Kirch-Pleite Gehen Springer und Murdoch leer aus?
München - Die Insolvenz der Kirch Media entwickelt sich nach Informationen des Handelsblatts auch für den Axel Springer Verlag zu einem ernsten Problem. Denn mit dem Untergang der Kerngesellschaft des Kirch-Imperiums droht Springer der Verlust einer Forderung im Wert von 767 Millionen Euro.
Sie stammt aus der vertraglich vereinbarten Rückkaufsverpflichtung Kirchs für ein Aktienpaket, das Springer an Kirchs TV-Konzern ProSiebenSat.1 hält. Kreise, die Springer nahe stehen, räumten gestern ein, dass die Option Springers mit der Insolvenz "weitgehend wertlos" geworden sei. Da die Option nicht besichert sei, gehöre sie zur normalen Konkursmasse, hatte der neue KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray am Montag betont. Eine Konzern-Sprecherin wollte dies nicht kommentieren.
Der drohende Wertverlust von Kirchs Rückkaufverpflichtung setzt vor allem Springer-Chef Mathias Döpfner unter Druck, der erst seit Januar im Amt ist. Döpfner war es, der Ende Januar die akute Finanzkrise des Kirch-Imperiums auslöste. Er hatte Kirch die Pistole auf die Brust gesetzt und überraschend von Kirch verlangt, das ProSieben-Paket zurückzukaufen. Jezt könnte Döpfner gegenüber Kirch den kürzeren ziehen.
Kaufininteresse Murdochs nach Kirch-Insolvenz?
Der erst 39-jährige Journalist versucht nun, sein Image als Manager zu retten. Aus Kreisen des Springer-Vorstands ist zu hören, Döpfner drohe, die Sanierung des Kirch-Imperiums im Rahmen des Insolvenzverfahrens auf Jahre gerichtlich zu verzögern. Notfalls werde Springer durch alle Instanzen ziehen, wenn der Insolvenzverwalter nicht zumindest einen Teil der offenen Forderung aus dem Aktienpaket anerkenne.
Auch Rupert Murdochs muss sich Sorgen um sein Geld machen und kämpft um seinen Anmteil am Kirch-Erbe. Zwar hat er seine 22-prozentige Beteiligung an Premiere im Wert von 1,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr vollständig abgeschrieben. Eine Put-Option, die im Oktober wirksam wird, berechtigt ihn aber, seine Anteile an Premiere zum garantierten Preis von 1,7 Milliarden Euro an Kirch zurückzugenben. Wegen dieser Put-Option sei Murdoch "um jede Stunde dankbar", die noch vor der Insolvenz liege, hieß es in Branchenkreisen. Es sei nämlich unklar, was in einem solchen Fall aus der Put-Option werde.
"Wir haben deutliche Anzeichen, dass BSkyB ein Interesse an einer Übernahme von KirchPayTV hat", hieß es am Dienstag in Kreisen der Kirch-Gesellschaft. BSkyB dementierte allerdings ein Kaufinteresse, das auch in Bankenkreisen als unwahrscheinlich bezeichnet wurde. Ein Premiere-Sprecher bestätigte nur, es gebe Gespräche mit den Gesellschaftern über die Zukunft des Senders.
Entgegen aller anderslautenden Meinungen gilt in Branchenkreisen Murdochs Einstieg als wahrscheinlichste Lösung - vor oder nach einer Premiere-Insolvenz. Der "Süddeutschen" zufolge machte der Medienzar bereits vor drei Wochen ein Gebot von 600 Millionen Euro.
Ein Insolvenzantrag für KirchPayTV war eigentlich für Dienstag erwartet worden. Bis zum Dienstschluss war beim Amtsgericht aber kein solcher Antrag eingegangen, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Anstehenden Zahlungen könne KirchPayTV nicht nachkommen, wenn nicht in letzter Minute noch ein Geldgeber gefunden wird.
Desweiteren wurde heute bekannt, dass bei Kirchs Gläubigerbanken offenbar zusätzliche Prüfungen des Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen stattfinden. Auch Kirchs größter Gläubiger, die Bayerische Landesbank, ist laut Medienberichten betroffen. Weder das Amt noch die Bank wollten dazu Stellung nehmen. In Bankenkreisen hieß es, solche Prüfungen seien "nicht unüblich". Im Fall Kirch seien vermutlich alle Gläubigerbanken betroffen.