SAP Mit Israelis gegen Microsoft
Walldorf - Bisher schien es, dass SAP mit selbst entwickelten Produkten in seine neue Mittelstandsoffensive gehen wollte. SAP-Chef Hasso Plattner hatte noch Ende Februar in einem "Handelsblatt"-Interview gesagt, eine Übernahme anderer Firmen berge beträchtliches Risikopotenzial, es gäbe wenige geeignete Kandidaten. Plattner räumte freilich auch ein, dass viele kleine Softwareschmieden derzeit günstig zu haben seien.
Bei der Firma TopManage hat das Preis-Risiko-Verhältnis offenbar gestimmt. SAP bestätigte am Dienstag, dass der deutsche Konzern die israelische Firma übernommen habe und deren Software die Basis für ein neues Paket bilden solle, das sich an kleine und mittlere Unternehmen richtet.
Die israelische Firma beschäftigt nach Zeitungsberichten rund 80 Mitarbeiter und betreut rund 5000 Nutzer, vor allem in Südamerika, dem Mittleren Osten und Teilen Osteuropas. Die Software gelte als einfach zu installieren und sei zudem bedienerfreundlich, hieß es.
SAP konkurriert mit Microsoft
Die eigene SAP-Mittelstandssoftware galt Beobachtern bisher als zu schwerfällig und kostspielig. Analysten begrüßten die TopManage-Übernahme als richtige Reaktion auf dieses Dilemma. Bisher hat SAP seine Stärken vor allem im Geschäft mit Großkunden. Selbst diese benutzen die SAP-Software aber oft nur in ihren Konzernzentralen und verwenden in ihren Werken die Plattformen von Konkurrenten wie IFS, Intentia oder Great Plains, welches mittlerweile zu Microsoft gehört.
Der Gates-Konzern aus Seattle hatte erst Ende Februar angekündigt, über seine Einheit Great Plains kleineren Kunden Software für die Verwaltung von Kundenbeziehungen (Customer Relationship Management, CRM) anzubieten. Microsoft hält die Unternehmenssoftware für mittlere und kleinere Unternehmen nach eigenen Angaben für den "nächsten Milliarden-Markt".
.Net-Strategie offen für SAP
Microsoft-Chef Steve Ballmer gab unterdessen auf der Cebit bekannt, dass SAP die neue .NET-Strategie von Microsoft unterstützen werde. Dabei handelt es sich um eine Sammlung technischer Verfahren für den Austausch von Daten über das Internet. Künftig werde es möglich sein, eine SAP-Umgebung für die
elektronische Abwicklung betriebswirtschaftlicher Prozesse mit den Mitteln der .NET-Plattform anzupassen und so auf spezifische Bedürfnisse von Firmen zu reagieren, sagte Ballmer.
SAP führte gegen 11 Uhr am Mittwoch die Rangliste im Dax an. Das Papier notierte bei 168,90 Euro und stieg gegenüber dem Vortagesschluss damit um 1,75 Prozent.