Surfen Wie ein Fisch im Glas
London - Das Internet ist ein Meer von Informationen, und die Surfer werden in dieser Flut umhergetrieben. Das haben Internetforscher herausgefunden, wie BBC Online heute berichtet. Die Konzentrationsspanne beim Surfen soll demnach auf neun Sekunden sinken - genauso lange, wie sich ein Goldfisch konzentrieren kann.
"Wenn wir unsere Zeit damit verbringen, von der einen zur nächsten Sache zu huschen, können wir uns angewöhnen, uns nicht mehr zu konzentrieren", sagt Web-Spezialist Ted Selker vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Von Infos erschlagen
Der Grund für die Konzentrationsschwäche: Surfer werden von der Flut der Informationen erschlagen. "Wenn ich im Internet bin, ist meine Konzentrationsspanne für einzelne Dinge kürzer, weil es so viel gibt, aus dem ich auswählen kann", sagt ein amerikanischer Surfer. Anstatt sich auf eine Sache zu konzentrieren, sind viele Surfer von der Informationsflut schnell gelangweilt - viele weigern sich gar, längere Zeit auf einer Seite zu bleiben. Selbst wenn das Angebot interessant ist, verweilen die meisten Surfer höchstens eine Minute.
Eine Herausforderung für kommerzielle Webseiten, denn diese leben davon, dass der Surfer nicht so schnell zum Konkurrenten klickt. Der ist nur einen Mausklick entfernt. Eine erfolgreiche Seite muss den Leser deshalb an sich reißen, meint die Psychologin Pam Briggs aus Nottingham: "Wenn eine Webseite den Leser an sich bindet, bleibt der Surfer aufmerksam, anstatt zur nächsten Seite weiter zu klicken."
Plan soll helfen
Nicht nur Webseiten, auch E-Mail und Instant Messaging sollen nach Meinung der Forscher eher Ablenker als Konzentrationsförderer sein. Selbst wenn man wichtigere Dinge zu tun hat, lässt man sich leicht von seinen E-Mails ablenken, so Briggs. Selker hat einen Tipp gegen das Getriebenwerden im Netz: Man solle sich vor dem Einloggen einen schriftlichen Plan machen und ein Ziel setzen, das man beim Surfen verfolgt. Das soll verhindern, dass man nächtelang grundlos durch das Internet surft. "Wenn man nicht weiß, warum man das tut, wird man von den interessantesten Worten in einem endlosen Meer von Informationen umhergestoßen."
Prompt entbrannte bei BBC Online eine Debatte um die Ergebnisse: Surfer wie der Londoner Mark Wood meinen, dass die Schnelligkeit des Internet unserer Zeit entspreche: "Es spiegelt unser schnelleres Leben wider. Das kann nicht alles schlecht sein, oder?" Der englische Surfer Matt Adams behauptet, nicht die Konzentrationsspanne sei Schuld am schnellen Surfen, sondern die Toleranzgrenze: "Der Grund, warum ich nicht auf einer Seite bleibe, ist entweder, dass ihr Design überladen ist, oder dass ich mit Pop-Up-Fenstern bombardiert werde." Und Bob Pinder hält die ganze Debatte für Unsinn: "Meine Konzentration ist so gut wie imm..."