewerbshüter den Zusammenschluss der beiden Sender genehmigt allerdings nur unter harten Auflagen.
Angesichts dieser Einschränkungen überprüft Vivendi nun die Rentabilität der Übernahme noch einmal. Sollte das Votum gegen die Fusion ausfallen, wird Stream wohl den Gang zum Insolvenzrichter antreten müssen und Messier würde die gespannten Beziehungen zu News Corp.-Chef Rubert Murdoch weiter strapazieren.
BskyB-Anteile erfolgreich verkauft
Problemlos gestaltet sich hingegen die Veräußerung der Vivendi-Beteiligung beim britischen TV-Sender BskyB. Deutsche Bank und Goldman Sachs haben den Verkauf von rund 251 Millionen BSkyB-Aktien abgeschlossen. Die Papiere wurden zu einem Preis von 670 Pence je Anteilsschein verkauft. Die Aktien seien fünffach überzeichnet gewesen, teilten die beiden Banken am Mittwoch in London mit.
Die hochverschuldete Vivendi hatte die Veräußerung der BSkyB-Anteile am Vortag bekannt gegeben. Das Aktienpaket entsprach rund 13,4 Prozent an BSkyB und hat dem Mischkonzern jetzt knapp 1,7 Milliarden britische Pfund eingebracht.