Microsoft EU fährt Gates an den Karren
Hamburg - Der EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti bereitet einem Pressebericht zufolge strenge Auflagen gegen Microsoft vor. Der US-Softwarekonzern soll nach Angaben aus informierten Kreisen gezwungen werden, den Media Player vom Betriebssystem Windows zu lösen. Das berichtet die "Financial Times Deutschland" ("FTD").
Der Media Player dient zum Abspielen von Musik, Videos oder Computerspielen und wird fest auf neue Windows-Rechner installiert. Laut dem Bericht gehen die Forderungen Montis weit über den Kompromiss hinaus, der sich im ähnlich gelagerten Kartellverfahren in den USA abzeichnet.
Sollte sich Monti durchsetzen, würde er die Position Microsofts im zukunftsträchtigen Geschäft mit Abspielsoftware schwächen. Bisheriger Marktführer in diesem Bereich ist der US-Konzern RealNetworks.
Ende des Verfahrens noch für dieses Jahr geplant
Monti wolle das Kartellverfahren noch in diesem Jahr abschließen, schreibt die Zeitung. Überlegungen zu Auflagen seien in der EU-Kommission in einer Frühphase. Derzeit studierten Beamte eine Stellungnahme von Microsoft. Die Kommission wolle sich offiziell nicht äußern.
Hintergrund des Verfahrens: Der EU-Wettbewerbshüter hat Bedenken, dass der Softwarekonzern seine marktbeherrschende Position beim Betriebssystem Windows ausnutzt.
Monti kritisiere zum einen, dass Microsoft das Betriebssystem nur in Verbindung mit dem Media Player anbiete und so versuche, den Markt für Mediensoftware zu kontrollieren, so die Zeitung. Zudem mache es Microsoft Wettbewerbern wie dem US-Konzern Sun Microsystems schwer, ihre Serversoftware an Windows anzupassen.
Brüssel wolle den Herstellern von Personalcomputern nun ermöglichen, die Mediensoftware anderer Wettbewerber zu installieren. Dazu müssten vor allem die Lizenzverträge mit den PC-Herstellern geändert werden.
So solle Microsoft gezwungen werden, eine Windows-Version ohne Media Player zu liefern. Nur so sei nach Ansicht der Brüsseler Behörde ein Wettbewerb zwischen Herstellern von Mediensoftware möglich.